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Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz

M. Gottfried Büchner, E. Ch. Lutz, H. Riehm, Verlag von Ferd. Riehm, Basel, 1890

Exegetisch-homiletisches Lexikon über alle Sprüche der ganzen heiligen Schrift für Geistliche, Lehrer, Sonntagsschullehrer und die Familie.

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Jerusalem.
teresse, das der Christ an ihr nehmen muß, und das auch in der neuesten Zeit für sie wieder angeregt worden ist, wird es nicht unpassend sein, hier eine kurze gedrängte Nebersicht der Geschichte Jerusalems seit der Zcrstöruug durch Titus zu geden. Hülfsmittel dazu siuo: //sim. N^sins, Kistoria N1s!'080i^niao in deu NiLesiian. 8aori8 II. 187? 315. (75>l'^in/l Fi'^m. ^)6l//ittgs, äs ^.ßiias (^apito-^inÄ6 Hiswlia ßt Ori^iny in seines Vaters Haiom. De?//^, OdsorvÄtt ^acr. V. 433?90., nebst des Letzten Bemerkungen in der Vorreoe zu diesem B^ude. Roliinson's Palästina II. 195?268., welcher auch die Fundgruben des Orients II. 132. und Wilken's beschichte der Kreuzuige als Quellen mit anführt; sowie auch die Werke über die Geschichte der Juden zu gebrauchen sind.
Die Belagerung und Zerstörung der Stadt Jerusalem, so wie sie uns Iosephus in den Büchern vom jüdischen Kriege als ein Bild des gräßlichsten Elendes im Gefolge von Krankheiten, Pest, Huu-gersnoth, innerer gänzlicher Zerrüttung und Auflösung, wüthender Parleikämpfe und Mord darstellt, ist eine vollkommene Erfüllung der Weissagungen JEsu Ehristi, uno ein unverkennbares Gericht GOites über ein Volk, das GOtt hartnäckig widerstrebte und seinen Gesanoten von sich stieß. Die Zerstörung des Tempels und der Stadt war mit geringer Alisnahme vollständig; ersterer ward verbrannt, und die Mauern von beiden dem Boden gleich gemacht, so daß nach Iosephus äs L. ^. VII. 1, 1. der vorbeigehende Wauderer nicht ge-glaubt haben würde, daß der Ort je bewohnt gewesen fei. Doch war es die Absicht des Titus nicht, sie durch das Ziehen des Pfluges über den Vooen der Stadt dem ewigen Untergang zu weihen, wie nach Scaliger, Valesius ts. Robinson II. 196.) noch 6?ibüo«. Ki8t0i^ o. 23. Vol. IV. 80. ohne alle historische Zeugnisse behauptete; aber Del/-ii,iF I. e. S. 448?452 widerlegt hat. Titus ließ noch die westliche Stadtmauer und drei Thürme zum Schutz der Truppen und als Denkmal der römischen Tapferkeit stehen. Wenn Euseliius 2. H. IV. 6. sagt, daß die Stadt nicht ganz zerstört worden, oder gar OsNonstr. RvauS. VI. 18., daß nur die halbe Stadt zu Grunde gegangen sei: so ist dies irrig, und mag wodl nach Deyling S. 452. gesagt sein, um die bischöfliche Succession in Ieru-salem leichter zu retten. Doch mögen nebst der römischen Besatzung wohl auch nach und nach wieder armes jüdisches Volk, und selbst Christen (siehe Neander, K. G. I, 2. 611.) auf den Trümmern sich angesiedelt haben (Deyling S. 459.), weil später unter Haorian von einer Belagerung nno abermaligen Zerstörung Jerusalems die Rede ist. Unter diesem Kaiser brach im Jahre 132 eine heftige Empörung der Juden gegen die Nömer aus, angestiftet von dem falschen Messias Darcochba, ?Sohn des Sternes", der Anfangs zahlreiche Haufen von Juden unter seine Fahnen sammelnd und den Aufruhr auch weithin verbreitend, bei der Geringachtung dieser Bewegungen von Seiten der Nömer, glücklich war und sich Iernsalems bemächtigte; aber sobald die Römer Ernst gebrauchten, gänzlich üoerwundeu wurde, im Jahre 135. Die Gefaugenen wurden als Sklaven verkauft, die Stadt abermals gänzlich zerstört (s. Dcyling S. 470. von Robinson S. 203. nicht geschwächt), und allen Juden untersagt, sich dem Boden zu nähern. (Deyling S. 482?484.) Haorian erbantc darauf die römische Colonie ^lia
