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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Italien

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Italien.

Einzelne Gewicht gelegt, und dabei der geistige Ausdruck, die Beseelung des Ganzen, vernachlässigt.

Etruskische Kleinkunst. Vortrefflicher erscheinen die Erzeugnisse der Kleinkunst, die kunstgewerblichen Arbeiten, bei denen es ja mehr auf die Sauberkeit der Ausführung, als auf höhere Auffassung ankommt, wie bei Waffen, Geräten und Schmucksachen. Hier tritt jedoch eine Neigung zur Häufung der Zieraten ein, und diese Ueberladung beeinträchtigt oft erheblich die Wirkung. Die Freude an der eigenen Geschicklichkeit in der Ausführung verleitete offenbar die Meister, auf jedem Stück recht viel darzustellen, während doch im Maßhalten der echte künstlerische Sinn sich zeigt.

Bucchero-Gefäße. Die Metallbearbeitung war das Feld, auf dem sich das etruskische "Können" am besten bewährte. Es ist daher nicht verwunderlich, daß selbst die Töpferei die Formen der Metallarbeiten übernahm, wie dies die sogenannten Bucchero-Gefäße zeigen, welche der etruskischen Kunstübung eigentümlich sind. Diese Art Gefäße wurden auf der Drehscheibe aus feinem Thon geformt und im Ofen schwarz gebrannt, nachdem vorher in dem weichen Thon mittelst abgerollter Cylinder Figuren (Tiere und Menschen) eingepreßt worden waren. (Die bemalten schwarz- und rotfigurigen Vasen, welche man massenhaft in den Gräbern vorgefunden hat, wurden größtenteils aus Griechenland eingeführt und nur in geringerem Maße von den Einheimischen nachgeahmt. Von diesen wird daher bei der Betrachtung der griechischen Kunst die Rede sein.)

Flachbildnerei. Das Ueberwiegen der Metallarbeiten hatte auch zur Folge, daß die Bildnerei in Stein sich nicht entwickelte. Sie beschränkte sich zumeist auf Flachbildnerei an den Steinsärgen und Aschenkisten. Dagegen waren Flachbildwerke aus gebranntem Thon häufiger und wurden namentlich zum Schmuck der Tempel verwendet, auch Standbilder stellte man aus diesem Stoffe her, die aber wahrscheinlich nur Nachbildungen von Erzstatuen waren, welche der geringeren Unkosten wegen von ärmeren Gemeinden bezogen wurden.

^[Abb.: Fig. 81. Dolchklinge aus Mykenai mit Darstellung einer Löwenjagd.]

^[Abb.: Fig. 82. Flachbildschmuck eines goldenen Bechers aus Vafio.]