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Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz

M. Gottfried Büchner, E. Ch. Lutz, H. Riehm, Verlag von Ferd. Riehm, Basel, 1890

Exegetisch-homiletisches Lexikon über alle Sprüche der ganzen heiligen Schrift für Geistliche, Lehrer, Sonntagsschullehrer und die Familie.

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Jerusalem.
auch durch Handelsverkehr und Begierde, Reliquien zu sammeln. (Ebend. 231?33.)
So war Jerusalem, nach heidnischem Druck, nun fast 300 Jahre als christliche Stadt geehrt worden. ?Eine andere Periode längerer und tieferer Finsterniß sollte nun beginnen; und Jerusalem, die Freude der ganzen Erde, sollte noch einmal von Barbaren-Horden eines falscheil Glaubens niedergetreten werden, unter ciue Zwiugherrfchaft, von der es sogar bis diese Stuude noch nicht erlöst ist." (Robinson H. 234.) Im Juni 614 n. Christo ward Jerusalem vou den Persern unter Chosroes II. eingenommen, viele Tausende, darunter geweihte Jungfrauen, Mönche und Geistliche erschlagen; die prächtigen Kirchen niedergerissen, die zum heiligen Grabe durch Feuer zerstört; der Patriarch Zacharias aber mit dem wahren Kreuz und eine Meuge der Einwohner nach Persien abgeführt; die Ermordung von 90,000 Christen wird den Juden und Arabern Schuld gegeben, welche die Unordnungen des persischen Marsches vergrößerten; die Flüchtlinge aus Palästina wurden zu Aleraudrien von dem Erzbischof Johannes dem Almosengeber («soli. Nisyinon) aufgenommen und versorgt, (ftiööon VIII. 184. Robinson 234 ff.) Doch war es dem Vicar des Zacharias, Modestus, vergönnt, mehrere Kirchen wieder aufzubauen. Nach 14 Jahren ward ^!io8i'O68 II. von Heraclius nach mehreren glücklichen Feldzügen ganz überwunden; vou seinem eignen Sohn 8iro68 abgesetzt und den 28. Februar 628 ermordet, die christlichen Gefangenen befreit und das Kreuz, dessen Echtheit Zacharias bezeugte (Gibbon VIII. 214. uot. 111.) vom Hcraclius selbst, auf seinen Schultern getragen, nach Jerusalem zurückgebracht. (Dargestellt in Calderons Kreuzeserhöhung.) Robinson S. 236.
Aber diese christliche Herrfchaft dauerte nur 9 Jahre, als Jerusalem im Jahre 637 von den Saracenen unter dem Kalifen Omar erobert wurde, der jedoch in einem Vertrage mit dem Patriarchen Sophro-nius den Einwohnern Lebeu, Familie, Eigenthum und Kirchen zusicherte: nur den Grund des Salomonischen Tempels zur Anlage einer Moschee zurichtete. (6i5öow o. 51. Vol. IX. 249-52. Ro-dillsun 237.) Unter diesem Joche blieb Jerusalem bis zur Zeit der Kreuzzüge; hatte seiue Patriarchen fort, war von christlichen und selbst vou muhamme-oanischen Pilgern, die die Stadt die heilige (si-Xuäs) uaunten, besucht: ? hatte aber auch bei dem Wech scl und inuereu Kämpfen ihrer muhammedauifcheu Herrscher Schweres zu leiden. Erst stand sie unter ocm Kalifat der OmsMäßn, dann nach 746 der ^Imssiäsii, unter welchen Harun sr-KaslM, Aaron der Gerechte, Kalif von 786 ? 809, mit Karl dem Großen befreundet, diesem sogar die Obergewalt über das heilige Grab und dessen Zubehör übergab; was Karl und seine Nachfolger zur Unterstützung der Christen benutzten (<Nbbo7i e. 49. Vol. IX. 60. Robinson S. 242 ff.); sowie auch desfen Nachfolger (813?843) ^lmanioi, die Christen begünstigte; ? darauf nnter der egyptischeu Dynastie der Fatimi-ten, seit 969. Die Kirche zum heiligen Grabe soll jetzt von Neuem in Brand gesteckt sein, und der Patriarch Johannes mußte in den Flammen sterben. (Robinson S. 245.) Der dritte der satimitischen Kalifen, der aus Atheismus und Wahnsinn zusammengesetzte ei Nakßin, verfolgte seit 1010 die Christen mit wüthendem Haß, nahm ihnen ihre Rechte, verbot den Gottesdienst in den Kirchen, ermordete
