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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die hellenische Kunst

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Die hellenische Kunst.

Verständnis die Kunstformen den Verhältnissen und Bedürfnissen anzupassen verstanden; dabei büßte die Kunst freilich an strenger Geschlossenheit, an Reinheit und Höhe ein, sie wurde aber Gemeingut weiter Kreise.

Beispiele der römischen Baukunst. Nach dem Grundsatze in den erläuternden Abbildungen nur das zu zeigen, was wirklich vorhanden ist und die ursprünglichen Formen möglichst unverändert behalten hat, gebe ich in den Abbildungen Fig. 186-191 einige Beispiele der römischen Baukunst. Die Zahl der gut erhaltenen Bauwerke ist sehr klein, das Meiste ist völlig zerstört oder doch seiner Verkleidung mit Marmor und anderem Haustein, der Säulen und sonstigen Schmuckwerkes beraubt. Dies gilt insbesondere auch von Rom, wo von den Palästen und Thermen nur Reste der kahlen Ziegelmauern stehen blieben.

Das Kolosseum. Unter den wenigstens in der Hauptsache erhaltenen Bauten ist das Kolosseum in Rom (Fig. 186) hervorzuheben, ein Amphitheater, das unter den Kaisern Vespasian und Titus erbaut und im Jahre 80 n. Chr. vollendet wurde. Der Grundriß hat elliptische Form und mißt in der Länge etwa 200 m, in der Breite 150 m. Die Höhe der Umfassungsmauer ist ungefähr 50 m. Ueber gewölbten Gängen sind im Innern stufenförmig die Plätze für 87000 Zuschauer angeordnet. Das Aeußere zeigt das ursprüngliche Aussehen noch sehr gut. Als Stützen der Gesimse der drei unteren Stockwerke dienen Halbsäulen mit dorischen, jonischen und korinthischen Kapitälen. Der Oberstock wird durch Wandpfeiler mit korinthischen Kapitälen gegliedert. Diese Halbsäulen und Wandpfeiler haben nicht mehr, wie in der guten griechischen Baukunst, den Zweck des wirklichen Tragens, sondern sind nur Schmuckwerk.

Die gleiche Art der Anwendung von Stützen findet man an einem römischen Bauwerk auf deutschem Boden, der Porta nigra in Trier (Fig. 191).

Römischer Tempel in Nimes. Im Wesentlichen der griechischen Baukunst näher stehend, erscheinen einzelne römische Tempelbauten in Rom und den alten römischen Provinzen, als deren bestes Beispiel ich den Tempel in Nimes (Südfrankreich) in Fig. 187 abbilde. Der Aufbau ist einfach und schön, die Säulen zeigen die reiche römisch-korinthische Form.

^[Abb.: Fig. 195. Silberne Prunkschale mit dem Bilde der Alexandria.

Gefunden in Boscoreale. Paris, Louvre. Aus Bruckmann's "Klassischer Skulpturenschatz".)]

^[Abb.: Fig. 196. Silberner Becher aus Boscoreale.

Paris, Louvre. (Aus Bruckmann's "Klassischer Skulpturenschatz".)]