Schnellsuche:

Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die hellenische Kunst

154

Die hellenische Kunst.

des Polyklet ist verloren gegangen, doch wird von einigen Forschern vermutet, daß die Hera Farnese (Fig. 132) eine Nachbildung des Kopfes derselben ist.

Eirene mit dem Plutosknaben. Das nächste Bild (Fig. 137) zeigt wieder eine bekleidete weibliche Gestalt und zwar aus der Zeit, als die Kunst des Polyklet und Phidias mit der des Skopas und Praxiteles sich verknüpfte. Es ist Eirene, die Göttin des Friedens mit dem Plutosknaben, dem jungen Gotte des Reichtums, ein Werk des Atheners Kephisodot, dem Vater oder Bruder des Praxiteles. In der Gewandbehandlung und in der Stellung geht das Werk auf die Phidiasschen Athenastandbilder zurück, doch zeigt sich in den Formen und im Gesichtsausdruck schon etwas von jener Weichheit und Lieblichkeit, die nun die Kunst zu beherrschen beginnt.

Frauengestalten des 4. Jahrhunderts. Von Skopas sind sicher nachweisbare weibliche Gestalten nicht vorhanden; die Gewandbehandlung läßt sich vielleicht aus dem schreitenden Apollon mit der Kithara (Fig. 125) erkennen und die Fleischbildung beim Ares Ludovisi (Fig. 120), beides Werke, die "vielleicht" nach Skopasschen Vorbildern gebildet sind.

Glücklicher sind wir in der Kenntnis der weiblichen Gestalten des Praxiteles, dessen Hauptwerke wenigstens in guten Nachbildungen erhalten sind, und deren berühmtestes, die knidische Aphrodite, der Inbegriff der keuschen Darstellung des nackten weiblichen Körpers ist.

Ich habe den weiblichen nackten Körper, der sich in den Aphroditedarstellungen am reinsten zeigt, zu einer kleinen vergleichenden Reihe zusammengestellt, vorher aber noch drei Abbildungen "bekleideter" weiblicher Gestalten gegeben, deren Entwicklungsdarstellung in der rein griechischen Kunst damit abgeschlossen sein soll.

Demeter aus Knidos (Fig. 138). Die Demeter ist ein "Urbild", d. h. keine Nachbildung aus späterer Zeit, sondern ein eigenhändiges Werk eines Meisters aus den Kreisen des Skopas und Praxiteles und die schönste sitzende weibliche Gestalt der Antike, die wir kennen. Wegen der starken Verstümmlungen ist es nicht möglich, etwas über die Armhaltung zu sagen; der Kopf läßt trotz der zerstörten Nase noch das Vermögen des Künstlers, seinem Werke inneres Leben zu geben, erkennen. Der Gesichtsausdruck zeigt nicht die strenge göttliche

^[Abb.: Fig. 167. Agrippina.

Rom, Kapitolinisches Museum.]