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Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz

M. Gottfried Büchner, E. Ch. Lutz, H. Riehm, Verlag von Ferd. Riehm, Basel, 1890

Exegetisch-homiletisches Lexikon über alle Sprüche der ganzen heiligen Schrift für Geistliche, Lehrer, Sonntagsschullehrer und die Familie.

Schlagworte auf dieser Seite: Begierde

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Begierde.

Er gebe dir, was dein Herz begehret und erfülle alle deine Anschläge, Ps. 20, 5.

Wer ist, der gut Leben begehret, und gerne gute Tage hätte, Ps. 34, 13.

Er begehret meiner (hänget aus Liebe an mir von Herzen), so will ich ihm aushelfen, Ps. 91, 14.

Siehe, ich begehre deiner Befehle, Ps. 119, 40.

Ich thue meinen Mund auf, und begehre deine Gebote (so heftig, als wenn ich sic verschlingen wollte), ib. u. 131.

Er thut, was die Gottesfürchtigen begehren, Ps. 145, 19.

Der Faule begehret, und krieget doch nichts, Spr. 13, 4.

Wenns aber kommt, das man begehret, das ist ein Baum des Lebens, ib. v. 12.

Ich sitze unter dem Schatten, des ich begehre, Hohel. 3, 3.

Von Herzen begehre ich dein des Nachts, Esa. 26, 9.

Und du begehrest dir große Dinge; begehre es nicht, Jer. 45, 5.

Das ist der Tag, des wir begehret, Klagel. 2, 16.

Wehe denen, die des HErrn Tag begehren, Amos 5. 16.

Bald wird kommen in seinen Tempel der HErr, den ihr suchet, und der Engel des Bundes, des ihr begehret, Mal. 3, 1.

Begehret sie und lasset euch lehren, Weish. 6, 12.

Begehret einer viel Dings zu wissen, so kann sie errathen, beide, was vergangen und zukünftig ist, Weish. 8, 8.

Der wird das Herz vollkommen machen, und dir geben Weisheit, wie du begehrest, Sir. 6, 37.

Vergiß den Armen nicht, so wird dir auch Freude widerfahren, die du begehrest, Sir. 14, 14.

Kommt her zu mir Alle, die ihr mein begehret, Sir. 24, 25.

Viele Propheten und Gerechten haben begehrt zu sehen, das ihr sehet, Matth. 13, 17.

Die Pharisäer begehrten von JEsu ein Zeichen vom Himmel, Marc. 8, 11. Luc. 11, 16.

Herodes begehrte (gab sich Mühe), JEsum zu sehen, Luc. 9, 9.

Der verlorne Sohn begehrte, seinen Bauch zu füllen mit Träbern, Luc. 15, 16.

Lazarus begehrte sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen, Luc. 16, 21.

Zachäus begehrte JEsum zu sehen, Luc. 19, 3.

Simon, Simon, siehe der Satanas hat euer begehret (euer Herz zur Uebergabe aufgefordert) Luc. 22, 31.

Sergius Paulus begehrte das Wort GOttes zu hören, A.G. 13, 7.

Ich habe euer keines Silber, noch Gold, noch Kleid begehret, A.G. 20, 33.

Das ist je gewißlich wahr, so Jemand ein Bischofsamt begehret, der begehret ein köstliches Werk, 1 Tim. 3, 1.

Nun aber begehren sie eines bessern, nämlich eines himmlischen, Ebr. 11, 16.

Und in denselbigen Tagen werden die Menschen  begehren zu sterben, und der Tod wird von ihnen fliehen, Offb. 9, 6.

Begierde

§. 1. Diejenige Bewegung des Willens, wobei er sich zu einer Sache neigt. S. Begehren.

§. 2. Die Begierden sind 1) natürlich, welche der Mensch theils mit dem Vieh gemein, z. B. das Verlangen zu essen und zu trinken, den Schlaf, die Lust zum Beischlaf etc., theils für sich allein hat, z. B. die Begierde zur menschlichen Gesellschaft, zur Erkenntniß der Wahrheit, und zur höchsten Glückseligkeit; 2) willkürlich. Diese sind entweder a) ordentliche, welche sich beständig in dem Gemüth des Menschen befinden, und insgemein die Neigungen genannt werden; oder b) außerordentlich, welche zu gewissen Zeiten entstehen, und wieder vorüber gehen, und, wenn sie stark und heftig werden, Affecten heißen.

