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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

55 ^[Seitenzahl nicht im Original]

Hochasien.

China und Japan.

Bedeutung und Eigenart der Hochasiaten. Die hochasiatische Rasse - diese Bezeichnung ist dem sonst üblichen Namen "mongolische" vorzuziehen, da letzterer zu Mißverständnissen führt - hat für die Kultur der Menschheit die größte Bedeutung, allerdings nicht wegen ihrer schöpferischen Thatkraft, sondern weil sie unbewußt und wider Willen - wie Mephistopheles von sich sagt - das Gute schuf, indem sie seit grauer Vorzeit den Anstoß zur Völkerbewegung und Rassenmischung gab.

Die Hochasiaten drängten die Indo-Germanen nach Westen und Süden der Landmasse der östlichen Halbkugel; die ältesten Wanderungen, welche die sogenannten Arier nach Indien und Vorderasien, die Pelasger nach Griechenland und Italien brachten, wurden ebenso wie die letzte große Völkerbewegung in den ersten Jahrhunderten n. Chr. von ihnen veranlaßt.

Dabei ist diese Rasse von schwerfällig ruhiger Gemütsart, mit allen Eigenheiten und Unarten der Kindlichkeit, ist unkriegerisch und unselbständig. Nur zeitweilig gelingt es, die Massen so zu erregen, daß sie kriegerisch auftreten, aber auch dann ist nicht der Einzelne tapfer, sondern eben die Masse muß durch ihre Wucht wirken.

Wo die Hochasiaten mit anderen thatkräftigeren Völkern zusammentreffen, unterliegen sie rasch der Kultur derselben. Sie vermochten daher auch auf europäischem Boden keine dauernden Reiche zu begründen, - Hunnen und Avaren verschwanden spurlos - dies gelang nur in der geschützten Mitte ihres Ansiedlungsgebietes. Von den Splittern dieser Rasse, welche im europäischen Kulturgebiet sich erhielten - Finnen, Magyaren, Osmanen - ist auch keine Anregung zum Kulturfortschritt ausgegangen, der Aneignung fremder Kultur verdanken sie überhaupt ihre Erhaltung.

Kultur und Kunst der Hochasiaten. Eine höhere Eigenkultur der Hochasiaten entwickelte sich nur in der Mitte, die Randvölker sind auch heute

^[Abb.: Fig 59. Stehender Buddha.

Aus Takht-i-Bahai. Berlin, Museum für Völkerkunde. (Nach Photographie.)]