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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Besprechung der Abbildungen

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Mittelasien. - Babylonier. Assyrer. Chaldäer.

Besprechung der Abbildungen. In den Trümmern, welche jetzt die alte Stätte Babylons bedecken, ist nichts gefunden worden, was zu einer Veranschaulichung der babylonischen Baukunst dienen könnte. Der Baustoff war zu vergänglich, um wie in Aegypten, seine Formen bis auf unsere Zeit behalten zu können. Etwas besser steht es mit der babylonischen Bildnereikunst, doch sind die Funde nur spärlich und aus demselben Grunde sehr selten so erhalten, daß ich damit ein klares Bild der Entwicklung geben könnte. Ich begnüge mich daher damit, in der Abbildung eines Kopfes, welcher in Tello gefunden wurde (Fig. 38), und in dem sitzenden Steinbilde des Königs Gudea (Fig. 39) eine Probe der Nachbildung des Menschen zu geben.

Besser erhalten sind die Trümmer der assyrischen Baukunst, so daß es den Forschern möglich wurde, wenigstens die Grundrisse ziemlich getreu aufzuzeichnen. Dazu kommt, daß unter den zahlreichen Flachbildern, welche die Wände bedecken, Abbildungen von Bauten gefunden wurden, so daß wir wenigstens annähernd ein Bild der entschwundenen Riesenbauten haben.

Ich gebe hier den Grundriß eines der größten aufgedeckten Paläste, des von Khorsabad, nebst einigen Größenangaben.

Auf einer künstlichen Terrasse a von 14 m Höhe, 314 m Breite, 344 m Länge stand das Gebäude nordwestlich von einer etwa 3 m starken Mauer d umgeben. Etwa 210 Säle und Gemächer umgaben die 30 Höfe. Durch das Hauptportal A gelangt man in einen großen Hof B, welchen links der Harem C, rechts die Wirtschaftsgebäude D begrenzen. Die Rückseite bildete der eigentliche Palast G, zu welchem der Haupteingang durch das Portal E über den Hof F führte. Die Zugänge waren mit jenen oben beschriebenen Riesentiergestalten geschmückt.

Ueber H erhob sich einst in sieben Absätzen eine Stufenpyramide; das abseits liegende Gebäude I wird als der Thronsaal aufgefaßt, c ist eine Freitreppe, d eine Rampe für Reiter und Wagen. Ich sehe davon ab, eine jener "Rekonstruktionen" abzubilden, wie sie von verschiedenen Forschern versucht wurden, und gebe zur Vervollständigung in den Erläuterungen unter "Stilvergleichung" nur ein Abbild der Palastformen, wie sie uns von den Assyrern selbst in Flachbildern hinterlassen wurden.

Die Flachbilder enthalten auch das Hauptsächlichste der auf uns gekommenen Reste assyrischer Bildhauerkunst, und zwar in so reichlicher Menge, daß wir über die Höhe der Kunstentwicklung vollkommen unterrichtet sind.

^[Abb.: Fig. 45. Bogenschützen in Streitwagen.

Darunter eine Darstellung aus dem Feldlager. Flachbild aus Ninive. Paris, Louvre.]