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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Zeit der "Renaissance"

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Die Zeit der "Renaissance".

Rom zur Zeit der Frührenaissance. Während in Oberitalien unter Führung von Florenz die Frührenaissance die Herrscherin wurde und allmählich zur Hochrenaissance heranreifte, blieb Rom in fast teilnahmsloser Ruhe. Zwar gelangten vornehmlich unter Papst Nicolaus V. toskanische Baumeister und Florentiner Einfluß auch hierher, doch entstand kein Werk, welches durch schöne Verhältnisse, Formen oder Eigenart Anspruch auf größere Bedeutung erheben konnte. Erst mit Bramantes Eintreffen in Rom (um 1499) ändert sich dieser Zustand, um dann sofort die Baukunst zur vollsten und herrlichsten Blüte gelangen zu lassen. Doch tritt dies erst in der Zeit der Hochrenaissance ein und muß füglich mit dieser behandelt werden. Auch in der Umgebung Roms gelangt man fürs erste nicht über Anläufe hinaus, welche alle auf Verwertung der Florentiner Vorbilder beruhen.

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Die Hochrenaissance. Der Uebergang von der sogen. Frührenaissance zur Hochrenaissance vollzog sich allmählich mit dem Wechsel des Jahrhunderts. An feste Jahreszahlen ist er nicht gebunden, ebenso wenig können bestimmte Künstler als Begründer der Hochrenaissance angesehen werden. Es entstand ja kein neuer Stil, und die Kunstentwicklung der neuen Zeit ist doch nur die Frucht der mühevollen Arbeit des fünfzehnten Jahrhunderts.

Der Kunstgeist der Frührenaissance strebte nach Naturwahrheit; er suchte aber damit auch Schönheit zu verbinden. Nicht eine blos äußerliche glatte Schönheit, sondern jene, die in der Wahrheit begründet ist. Jeder Künstler suchte auf seine Weise und nach seinem Können zur Erreichung dieses Zieles zu gelangen und je mehr er von der Erfahrung seiner Vorgänger und seiner Genossen für sich nutzbar machen konnte, desto leichter wurde es ihm, selbst wieder förderlich zu sein. Hatte er dabei nur äußerliche Gaben mitgebracht, so bildete er doch wenigstens die Arbeitsfertigkeit weiter. War er selbst Denker und Ringer, so wurde er auch ein geistiger Förderer und brachte die Kunst der Reife näher. Als wahre Künstler der Hochrenaissance

^[Abb.: Fig. 430. Jacopo Sansovino: Loggetta.

Venedig.]

^[Abb.: Fig. 431. Palladio: Palazzo Communale.

Vicenza.]