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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert

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Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert.

Fassano ^[richtig: Fossano], genannt Borgognone, welcher die Certosa zu Pavia mit Wandgemälden schmückte, die im ganzen ansprechend erscheinen und jedenfalls zu den besten Leistungen der vielköpfigen mailändischen Malergilde zählen.

An dem Hofe der kunstliebenden d'Este zu Ferrara war auch eine Zahl von tüchtigen Meistern thätig, deren jeder sich nach den verschiedenen Vorbildern aus den Hauptkunststätten einen Mischstil gebildet hatte und in diesem nun seine immerhin ansehnliche Kunstfertigkeit bethätigte; so beispielsweise Cosimo Turra und Lorenzo Costa.

Des letzteren Schüler, Francesco di Marco Raibolini, genannt Francia, darf am ehesten Anspruch auf eine selbständige Bedeutung erheben, jedenfalls ist er für Bolognas Kunstleben der Wichtigste. Empfänglich für alle Anregungen, mit einem hohen Schönheitsgefühl, verlieh er seinen Bildern einen gefälligen Reiz, welcher ihnen einen höheren Rang sichert. Wenn die Sage erzählt, der Anblick des von Raphael gemalten Cäcilienbildes hätte ihn getötet, so ist dies zwar nicht wahr, aber in dem Sinne zutreffend, daß sein Ruhm in Bologna einen tötlichen Stoß empfing (Fig. 380).

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Deutsche Malerei. Zeitlich etwas später als in Italien, jedoch von diesem unabhängig, gelangte die Malerei in Deutschland aus ihrer früheren Unterordnung zur selbständigen Freiheit und zu einer neuen Richtung. Die Farbenfreudigkeit war hier ja immer stark und auch das malerische Können stand auf hoher Stufe; die deutschen "Schilterer", d. h. Wappenmaler, hatten großen Ruf, die Glasmalerei war hier am besten entwickelt, die Miniaturen zeugen bereits von dem Verständnis für den eigentlichen malerischen Reiz. Es sind dies allerdings beschränkte Gebiete - mehr der Kleinkunst und dem Kunstgewerbe angehörig - aber auch in der Wandmalerei, soweit die geringen Ueberreste dies erkennen

^[Abb.: Fig. 374. Mantegna: Herzog Ludwig II. von Gonzaga mit Familie.

Mantua. Wandgemälde im Palazzo Ducale.]