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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Von der Gestalt und dem Aussehen der Stadt Ulm

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wie es ihnen in den Mund kommt, wodurch der Ruhm dieser Kirche vielfach entehrt und dem Volk viel Ärgernis gegeben wird. Aber auch der Kirchhof wird bei Nacht nicht geschossen, und es ist zu befürchten, ja es ist eine unzweifelhafte Erfahrung, daß sehr oft vieles Ungeheuerliche begangen wird, wodurch der heilige Ort entheiligt und entweiht wird. Deshalb ist es nötig, daß der Pfarrer Macht zu manchen bischöflichen Handlungen (pag. 42) habe. Besonders jedoch erfreut er sich größerer Privilegien als andere Pfarrer in bischöflichen und mehreren anderen Dingen, die ich übergehe.

Es kehrten also nach der Übersiedlung, dem Wiederaufbau und der Einweihung der Pfarrkirche die Ulmer zur Vollendung ihrer Stadt und zum Schluß ihrer Ringmauern zurück, denn die Stadt war noch nicht überall geschlossen. Aber zum Abschluß des Werkes legten alle, auch die Vornehmsten der Stadt, Hand an, und hierin hielten sie sich noch besser als die Vornehmsten von Jerusalem, zu dessen Wiederherstellung diese nicht Hand anlegten, wie Nehem. 2 steht. Und sie errichteten auch andere Türme außer den Tortürmen, und weil das Volk sich von Tag zu Tag vermehrte und die Stadt zu einer Geschäftsstadt wurde, fügten sie zu den 3 andern, früher erbauten Toren noch 2 neue, das Neue Tor und das Gänstor, und so standen 5 Tore, nämlich das Herdbruckertor, das Tor der heil. Jungfrau (Frauentor), das Neuetor, das Gögglingertor und das Gänstor. Es gibt auch andere kleine und nicht benutzte Tore gegen die Donau hin, bei denen kein Eingang noch Ausgang für Fremde ist; deswegen werden sie nicht gerechnet.

Kap. 2.

Von der Gestalt und dem Aussehen der Stadt Ulm.

Die Stadt Ulm befand sich von der Zeit ihrer Erweiterung, nämlich vom Jahr 1138, bis zum gegenwärtigen Jahr 1488 in beständiger Zunahme, bis sie die schönste Form des Aussehens erreichte, die wir jetzt in der Gegenwart sehen. Diese Gestalt können wh. in zweifacher Weife betrachten, nämlich von außen und von innen. Von außen hat sie folgende Anlage. Die Stadt Ulm ist am Ufer der Donau fast in einen Kreis hingestellt. Gegen Süden hat sie 2 Tore, nämlich das der Metzger, durch das der Ausgang auf den Fleischmarkt und an den Fluß Blau geht, der hier von den Mauern eingeschlossen durchfließt; das Tor heißt das der Metzger, weil es nur zu deren Gebrauch dient (pag. 43), und hat einen schönen darüber hervorragenden Turm. Das andere Tor ist das Herdbruckertor, durch das man die Donau auf einer Brücke überschreitet, und weil außerhalb desselben sehr weitgedehnte Felder zur Weide für die Herden sich befinden, so heißt es Herdbruckertor. Dieses Tor hat einen hohen und oben mit mehreren Spitzen verzierten Turm und trägt vornen ein großes ausgehauenes Kreuz mit den gemalten Bildern der Kurfürsten des Reichs und ihren Wappenzeichen. Auf diesem sind immer zwei Trompeter als Wächter, die morgens und abends und um Mitternacht und bei Ankunft von Bewaffneten blasen und lärmen. Gegen Osten ist nur ein Tor, Gänstor genannt, das neu ist. Als dieses gebaut wurde, fragten die Werkmeister den Leiter des Baus