§. 3. Vor dem kläglichen Sündenfall waren die Gemüthsneigungen alle in der besten Ordnung, Pred. 7, 30. Siehe aufrichtig III. Nach dem Fall sind sie gleichsam wie Rosse und Maulthiere, denen man Zaum und Gebiß ins Maul legen muß, Ps. 32, 9. Sie sind in lauter Unordnung gerathen: Das Fleisch gelüstet wider den Geist, Gal. 5, 17. und liegen wie Feinde gegen einander zu Felde. Daher sind sie entweder gut und heilig; oder böse. Diese unreine Lust, 2 Petr. 2, 10. ist zweierlei: die Erblust, und die wirkliche Lust, welche aus jener entspringt, und bei den Menschen in Wollust, Geiz und Ehrsucht, oder wie es 1 Joh. 2, 16. heißt, in Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Leben ausschlagen kann. Die bösen Begierden können auf etwas gehen, was an sich selbst böse und verboten ist, oder auf etwas, was wir unter gewissen Umständen nicht begehen dürfen, oder, wenn wir es auch dürften, werden sie böse, wenn wir es auf unrechtem Wege zu erlangen suchen, oder mit einer unmäßigen Heftigkeit verlangen.

HErr vor dir ist alle meine Begierde, Ps. 39, 10.

Habe ich den Dürftigen ihre Begierde (Bitte) versagt? Hiob 31, 16.

Wer giebt mir einen Verhörer, daß meine Begierde (Hiob 19, 7.) der Allmächtige erhöre? ib. v. 35.

HErr, laß dem Gottlosen seine Begierde nicht, Ps. 140, 9.

Welche aber Christum angehören, die kreuzigen ihr Fleisch, sammt den Lüsten und Begierden, Gal. 5, 24.

§. 4. Gute Begierden hatte z. B. David, Ps. 143, 8. Ps. 119, 40. 81. 174. Ps. 85, 5 etc.

Die Gläubigen des A. T., welche sich nach dem Messias sehnten, Mal. 3, 1.

Jesaias, wenn er des Nachts des HErrn begehrte, Esa. 26, 9.

Paulus, wenn er wünschte, bei Christo zu sein, Phil. 1, 23.

Sergius, wenn er begehrt, GOttes Wort zu hören, A.G. 13, 7 etc.

§. 5. Die Erblust ist allen Menschen angeboren, und wer dieser sündlichen Begierde nicht widersteht, verfällt in wirkliche Sünde, z. B.

Ahab begehrte Naboths Weinberg, 1 Kön. 21, 2.

Ammon, bei seiner Schwester zu schlafen, 2 Sam. 13, 19.

David Urias Weib, 1 Sam. 11, 4.

Der Ehebrecher seines Nächsten Weib, Matth. 5, 29.

Eva, die verbotene Frucht, 1 Mos. 3, 6.

Potiphars Weib, bei Joseph zu schlafen, 1 Mos. 39, 7. u. dgl.

§. 6. Wenn sich in unsern Herzen böse Lüste und Begierden, welchen wir in der heil. Taufe abgesagt, regen, so sind wir schuldig, dieselben zu dämpfen, und auf alle Art und Weise niederzudrücken, Röm. 8, 12. Matth. 18, 9. Es verbinden uns dazu 1) GOttes Befehl. 1 Mos. 4, 7. 2 Mos. 20, 17. 5 Mos. 5, 21. Röm. 6, 12. Col. 3, 5. GOtt der reine und heilige will nicht bloß äußerlich reinen Wandel, sondern auch reine Herzen; und unreine Begierden bestehen nicht mit Liebe zu GOtt, Matth. 5, 8. 2) Christi Leiden, 1 Petr. 4, 1. Wer diesem angehört, kreuzigt sein Fleisch, Gal. 5, 24. 3) der Schade, welcher daraus erwächst (§. 5.). Sie sind die Quelle aller bösen Thaten; kein Verbrechen, dem nicht die böse Begierde vorherginge: sie schänden und würdigen den Menschen herab vor sich und vor Andern; sie sind wahre Plagegeister sowohl vor als nach ihrer Befriedigung: sie ziehen GOttes Horn zu, Col. 3, 5. und den ewigen Tod, Röm. 8, 6. 13.

§. 7. Um böse Begierden abzuwehren, oder zu vertilgen, ist nöthig, daß wir gleich die ersten Regungen, den Keim, unterdrücken, das Feuer im ersten schwachen Beginnen löschen;  daß wir ihnen alle Nahrung, z. B. verführerische Gesellschaft oder Lectüre entziehen; stets über uns wachen, vornehmlich aber bessre Begierden, die Liebe zu GOtt und allem Göttlichen in uns erwecken, jede unreine Begierde durch eine correspondirende heilige Begierde (z. B. Wollust durch Lust an GOtt, Ehrgeiz durch Verlangen noch GOttes Beifall) bekämpfen, das lebendige Andenken an GOtt und an Christi Kreuz in uns erhalten, in GOttes Gegenwart wandeln und ohne Unterlaß beten.

§. 8. Ach wollte GOtt! es würden alle fleischlichen Sinne und Begierden in uns durch den heiligen Geist getödtet, auf daß GOtt in uns leben und wirken möge. Wir müssen hiebei nicht vergessen, was Augustinus sagt: Ach lieber Herr, ich will recht in mir sterben, aus daß du in mir lebest.