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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Germanische Kunst

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Germanische Kunst.

oft steifer Haltung gebildet erscheinen, so ist dies eben durch die Eigenart des Bauwerkes bedingt, mit dessen Linienführung jene der Bildwerke in Einklang gebracht wurden. Eine andere wesentliche Eigentümlichkeit ist die Zusammenstellung der einzelnen Bildwerke zu Gruppen. Man wird fast nie ein solches finden, das nicht zu den anderen in Beziehung steht, mindestens aber ein Gegenstück hat. In der Regel bildet der gesamte bildnerische Schmuck eines Bauteiles, z. B. des Thores oder der Kanzel u. s. w. ein zusammengehöriges Ganzes, welches einen bestimmten Gedanken ausdrücken soll und dessen einzelne Figuren daher auf diesen Bezug nehmen. Dieser gedankliche Zusammenhang bestimmt die Gestaltung des einzelnen. Dabei tritt auch die Vorliebe für Gegenüberstellung von Vorgängen aus dem alten und neuen Testament zu Tage, überhaupt für Sinnbilder und Wahrzeichen. Das Bestreben, allem eine sinnbildliche Bedeutung unterzulegen, giebt sich schon in der Baukunst kund; die Anordnung der einzelnen Teile, ja selbst die Raumverteilung soll eine "Vorstellung" zum Ausdruck bringen.

^[Abb.: Fig. 272. Otto III. Miniatur aus dem Evangelarium Bambergense.

München, Staatsbibliothek.]