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Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz

M. Gottfried Büchner, E. Ch. Lutz, H. Riehm, Verlag von Ferd. Riehm, Basel, 1890

Exegetisch-homiletisches Lexikon über alle Sprüche der ganzen heiligen Schrift für Geistliche, Lehrer, Sonntagsschullehrer und die Familie.

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^Vitt. Was Christus uns ist, und welch ein unvergleichliches Necht es ist, unsern Erlöser anrufen zu dürfen, das kann dem Menschen nur im Gefühl seiner Sündhaftigkeit und seines gänzlichen Unwerthcs vor GOtt, in der Zerknirschung der Buße, die früher oder später, plötzlich und heftig, oder gelinde und anhaltend, über einen Jeden kommen muß, offenbar werden. Der Sünder Freund, welcher sucht, was verloren ist; ein Mensch, wie wir, zu unserm ganzen Elend erniedrigt; in Allem versucht, wie wir, nur ohne der Sünde irgend auch im Gedanken zu unterliegen; der Helfer, der Niemanden, auch den Verworfensten nicht, wenn er zu ihm kommt, hinausstößt; der Heiligste und Gctreueste, wie der mitleidigste Retter; er, die göttliche Allmacht und Liebe, uns aufs Nächste verwandt, und allgegenwärtig, um jeden Augenblick unser Flehen zu hören, ja unser leisestes Sehnen zu verstehen, und es in das Aller-heiligste des Vaters zu tragen: wer dieses Geschenk, der Welt von GOtt vermacht, nicht mit der tiefsten Rührung zu ergreifen weiß, der ist ohne Widerrede noch unreif zum wahreu Christenglauben, und zur Verkündigung des Wortes des Lebens. Ein Solcher wird oft saure Wege geführt, und in Sünden fallen gelassen, bis er sein dringendstes Bedürfniß inne wird." u. Meyer, I. o. S. 183. - Es scheint auch noch wenig Erkenntniß von dem zu verrathen, was es ist: beten, vor dem Unendlichen und Heiligen, vor die höchste Majestät treten, wenn man meint, so ohne Weiteres in eigener Machtvollkommenheit und Würdigkeit das thun zu dürfen, und keines Mittlers, keines Fürbitters zu bedürfen. Vielmehr wird ein Herz, jemehr es von dem Gefühl der Majestät GOttes, von der Kühnheit des Betens, und von dem Bewußtsein der eignen Unwürdigkeit durchdrungen wird, desto lebhafter auch das Bedm' nitz fühlen, den Mittler anzurufen, und durch ihn zum Vater zu kommen. Ueberhaupt liegt in dem steten unverrückten Aufblick auf Christum, als den uns Nahen, Lebendigen, die Quelle des ganzen christlichen Lebens. Das Leben eines Christen besteht in der steten Anrufnng Christi, in dem Umgänge mit ihm, wo wir ihn nicht als einen Fernen, von uns Getrennten, und von uns keine Kenntniß Nehmenden nur denken; sondern an ihn, als den Gegenwärtigen, uns Kennenden uns wenden, Du zu ihm sagen, und aus seiner Fülle nehmen, was wir bedürfen. Dieser Nerv des christlichen Lebens wird abgeschnitten, wenn man dem Christen die An rufung Christi nehmen will. Erst mit ihr beginn das wahre christliche Leben, die wahre innere G? meinschaft mit Christo, wie sie bei den Aposteln war, Gal. 2, 20. - Endlich hat auch die Anrufung Christi den wesentlichen Einfluß auf unsern christlichen Cultus. Fände da nur eine Anbetung GOttes Statt, wie wir ihn aus der Natur kennen, so würde darans ein kalter Natur-Gottesdienst entstehen, ähnlich dem deistischen oder theophilanthropistischen Cultus, der Niemanden erwärmt, Niemanden befriedigt, und in sich selbst den Keim seiner Auflösung trägt. Erst mit der Anrufung Christi bekommt unsere Anbetung Innigkeit, Kraft, Wärme, weil wir nun den nahen, offenbaren, gegenwärtigen GOtt haben: und gerade die höchsten christlichen Feste erlangen dadurch erst ihre volle Weihe und Segen; es verbreitet sich über sie ein Himmelsglanz, weil sie von dem Geiste des angebeteten Christus durchdrungen werden. Dies zeigt sich vornehmlich auch in den Gebeten und Liedern: Christuslose sind ohne Kraft und
