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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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Kloster, indem er alles einzeln durchforschte. Nachdem er dann die Visitation vollendet hatte, gewährte er die Bitte des Abtes, der sein Amt freiwillig in die Hände des Herrn Kardinals und des Klosterkonvents niederlegte und auf seine Würde verzichtete. Nachdem nun der Abt sein Amt niedergelegt hatte, forderte der Kardinal die Mönche auf, sie sollen sich nach einem andern Haupt umsehen, nach einem frommen und tüchtigen Mann, und setzte ihnen drei Wege des Rechts einen Prälaten zu wählen auseinander: sie sollten wählen entweder durch allgemeine Inspiration, oder durch Kompromiß 1) oder durch Scrutinium. 2) Es wurde nun der mittlere Weg des Kompromisses einstimmig von allen gewählt, und auf drei Personen vereinigte sich der ganze Konvent, nämlich aus den verehrungswürdigen Herrn Peter von Schonburg, Kardinal und Bischof von Augsburg, ferner Herrn Ulrich Hablitzel, Abt in Wiblingen, und auf Herrn Leonhard Gossel, Vikar des Bischofs von Augsburg. Als nun der Tag bestimmt und die Messe der Sitte gemäß gefeiert und alles, was von Rechtswegen zu beobachten ist, richtig und feierlich beobachtet war, schritten die drei eben genannten Herren zur Wahl und wählten einstimmig zum Abt von Elchingen den verehrungswürdigen Mann Herrn Paul Kast von Ulm aus der ehrbaren nicht ganz geringen Familie der Ulmer Kast, aus der auch der vorhergehende Abt Herr Friederich gewesen war. Und obwohl der genannte Herr Paulus noch ein junger Mann war, der ja erst neulich von der Universität Wien gekommen war und seine Primiz gefeiert hatte, so glaubte man doch, daß er das Herz eines Alten im Busen trage und seinem Verstande nach zu verehren sei wie ein Graukopf (pag. 166). Deshalb war er auch vor vielen Älteren im Jahr des Herrn 1461 am 4. Tag des Monats Januarius gewählt worden und regiert bis heute 28 Jahre lang glücklich, so lange es Gott gefällt. Denn gleich nachdem er gewählt worden war, begann er nicht lässig zu handeln, sondern trachtete mit voller Anstrengung nach der Wiederherstellung des Klosters in frommen Personen, in Gebäuden und in zeitlichen Gütern. Wie viel aber das Kloster Elchingen unter diesem verehrungswürdigen Mann in Frömmigkeit, gutem Ruf, Personen, Reichtum und Gebäuden gewann, davon reden laut, wenn auch der Mund schweigen würde, seine Werke und zeugt der Erfolg, und es ist bei mir kein Zweifel, daß von der ersten Einrichtung dieses Klosters an es niemals so ruhmvoll und gerühmt gewesen ist, wie heute. Denn von Grund aus erneuerte der treffliche Mann die Gebäude des Klosters, die bis auf seine Zeiten eng und schlecht angelegt gewesen waren, und vollendete es in so prächtiger und herrlicher Arbeit, daß es nicht ohne Staunen gesehen werden kann. Jedoch noch viel mehr und dem Kloster Nützlicheres, was nicht mit Augen gesehen wird, wurde durch den Eifer dieses Mannes mit erworben. Dazu verfügte wegen der hohen Verdienste dieses Prälaten und des offenbaren Rufs seines Klosters der allerheiligste Vater, der Herr Papst Sixtus, der vierte dieses Namens, gewisse besondere Privilegien und geistliche Gnaden. Und der durchlauchtigste Kaiser Friedrich III nahm dieses Kloster von Neuem in Schutz und überließ ihm große, durch kaiserliche Siegel auf immer bewilligte Prärogativen. Aus diesem Kloster endlich wurden zu unserer Zeit an andere bedeutende Orte Prälaten gewählt und manche Klöster durch Väter, die aus ihm genommen waren, reformiert. Vor allem aber besonders

1) Beim Kompromiß übertragen die Wählenden ihr Wahlrecht auf Einen oder mehrere, die dann die Wahl vollziehen.

2) Scrutinium, die Wahl durch versiegelte Stimmzettel oder Kugelung.