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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Von den Klöstern Medingen und Medlingen

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hochberühmt macht dieses Kloster, wie auch andere Klöster dieses Ordens, das, daß eifrige Gastfreundschaft allen Pilgern gewährt wird und sehr reichliche Almosen den Armen gegeben werden und daß alles, was man, wie oben geschehen, zum Lob des Ordens des hl. Benedikt sagen kann in dem Kloster, von dem wir reden, sich findet. Es hat mich aber gut gedünkt, in dieser meiner Reisebeschreibung (in hoc meo evagatorio) über dieses ausgezeichnete Kloster ausführlicher zu reden, weil ich von ihm nach der Gnade des genannten Vaters und Herrn Abtes eine besondere Unterstützung gehabt habe zur Ausführung meiner Reifen in die überseeischen Länder (pag. 167) zum heiligen Grab und nach Jerusalem und nach anderen heiligen Stätten.

Kap. 4.

Von den Klöstern Medingen und Medlingen.

Nach Elchingen folgen in der oben versprochenen Reihenfolge die zwei Nonnenklöster des Predigerordens Medingen und Medlingen. Ich wollte aber von diesen zweien besonders reden in der Abhandlung von Ulm, obgleich beide in einem Teile von Bayern sind, deshalb weil in beiden Klöstern viele Töchter von Ulmern leben und gewissermaßen regieren.

Medingen, ein stattliches, altes Kloster der Mägde Christi, ist von den edlen Grafen von Dilingen, Kyburg und Habsburg gegründet worden unter der Regel des hl. Augustinus und der Sorge der Predigerbrüder. Manche glauben, dieses Nonnenkloster habe vor der Einführung des Predigerordens bestanden und sei nachher diesem Orden übertragen und einverleibt worden. Denn viele Nonnenklöster sind dem Predigerorden einverleibt worden, die doch lange vor dem hl. Dominikus unter der Regel des hl. Augustinus lebten und büßende Schwestern hießen, dergleichen auch die Schwestern in Kirchen und Medingen, jetzt unseres Ordens, waren. Aber sie waren nicht gewaltsam dem Orden unterworfen worden, sondern der Orden war auf ihre dringenden Bitten durch den apostolischen Stuhl gezwungen worden, sie aufzunehmen. Nachdem aber das Kloster Medingen mit dem Orden verbunden worden war, begannen die Schwestern auf wunderbare Weife zuzunehmen und an Zahl so sehr sich zu vermehren, daß der Ort sie nicht mehr sassen konnte und ihre Güter für die Ernährung so vieler Personen nicht mehr hinreichten. Daher wurde ihre Armut und Beschwerde vor Papst Clemens IV gebracht, (pag. 168) der im Jahr des Herrn 1265 an der Spitze der Kirche stand, und dieser gab ihnen die Erlaubnis, ein anderes Kloster ihres Ordens einzurichten, in das 15 Schwestern von Medingen zur Erleichterung für dieses Kloster versetzt werden sollten. Als dies unter den Adeligen bekannt worden war, wendete der edle Herr Walther von Vaimingen 1) den Schwestern sein Dorf Medlingen zu mit allen seinen Gütern und was dazu gehört, unter Beihilfe und in Anwesenheit des edlen Herrn Heinrich Spet und vieler Edlen, die hilfreiche Hände reichten zum Bau des Klosters Medlingen im Jahr des Herrn 1266 am 7. Mai. Als aber das Kloster gebaut war, schickten die Medinger 15 Schwestern nach Medlingen. Diese kanten an den Ort und dienten in größter Frömmigkeit Gott, und zu ihnen strömten viele andere Jungfrauen von edlen Familien. Von solcher Liebe aber war Herr Walther, Freiherr von Vaimingen, ihr Stifter, gegen sie erfüllt, daß er täglich an ihrem Tages-Gottesdienst teilnahm und ost in den Nachtstunden zur

1) Veesenm.: Wohl Feimingen an der Donau, zwischen Gundelfingen und Lauingen.