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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Germanische Kunst

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Germanische Kunst.

größere Mannigfaltigkeit und Freiheit zu entwickeln; die Engländer bezeichnen diese Richtung als den "verzierten" Stil. Die Ausbildung des Maßwerks ist für denselben besonders bezeichnend: hier treten eigentümlich geschweifte Wellenlinien auf, daher man es "fließendes" Maßwerk genannt hat. Bei den Gewölben werden die Rippen noch weiter vermehrt, so daß sie netzartige Figuren bilden; ihre Bedeutung als Bauglieder geht ganz verloren, sie werden einfach als Zierat aufgefaßt. Die Hauptkirchen von Exeter, Lichfield (S. 301) und York (Langhaus, Chor und Stirnseite, diese Teile 1291-1402 gebaut, vollendet 1472) zeigen diesen Stil in bester Vollendung, der übrigens auch bei den späteren Teilen der vorhin genannten frühenglischen Bauten auftritt.

Der Ueberschwang im Zierwerk, das bis zur Willkür ausschweifende Streben, darin Neues zu erfinden, führten zu einem Rückschlage, der befördert wurde durch die altenglische Vorliebe für das Geradlinige und das Zurückgreifen auf Holzdecken. Letztere hatte man

^[Abb.: Fig. 292. Inneres der Hauptkirche zu Lichfield.]