viele, und ließ die Kirche der Auferstehung gänzlich zerstören. (6iböon o. 57. Vol. X. 236. Robinson 247 ff.) Doch bei seinem Waukelmuth gestattete er bald wieder, die Kirchen zu bauen. Vom Jahre 1076?96 hatten die Türken aus dem Hause 8s1ä-80K11K Jerusalem inue, die die Bedrückungen und Mißhandluugen der Christen aufs Aeußerste trieben. Die Pilger, welche durch unzählige Gefahren Jerusalems Thore erreicht hatten, winden die Opfer geheimen Raubes und öffentlicher Bedrückung, und erlagen oft einem bittern Tode, ehe sie das heilige Grab begrüßt hatten. Der Gottesdienst ward anf rohe Weise gestört, und der Patriarch bei den Haaren über das Pflaster geschleppt, um Lösegeld zu erpressen. (Aiööon 1. o. S. 238?40. Robinson 260 ff.) Im Jahre 1096 vertrieb der ägyptische Kalif No8ta1i durch seinen Sultan ^>/i^l die Türken, nahm Jerusalem wieder ein (Oiöbon o. 58. Vol. X. '303 ff.), und stellte in Palästina das bürgerliche und geistliche Ansehn der Fatimiten wieder her; so daß die fatimitischen Gesandten den Christen sagen konnten: ^6iu8al6in aute aäv6ntuni V68ti-u.ni I'6onp6i'aviinu8, Inroos HS0iinu8. (<3iböo,z not. 102.) Die lange Noth der Christen im Morgenlande hatte den Geist der abendländischen Christen geweckt, und das Feuer der Kreuzzüge angeblasen. Den 7. Juni 1099 wurde Jerusalem von den Kreuzfahrern belagert, und den 15. Inli mit Sturm eingenommen (Lasso's Befreites Jerusalem); ?an eiuem Freitag Nachmittag um drei Uhr, am Tag uno der Stuude des Leidens Christi stand Gottfried von Bouillon siegreich auf den Wällen von Jerusalem." (6iü5on l. o. S. 309.) Drei Tage laug überließen sich die Eroberer ihrer Leidenschaft, Alles ohne Unterschied niederzumetzeln; 70,000 Muselmänner wurden durchs Schwert gemordet, die harmloseu Juden in ihrer Syuagoge verbrannt, eine Menge Gefangener ungerechnet. Gottfried uon Bouillon ward zum König erwählt; doch unterwarfen sich die Könige von Jerusalem eiuer Titular-Nbhängigkcit von den griechischen Kaisern. (6iöbon c. 59. S. 323. und ^ot. 2. S. 318.) Nachdem Ordnung hergestellt, die Stadt von den Todten gereinigt war, war es eine der ersten Sorgen, die Kirche nach dem lateinischen Ritus einzurichten. Gin Domcapitel wurde in der großen, jetzt in einen christlichen Tempel umgewandelten Moschee eingerichtet; ebenso auch in der Kirche des heiligen Grabes. Das Königreich Jerusalem dauerte uur kurze Zeit; durch die Uneinigkeit der Türken und Saracenen unterstützt; aber im Jahre 1187 den 2. Oct. ward Jerusalem durch Saladin, der Egypten, Syrien und Arabien sich nnterwarf, den Christen wieder entrissen (Oiö-bon 1. o. S. 344?354.); doch die Einwohner geschont, ?deren größte Anzahl ans griechischen und morgenländischen Christen bestand, welche aus Erfahrung gelernt hatten, das muhammedanische Joch dem lateinischen vorzuziehen" (Aibbow S. 351.); nur die Franken und Lateiner mußten Jerusalem verlassen. Im Jahre 1228 wurde durch Kaiser Friedrichs II. Unterhandlungen Jerusalem, nachdem die Mauern und Thürme zerstört waren, den Christen wiedergegeben; doch auch anderen Religionen freie Uebung gestattet. Im Jahre 1243 stürzten die wilden kaspifchen Horden der Kharizmier anf Syrien; bestürmten Jerusalem 1244, worauf es zum letzten Male in die Hände der Mnhammedaner fiel, unter welchen es nun 6 ^ahrhunderte geblieben ist. (dNösw S. 366-69. Robinson S. 113. 266.)