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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Autographische Tinte; Autographische und Lithographische Tinten

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Autographische und litographische Tinten.

Autographische und Lithographische Tinten.

So wichtig der Hektograph auch zur Vervielfältigung von Schriften ist, so leidet er doch an zwei Uebelständen. Einmal ist die Zahl der durch ihn herstellbaren Abzüge eine ziemlich beschränkte (30-60); anderntheils sind die Schriftzüge, weil aus Anilinfarben bestehend, sehr vergänglich. Will man letzteres vermeiden und eine unbegrenzte Zahl von Abdrücken erhalten, so muss man zu einem anderen Verfahren, dem sog. autographischen, greifen. Hierbei wird die Schrift mit einer besonderen Tinte auf Papier geschrieben und dann, nachdem dieses auf der Rückseite befeuchtet, durch mehrmaliges Ueberwalzen auf den sog. lithographischen Stein übertragen. Hier wird die Schrift auf gewöhnliche Weise mit Buchdruckerschwärze behandelt, so dass man tausende von Abzügen von derselben Dauerhaftigkeit wie jeder Druck erhalten kann.

Man kann mit der gleich zu besprechenden autographischen Tinte auf jedem Papier schreiben. Dieselbe liefert aber bei ihrer eigenthümlichen Natur, weil sie leicht ausfliesst, ziemlich breite Schriftzüge. Soll dies vermieden werden, wie es z. B. beim Vervielfältigen von feinen Zeichnungen und Baurissen nothwendig ist, so muss man zum Schreiben oder Zeichnen ein besonders vorbereitetes Papier benutzen.

Man stellt zuerst zwei Lösungen dar: Eine 10%ige Gelatine- und eine 5%ige Tanninlösung. Beide müssen durch Filtration vollständig geklärt werden. Feines, ungeleimtes Papier wird mittelst des sog. Kopirpinsels mit der Gelatinelösung getränkt, nachdem diese eingezogen, mit der Tanninlösung bestrichen. Jetzt lässt man antrocknen und wiederholt diese Operation 2-3 mal. Nach dem letzten Antrocknen wird das Papier entweder mittelst einer Satinirwalze oder durch vorsichtiges Plätten mit einem mässig warmen, schweren Plätteisen geglättet. Ein derartiges Papier nimmt die feinsten Striche an und kopirt sie ebenso.

Ihrem Zwecke entsprechend muss eine Tinte, welche auf einen lithographischen Stein übertragen und hier Druckerschwärze aufnehmen soll, fetthaltig sein. In Wirklichkeit ist eine autographische Tinte eine Lösung überfetteter Harz- und Wachsseifen. Die Darstellung ist keine ganz leichte, sie erfordert eine gewisse Vorsicht und Uebung. Wir geben im Nachstehenden eine von uns erprobte, von Lehner veröffentlichte Vorschrift.

Autographische Tinte.

Grundmasse.

Wachs, gelbes 300,0

Seife, Venet. 300,0

Schellack 125,0

Mastix 100,0

Talg 75,0

Harz 25,0

Kienruss 75,0.