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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

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Amerika.

Gewandbehandlung, sondern auch in der Gesichtsbildung, die der griechischen genähert, also idealisiert wurde. Den Buddhastandbildern liegen jedenfalls die Apollodarstellungen zu Grunde, die den Gott in langem, schönfaltigem Gewände darstellen. Das Aeußerliche der Nachahmung erkennt man an der Fältelung des Gewandes, die sich wenig nach den Körperformen richtet. Später wurden die griechischen Vorbilder nicht mehr so getreu benutzt, die Nachbildungen wurden willkürlicher und nahmen mehr indische Züge auf, bis sie schließlich wieder ganz zu indischer Eigenart zurückgingen (Fig. 57 und 60). Eigen indisch ist an diesen Buddhabildern nur die Stellung, die durch das Herkommen bestimmt wurde, und die Beibehaltung gewisser Eigentümlichkeiten, die als Schönheits- oder Weisheitszeichen galten; z. B. die langen Ohren und die Schädelbildung. Das Haupt hat nämlich einen Auswuchs, das Zeichen außergewöhnlicher Geisteskraft, dessen Anblick das schopfartig geordnete Haar verdecken muß. Die Formen sind auch bei den unter griechischem Einfluß entstandenen Werken sehr weich und rundlich; auf Knochen und Muskeln ist fast gar keine Rücksicht genommen worden.

An den stehenden Buddhabildern fällt die Unselbständigkeit und Hilflosigkeit der indischen Kunst dieser Zeit noch mehr auf als bei den sitzenden, denn diese zeigen doch wenigstens Eigenart, während jene fast immer wie verunglückte Nachahmungen anmuten.

Die indische Eigenart kommt später eigentlich nur in den Kunsterzeugnissen der von Indien beeinflußten benachbarten Gebiete deutlicher zum Ausdruck: so z. B. in dem Buddhabilde aus Java (Fig. 60), das auch in der Tracht rein indisch ist.

Neben den Buddharundbildern sind aus dieser "griechischen" Zeit auch zahlreiche Flachbildwerke erhalten, die vielfach in den Einzelheiten reine Nachbildungen griechischer Formen sind, wie das z. B. die Frauengestalt neben Buddha in Fig. 56 zeigt.

Ueber die Zeit und die Vermittler, durch die die griechischen Einflüsse am stärksten auf Indien wirkten, sind wir nicht im Zweifel; Alexander der Große drang um das Jahr 327 vor Christi bis nach Indien vor und brachte griechische Sitten und jedenfalls auch Vorbilder mit.

Für Japan und China begnüge ich mich mit der Wiedergabe zweier einfacher Bauten, einer chinesischen Halle und eines japanischen Tempels Fig. 61 und 62. Die Baukunst der Israeliten wird durch das sogen. "Grab des Absalom" veranschaulicht. Dasselbe zeigt in den Einzelheiten durchweg griechische Formen und zwar Halbsäulen mit jonischen Kapitälen und darüber einen Triglyphenfries. Das Grabmal ist nicht eigentlich gebaut, sondern aus dem Felsen gehauen worden.

Die cyprische (phönizische) Kunst wird durch die Abbildungen Fig. 64-69 zu kennzeichnen gesucht. Am meisten Eigenart weist das Grabmal bei Amrit (Fig. 67) auf, dessen Aufbau und Schmuck nicht auf fremde Einflüsse zurückzuführen ist. Sehr stark treten diese aber bei den übrigen Proben hervor, so bei den Vasen (Fig. 64 und 65), deren Verzierung assyrische Muster nachbildet, oder bei dem Flachbild (Fig. 66), das eine Darstellung aus der Herkulessage zum Inhalt hat. Bei diesem mischt sich griechische und assyrische Art, indem die Anordnung und die Stellung der Menschen und Tiere auf assyrische Vorbilder zurückgeht, in der Ausführung der Körper aber griechischer Geist zu spüren ist. Das Kapitäl (Fig. 68) zeigt den Einfluß ägyptischer Muster und die Figuren aus Golgoi (Fig. 69) eine Einwirkung verschiedener Kunstrichtungen in der zugleich auf ägyptischen und griechischen Vorbildern beruhenen Gewand- und Körperbehandlung.

Das Wesen der altamerikanischen Kunst zeigen die Abbildungen Fig. 70-73. Die Eigenart der Maya, die Neigung zum Verschnörkeln in der einfachen Zeichnung wie in der Bildnerei läßt sich aus Fig. 70 und 71 erkennen. Beides sind religiöse Darstellungen und beziehen sich auf den Gott Kukulkan, der das eine Mal (Fig. 70) eine Frau über ein Gewässer führt, das andere Mal (Fig. 71) ein Opfer durch den Oberpriester empfängt. Fig. 72 zeigt die Vereinfachung der Darstellungsweise, wie sie später üblich wurde, das Geradlinige und Rechtwinklige herrscht vor, die Figur erscheint fast als viereckiger Block. Es ist ebenfalls die Darstellung einer göttlichen Person, der sogen. Maisgöttin, mit riesigem Kopfputz.