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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Flachbildnerei; Malerei und Kleinkunst

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Mittelasien. - Perser.

- auch die Form der Schäfte weist deutlich auf Vorbilder aus den griechischen (jonischen) Städten Vorderasiens hin. Eine eigentümliche Ausgestaltung erfuhren die Kapitäle, hier macht sich eine Neigung zum Prunkhaften geltend, die durch Häufung seltsamer Formen Wirkung erzielen will. Zwei Hauptarten lassen sich namentlich unterscheiden. Bei der einen wird das Kapitäl aus den Vorderleibern von zwei Einhörnern oder Stieren gebildet; bei der andern aus zwei Blumenkelchen, von welchen der untere umgekehrt, mit herabfallenden Blättern, der obere kleinere mit aufrechtstehenden Blättern dargestellt ist; eine Kugelschnur läuft an der Verbindungsstelle herum. Auf dem oberen Kelch sind dann noch senkrecht aufgestellte Schneckenglieder (Voluten) angebracht. In Susa fand man Säulen, welche beide Arten Kapitäle gleichzeitig - übereinander getürmt - tragen; eine Uebertreibung, welche auf Entartung des Geschmackes deutet. Bei den Thoren findet sich häufig ein Kranzgesimse mit drei Reihen aufrechtstehender Blätter, während das von den Säulen getragene Gebälk meist mit Zahnschnitt versehen ist. Abbildungen der Bauformen findet man in den Erläuterungen unter "Stilvergleichung."

Erwähnt muß noch werden, daß die Perser auch Felsengräber hatten, bei denen die Außenseite dann ähnlich den Freibauten gestaltet wurde, indem an der Felswand Säulen, Gebälk und Bilder in Flachbildart ausgemeißelt wurden.

Flachbildnerei. In der Flachbildnerei folgten die Perser ganz den chaldäischen Vorbildern, nur ist ihre Darstellungsweise etwas geglätteter und weicher, und die Gestalten zeigen fast durchwegs eine würdige Ruhe und feierliche Haltung. Dieser Mangel an Bewegung und an Kraft im Ausdruck der Formen einerseits, ein Zug nach ziermäßiger Ausgestaltung andrerseits ist für die persische Kunst bezeichnend, welche ja fast ausschließlich zur Verherrlichung der Königsmacht dienen mußte. Während bei den Aegyptern und Altchaldäern die Darstellung geschichtlicher Ereignisse, zum Teil auch des Volkslebens, überwiegt, ist bei den Persern das Hofleben der Hauptgegenstand. Die feierliche Gemessenheit erinnert dabei an die Steifheit der spanischen Hofsitten.

Malerei und Kleinkunst. Für die Malerei scheinen die Perser keine besondere Vorliebe gehabt zu haben, und auf dem Gebiete der Kleinkunst zeichneten sie sich nur in einem Zweige, in der Steinschneidekunst, aus. Von letzterer sind einige vorzügliche Arbeiten (Siegel) erhalten. Diese Steinschneidekunst bildete eine Besonderheit der Perser und erhielt sich auch auf ihrer Höhe bis in die Zeit des VII. Jahrhunderts n. Chr. Daß die Perser im übrigen Kunstgewerbe wenig Selbständiges leisteten, ist begreiflich. Sie, als das kriegerische herrschende Volk, überließen dies Gebiet den Unterworfenen, welche ja bereits heimisch auf demselben waren.

^[Abb.: Fig. 49. Der König auf der Löwenjagd.

Flachbild aus Nimrud. London, Brit. Museum. (Nach Photographie von Mansell.)]