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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Von dem Kloster Ottenbüren

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statt. Endlich im Jahr des Herrn 1486 am Tag der Reinigung 1) der hl. Jungfrau Maria kam von Weissenhorn in das Kloster der Ritter Ludwig von Hasperg mit vielen Edlen, und sie zwangen den ehrwürdigen Herrn Georg Maler, den Abt des Klosters und alle Mönche, den Schutz der Ulmer aufzugeben und den Herzog von Bayern als Herrn und Schutzvogt anzunehmen. Und dies tat er deshalb, um das Volk in den Dörfern des Klosters in seiner Dienstbarkeit zu haben und im Kriegsfall gegen die Ulmer zu benutzen. Der Abt aber, der den widerrechtlichen Vorgang fah, ergriff bei Nacht die Flucht, nahm alle goldenen Kleinodien und silbernen Gefässe mit sich und floh zu seinen ordnungsmäßigen Schutzherren, den Ulmern, im Vertrauen auf ihre Hilfe und ihren Rat. Die übrigen Mönche aber blieben im Kloster und traten widerspenstig gegen die Vorschriften und Befehle ihres Prälaten auf, und gegen sie erlangte der Abt (pag. 172) vom apostolischen Stuhle die schwersten Censuren, um die sie sich jedoch gar nicht kümmerten. Endlich verlangte er von dem Herzog von Bayern, daß ihm sein Kloster zurückgegeben werde, und da er es nicht hergeben wollte, erlangte er vom apostolischen Stuhl eine unerträgliche Verfluchung gegen alle, die das Kloster angegriffen hatten, und vom Kaiser die Vollmacht, sich mit Gewalt Recht zu schaffen gegen den Herzog von Bayern und die Seinigen, und die Reichsacht. Daher griffen viele Anhänger des Abtes das Gebiet und die Leute des Herzogs von Bayern an und nahmen einige Burgen in der Nähe von Ulm weg, täglich fanden Beraubungen und Plünderungen in der Umgebung der Stadt Ulm statt und die Beute wurde nach Ulm gebracht und es war eine schreckliche Beunruhigung der Gegend, wie sie nie gesehen worden war. Denn es waren keine anderen Kriege, außer daß dieser Abt nach dem Befehl des Kaisers seine Leute in den Städten hielt, die alle zum Herzog von Bayern Gehörigen gefangen nahmen und mit Geld straften; hiebei wurde jedoch viel Menschenblut vergossen. Es dauern aber die Wirren bis aus das gegenwärtige Jahr d. h. von der Geburt des Herrn 1489 fort. Was aber schließlich geschehen soll, werden wir in der Folgezeit sehen.

Kap. 6.

Von dem Kloster Ottenbüren. 2)

Ottenbüren ist ein sehr altes Kloster des Ordens des hl. Benedikt, sehr berühmt durch den Leichnam des hl. Alexander, eines der Märtyrer von den sieben Brüdern, 3) und hatte einst sehr bedeutenden Reichtum und nicht geringe Macht an Land. Da in diesem Kloster alle Frömmigkeit der Vergessenheit (pag. 173) überliefert worden war und da und dort die Güter des Klosters verschleudert wurden, versuchte der in Christo hochehrwürdige Herr Petrus, Kardinal und Bischof von Augsburg, es in früheren Jahren zu reformieren. Aber da er die Schwierigkeit fah, stand er davon ab. Hieraus nach dem Tode des genannten Herrn Kardinals nahm der ehrwürdige Herr Ioannes von Werdaberg, der Nachfolger des Herrn Kardinals in dem Bistum Augsburg, der den Übermut dieser Mönche nicht ertragen konnte, reformierte Mönche aus dem Kloster zu Sanct Ulrich in Augsburg und aus dem Kloster Elchingen und

1) Sanctificationis wohl = purificationis, Mariä Reinigung, 2. Februar.

2) Lexik. von Schwaben, S. 357: Ottenbeuren ist 764 von Silach, einem Grafen des Illergaus und Herzog von Franken, nebst seiner Frau Erwinswind und 3 Söhnen Gauzibert Bischof, Totto und Dagobert gestiftet worden.

3) Die sieben Brüder, Söhne der hl. Felicitas, welche zu Rom am 10. Juli 160 den Märtyrertod fanden.