Oapitolina, von ihm und dem «lupitsr (5apit0iiiM8 so genannt, welcher Name selbst lange noch nnter christlicher Herrschaft und im Anfange ocs Muha-medanismus <,I!ia oder Hilm s. Herbelot, Orient. Vibl. II. 843. Ueb.) blieb. (Robinson S. 205.) Der Ort ward nnn ganz eine römische und heidnische Stadt; Jupiter ward zum Schutzgott gemacht und ?die heiligen Orte durch Denkmale der Abgötterei entweiht, und, sei es absichtlich oder Zufall, eiue Kapelle der Veuus geweiht, an dem Ölte, der durch deu Tod und die Auferstehung Ehristi, geheiligt worden war" (Oiööon I. e. S. 81.»; daher auch christliche Kirchenväter Jerusalem als gar nicht mehr vorhanden betrachteten. (Deyling S. 488-490.) Die Christen, abgesondert von^ den Inden, begaben sich wieder dorthin; nno wählten ihren Bischof Marms und seine Nachfolger aus deu heidnischen Convertiten (Robinson S. 206 ff.), während die Juden fast 200 Jahr verbannt blieben, und erst unter Coustantin es ihnen wieder vergönnt wurde, sich der heiligen Stadt zu nähern, und endlich, Einmal im Jahre sie zn betreten, um über den Trümmern ihres alten Hei-ligthums zu weinen. lDcyling S. 483. Rovin-son I. 394. II. 207.) Für die Juden war der Fall ihrer Hauptstadt nicht bloß ein bürgerlicher Schlag; sondern es war ihnen nun anch der Mittelpnnkt ihrer nationalen und religiösen Einheit entzogen; sie gingen immer mehr einem sittlichen Verfall entgegen, der Geist GOtteS, der sonst in ihren Propheten so mächtig sich aussprach, wich von ihnen, der alte Glaube an den Messias entfloh (wie sich dies nnter Anderm an der späterhin immer mehr unter ihnen um sich greifenden antimesnanischen Ausleguug der Weissagungen des A. T. kund giebt), sie erscheinen wie von GOtt verlassen (vergl. </<?5. ^^. ^on'tts, äs ^uäaeoruin suceßssiva cori'uptionß in s ?Ä8cio. (?0N8iä6lationum äs äiv6i'8i8 uiats-i-iis. 6i68. 1707.) und ihre späteren Vildungsan-stalten (s. m. seel. Großvaters </o/,. I-eon. Aeuöns?-, Vi83. äß ^oaä6iuii8 Nsdlasor. bittend. 1702.) waren nicht geeignet, den alten Geist wieder zu wecken.
Nnter den Christen erwachte mit dem steigenden Einfluß und Anwachs des Christenthums auch die Begierde, diese heiligen Orte zu besuchen, die die Gläubigen noch weit mehr begeistern mußte, als die Heiden, die Plätze berühmter Philosophen zu sehen, wie dies iAcel-o mit anschaulicher Lebendigkeit beschreibt, äo ^inibus V, 1. 1)6 1.6^. II, 2. Die Wallfahrten nach Iernsalem begannen im dritten Jahrhundert, und wurden mit Anfang des vierteil viel allgemeiner. (Robinson S. 207 ff.)
Mit dem Kaiser Constantin beginnt eine neue Periode in der Geschichte Jerusalems. Seiue Mutter Helena, die in einem Alter von fast 80 Jahren, doch mit jugendlich frischem Geiste, sich im Jahre 326 aufmachte, um die heiligeu Stätten Palästinas zu besuchen, ward nicht bloß ein einladendes Beispiel für Andere, sondern erbauete auch in Bethlehem und auf dem Oelberge prächtige Kirchen, was Constantin fortsetzte, der die heidnischen Kapellen niederreißen, das heilige Grab reinigen, und einen prächtigen Tempel über dasselbe crbauen ließ; daß F"ss-bius, Vit. 0on8wnt. III. 33. S. 537. ^aulin. darin sogar vielleicht das neue von den Propheten verkündigte Jerusalem erblicken wollte. Erst eine spätere Sage läßt da die Helena selbst auch das heilige Kreuz finden; wiewohl schon im vierten Iahrhun-