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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Zeit der "Renaissance"

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Die Zeit der "Renaissance".

augenfällige Schönheit gelegt; die malerische, nicht die folgerichtige Entwicklung des durch die Baufügung gegebenen Grundgedankens wurde zur Richtschnur.

Einzelheiten. Bogen. Stützen. Hinsichtlich der Einzelheiten, die im wesentlichen sich unmittelbar an die antiken Vorbilder anlehnten, ist nicht viel zu bemerken. Die Bogen wurden gern schlank gebildet und um den Eindruck des Leichten und Luftigen zu steigern, häufig überhöht, auch zwischen Bogen und Träger ein würfelförmiges Gebälkstück eingeschoben. Bei den Trägern wurden alle Säulenordnungen des alten Stils angewendet, vornehmlich die korinthische und zwar zunächst in der römischen Umbildung, sodann auch sehr häufig die etruskische oder toskanische, deren Wiedereinführung bemerkenswert ist. Nach größerer Abklärung ging man zu den strengeren Ordnungen über und benutzte im 16. Jahrhundert mit Vorliebe die ernste dorische Säule. Sehr häufig wechselten die Ordnungen an einem Bauwerk, so daß z. B. der unterste Stock korinthische, der folgende jonische und der dritte dorische Säulen erhielt. Neben den vollen Säulen finden auch die schon an römischen Bauten (Kolosseum-Unterstock) vorkommenden Halbsäulen häufige Anwendung. Zur Säule und dem ebenfalls viel verwendeten Pfeiler, welche beide einen wirklichen Zweck als Träger hatten, trat als bloßes Zierstück der Wandpfeiler (Pilaster), dessen Aufgabe es ist, nur die Wandflächen zu beleben und zu gliedern, wie dies bei den Bauten des romanischen Stils durch die Lisene geschah. Der Pilaster ist ebenfalls der römischen Bauweise entlehnt und entspricht nicht, wie in der Regel die Lisene, einem stützenden Teil im Innern.

Wölbung. Ebenso wenig wie eine eigene Stützenform hat die Renaissance eine eigene oder wenigstens einheitliche Wölbung.

Das Kreuzgewölbe, während der Gotik vorherrschend, tritt in den Hintergrund, und wenn es noch zur Anwendung kommt, werden seine Linien nicht mehr durch kräftige

^[Abb.: Fig. 419. Bramante: Die Cancelleria.

Rom. Vatikan.]