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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Tinten

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Tinten.

wiederum schwarz hervortreten; aber die Gefahr liegt nahe, dass durch eine solche Ueberpinselung die Schriftzüge gänzlich verwischt werden. Diese Methode ist deshalb mit der grössten Vorsicht anzuwenden. Weit besser ist folgende Methode.

Man taucht das Schriftstück rasch in eine 1%ige Lösung vollständig eisenfreier Salzsäure, lässt abtropfen und flach ausgebreitet so weit antrocknen, dass das Papier nur eben feucht ist. Dann breitet man dasselbe auf einer Glastafel aus, bestäubt die Schriftzüge mit äusserst fein gepulvertem Blutlaugensalz, legt eine zweite Glasplatte darüber und beschwert diese, damit das Pulver fest an die Schriftzüge angedrückt wird. Nach 1-2 Stunden nimmt man die obere Glasplatte ab, trocknet das Papier an einem warmen Ort völlig aus und stäubt das Blutlaugensalzpulver mittelst feinen Haarpinsels vorsichtig ab. Die Schriftzüge erscheinen nun, in Folge der Bildung von Berliner Blau, schön blau gefärbt. Selbstverständlich muss hierbei das Papier noch so viel Feuchtigkeit besessen haben, dass eine chemische Reaktion eintreten konnte. Soll das Dokument übrigens nicht nur leserlich, sondern auch als solches aufbewahrt werden, so ist es nothwendig, ihm die etwa noch anhaftende Salzsäure zu entziehen. Es geschieht dies, indem man das Papier zuerst in eine 1-2%ige Lösung von Natriumbicarbonat und dann wiederholt in reines Wasser eintaucht. Nach dem Abtropfen trocknet man es zwischen Fliesspapier, mit Hülfe eines warmen Plätteisens gut aus.

Eine dritte Methode bewirkt das Leserlichmachen der vergilbten Schriftzüge dadurch, dass das Eisensalz derselben in schwarzes Schwefeleisen übergeführt wird. Diese Methode ist am ungefährlichsten, aber die mit ihr wieder erhaltenen Schriftzüge blassen in verhältnissmässig kurzer Zeit wieder ab, indem das entstandene, ungemein fein vertheilte Schwefeleisen rasch wieder oxydirt wird. Man verfährt folgendermassen:

Auf dem Boden eines nicht zu hohen Kastens werden einige Schälchen mit Schwefelammon aufgestellt; einige Centimeter über diesen ist ein mit dünner Gaze bespannter Rahmen angebracht. Auf diesen Rahmen wird das vorher mit einem nassen Schwamm angefeuchtete Schriftstück gelegt und nun der Kasten der Beobachtung wegen mit einer Glastafel völlig bedeckt. Nach einiger Zeit werden die Schriftzüge so deutlich hervortreten, dass sie mit Leichtigkeit zu lesen und abzuschreiben sind.

Bei Schriftstücken neueren Datums kann es sich auch um Anilin- oder Chromtinten handeln. Bei ersteren ist, sobald die Schrift unleserlich geworden, alle Mühe vergeblich; eine Auffrischung ist vollkommen ausgeschlossen. Anders liegt die Sache bei den Chromtinten. Ob man eine solche vor sich hat, davon kann man sich leicht durch ein Betupfen mit Essig oder verdünnter Essigsäure überzeugen. Ist das Blauholzextrakt der Chromtinte noch nicht vollständig zerstört, so wird man ein Rothwerden der Schriftzüge bemerken. Ist hierdurch eine Blauholztinte, einerlei