Salbung; Christusvolle heben, begeistern die Gemüther. Kurz die Anrufung Christi ist die Seele des Gottesdienstes.
§. 7. V. Die Lehre von der Gottheit Christi hat für das praktische Christenthum eine vielseitige Wichtigkeit:
1) in Beziehung auf unsere religiöse Erkennt-niß, da GOtt erst im Lichte dieser Lehre als das ewig liebende Wesen erscheint, ja dessen eigentliches Grundwesen die Liebe ist; und GOtt erst ewigliebender Vater wird, wenn nüt ihm, in ihm gegründet, der Sahn gleicher Art ist, als ewiges Object seiner Liebe, Joh. 3, 35. c. 17, 24. 26. Dadurch wird die höchste, vollkommenste Offenbarung GOttes vermittelt, wenn er im menschgewordenen Sohne erscheint, und das Bedürfniß der menschlichen Natur, sich ein anschauliches Bild von GOtt zu machen, auf die allein würdige Weise befriedigt; Joh. 1, 14. 18. c. 14, 9. 1 Tim. 3, 16. das Wort Christi aber, als Wort des Sohnes GOttes, bekommt dadurch das höchste nur denkbare Ansehn, die religiöse Wahrheit die heiligste Sanction und unser Glaube unerschütterliche Festigkeit, Joh. 14, 10. Ebr. 1, 2.
2) in Beziehung auf unsere religiöse Gesinnung. So wie es der höchste, alles uuser Denken übersteigende Beweis der Liebe GOttes ist, seineu Sohn, das Liebste, uns gegeben, dem menschlichen Geschlechte einverleibt zu haben, Joh. 3, 16. Röm. 8, 32. (wobei eben der Grad dieser Liebe ganz abhängig ist von der Hoheit der Person), so muß das auch gegen GOtt eine Liebe einflößen, wie schlechterdings durch nichts Anderes erregt werden kann. Röm. 5, 5. 8. 1 Joh. 4, 19. Auf gleiche Weise erscheint die herablassende und sich aufopfernde Liebe Christi desto bewundernswürdiger, ein je höheres Wesen er ist, Matth. 20,' 28. Phil. 2, 6. und verpflichtet uns zur innigsten hingebenden Gegenliebe, 2 Cor. 5, 14. Gal. 2, 20. so wie auch durch den Glauben an die lebendige Nähe JEsu die vollste Gemeinschaft der Gläubigen, in der Vereinigung ihrer Herzen in IEsu, im Wirken für seine Werke, und in der Andacht erzeugt wird, Matth. 18, 20. Joh. 17, 21. c. 15, 5.
in Beziehung auf unsere religiöse Hoffnung. Die unauflösliche Vereinigung des Sohnes GOttes mit der Menschheit ist der einzig sichre Grund für die Hoffnung unserer ewigen Vereinigung mit GOtt, mithin unserer Seligkeit, Joh. 14, 21. c. 17, 24. Röm. 8, 28-39. 1 Joh. 3,1-3. Ueber die praktische Kraft der Lehre von der Gottheit Christi findet sich das Beste in: Rambach, Luthers Allserlesene Erbauliche Kleine Schriften. Berlin 1743. S. 240-46. Starr, über den Zweck der evangel. Gesch. Io-hannis, besonders von S. 491 an. Koppen, wer ist ein Christ? S. 116. 117. 176-199. Sartorius, Vorles. über die Lehre von Christi Person und Werk. 2te A. Hamb. 1837. The-remin's Predigten II. nr. 6. S. 109-126. von der Gottheit Christi (d. i. über die empörenden Consequenzen des Leugnens dieser Lehre).
z. 8. Dieser Glanz der Herrlichkeit GOttes, Gbr. 1, 3. ist auch wahrer Mensch, I) weil er ausdrücklich ein Mensch genannt wird, Joh. 8, 40.«)