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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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Schreiber und Diener. Denn die Kanzellei der Ulmer ist eingerichtet nach Art der königlichen Kanzelleien; in derselbigen kommen jederzeit und plötzenlich gar verschiedene und wichtige Fälle vor, und ist darum daselbst ein fortwährend Hin- und Herlaufen. Es werden derowegen junge Leute, die zu dergleichen Geschäft geschickt zu machen sind, aus ehrbaren Häusern von weit her nach Ulm auf die Kanzellei gesandt, daß sie daselbsten wie aus einer Universität studieren und vorwärts kommen, und die daselbsten geschult sind worden, die sind in andern Städten für erprobte Stadtschreiber geachtet. Der jetzige Stadtschreiber ist Herr Caspar Schwertfer, ein Mann von Verstand, allzeit dienstfertig und arbeitsam, rechtschaffen und fest auftretend: der lehret viele junge Leute und nähret geschulte Männer in dieser seiner arbeitsvollen Kanzellei.

Wieder andere werden vom Rat der Stadt erwählet zu Stadtkassenbeamten, die man nennet Stadtrechner oder Steurherren, die alles Geld für die Stadt einzunehmen haben, das da aus allerhand Abgaben oder Steuern, aus Zöllen, Kopfsteuern, Grundlasten und Geldstrafen fließet, und davon Rechnung ablegen dem Steuermeister, zu dessen Handen viel Geld gebracht wird, und der dann Rechenschaft ablegt. Und so lieget diesen Herren viel Sorge und groß Last ob, sowohl mit den Einnahmen als gleich auch mit dem richtig Ansetzen und alles recht Aufschreiben. Diese Steuerherren gehen zu seiner Zeit durch die ganze Stadt zu Fuß herum, und schreiben die Gassen mit allen Häusern ein, und mit den Familien, je nach den Häusern auch die einzelnen Personen der Familien, damit sie wissen, welchen Beitrag sie bekommen werden, und damit die Stadt nicht Schaden leiden könne durch Betrug.

Noch andere werden von den Oberen erwählt zu Baupflegern unserer lieben Frauen Pfarrkirche. Denn derselbigen fällt ein gar groß Vermögen zu von Lebendigen und von Sterbenden, von Vermächtnis und von den Eingängen vom Kirchengut.

Und außer diesen erwählet der Rat die, welche dem Hospital der Armen vorstehen, und von dem Spitalhofmeister sich Rechnung tun lassen und dem Spitalpfarrer auszahlen was ihm zukommt, und verfügen und sorgen für die ehrliche und mögliche Verpflegung der armen Leut und Pilgrime die auf der Wanderschaft in Ulm ankommen: die Spitalpfleger. Denn das Hospital in der Stadt Ulm ist gar reich an Besitztum, an Höfen und Grundstücken, an Zinsen und Abgaben, an Zehenten und an täglichem Almosen. Darum gemeinlich gesagt wird, daß es eine einzige Tasche sei, in welche gelegt wird das Geld der Stadt, das sie empfänget aus Steuern, Zoll und so weiter, und das Geld unserer lieben Frauenkirch und des Spitals..

Auch erwählet man weiter etliche Hausarmenpfleger, des bürgerlichen Almoskastens, für die Armen, die nicht im Hospital, sondern in den Häusern sind. Die forschen aus, welchen es nötig wäre, zu betteln von Tür zu Tür, oder vor den Kirchentüren; damit solche nicht aus Vorwand der Armut mit Betteln nur dem Müßiggang nachgehen,

Aus den Ratmannen erwählet man wieder andere sonderlich wackere Männer, welche den Herrschaften von Baronen und Grafen vorstehen; man nennet sie Landpfleger, und ihres Amts Mühwalten ist nicht klein.

Auch den Häusern und Kirchen der Ordensbrüder werden Pfleger und Schützer von den Ratmannen gesetzet, die Klosterpfleger, die aber nicht vom Rat, sondern von den Ordensbrüdern selber erwählet werden: die geben dann die Namen der Erwähleten dem Rat an und