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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Von dem Kloster Hegbach

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spruchs seiner Brüder zu ertragen hatte, kann nicht leicht erzählt werden. Denn in solcher Gefahr stand sein Leben, daß er insgeheim einen Panzer unter seinem Rock trug und so im Chor, Kapitel und Refektorium an der Spitze seiner ungeduldigen Klosterbrüder stand. Mit großer Mühe also und vielen Sorgen brachte er dieses Kloster zu solcher Vollkommenheit, daß es ein Muster aller Klöster in Alemanien wurde und andere Klöster von ihm aus reformiert wurden, weil es mehrere eifrige und verständige Männer hatte. Auf diesen begnadeten Vater folgte der ehrwürdige Herr Ioannes Palmer, der einige Jahre das Amt versah und dann auf die Leitung ganz verzichtete, da er der Ruhe zu leben wünschte. An seine Stelle trat der ehrwürdige Pater und Herr Konrad Ruch, det: noch heute mit Glück und Nutzen über das ihm anvertraute fromme Kloster herrscht. Den Namen aber hat (pag. 178) dieses Kloster Wiblingen von einem Bach, der an dem Kloster vorbeifließt und Wien 1) heißt, und es wird Wiblingen von "Wien" und "ligen" genannt, weil es an dem Bach Wien liegt.

Kap. 8.

Von dem Kloster Hegbach.

Hegbach (Heggbach), Hettbach, Hebbach oder Hebacht, das Kloster der hl. Jungfrau Maria vom heiligen Cisterzienser Nonnenorden oberhalb Wiblingen, kommt jetzt zur Schilderung. Es ist also das Kloster Hegbach heute durch den Geruch eines guten Rufes überall in Schwaben bekannt und es pflegt mit den eben erwähnten Namen benannt und bezeichnet zu werden und zwar nicht blos zufällig, sondern rechtmäßig. Denn Heggbach heißt es darum, daß der Ort vor der Gründung mit Hecken, Brombeerstauden, Rasen und Dornen dicht bewachsen war und mitten durch das Gesträuch eine kleine und ein Bächlein bildende Quelle floß. Der Ort bekam seinen Namen von beiden, von den Hecken und dem Bächlein und wurde Heggbach genannt, und noch heute fließt daselbst ein Wasser, wenn auch ein kleines. Oder heißt es Hettbach, wie wenn es nach dem Wunsch genannt würde: "Hätte doch der Ort einen Bach! " Denn fließendes Wasser ist notwendig und nützlich, wo eine Wohnung der Menschen ist; und als der Ort den Schwestern zu einem Kloster gegeben worden und fast kein Wasser daselbst war, sagten sie kurzweg und geduldig: "hett bach! " wie wenn sie sagen wollten: "der Ort gefällt uns schon, wenn er nur einen Bach hätte! " Es wird auch Hebbach genannt, denn als die Frauen an den Ort gekommen waren, dingten sie Grabarbeiter und versuchten mit vielen Kosten und Anstrengungen auf verschiedenen Wegen fließendes Wasser in das Kloster zu führen, weil für die Frauen Wasser notwendig ist, aber vergeblich strengten sie sich an, und das Land schien überall die Gewässer und Bächlein festzuhalten, daß sie nicht flossen. Daher sagten sie, von vieler Mühe ermattet, auf deutsch (pag. 179): hebbach, hebbach! wie wenn sie sagen wollten: Erde halte fest, daß kein Bach herausfließt. Oder können wir sagen: wie gemeiniglich die Cisterzienserklöster schöne Namen haben von irgend einem ehrbaren Wirken und wenn nicht in gemeinem Deutsch, so doch auf Lateinisch allen ihren Klöstern die für ihre Frömmigkeit passenden Namen gegeben worden sind, wie z. B. das Kloster desselben Ordens in der Nähe von Hegbach Bona Cella genannt wird und gewöhnlich den Namen Gutenzell 2) behielt, so wurde auch

1) Veesenm.: Das Flüßchen heißt jetzt Weihung.

2) An der Roth, westlich von Kellmünz an der Iller.