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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Zeit der "Renaissance"

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Die Zeit der "Renaissance".

besonders die zweiteiligen Fenster sind beachtenswert - die Fülle des bildnerischen Schmuckes, in welchem sich der Erfindungsreichtum der deutschen Baukünstler kundgiebt, zeichnen dieses Meisterwerk vor allem aus. Der innere Zusammenhang des Schmuckes mit der Baufügung erscheint in einer sonst seltenen Weise gewahrt. Die Wandpfeiler und Halbsäulenordnungen sind nicht blos mit Rücksicht auf malerische Wirkung angeordnet, sondern fügen sich natürlich in den Aufbau ein; das Zierwerk ist mit feinem Schönheitsgefühl verteilt und auf einheitliche Wirkung gestimmt.

Schloßhof in Stuttgart. Als ein Muster prächtiger Hofanlage ist der alte Schloßhof in Stuttgart zu nennen. Der schönste schwäbische Bau, das Lusthaus daselbst, ist leider in der Neuzeit niedergerissen worden. Bon sonstigen besonders beachtenswerten Schloßbauten wären noch jene zu Freising, Landshut, Bamberg, die Plassenburg bei Kulmbach (sämtlich in Bayern), dann in Torgau und Brieg zu nennen (Fig. 476).

Fürstenhof in Wismar. Eine besondere Erwähnung verdient der Fürstenhof in Wismar, weil hier die deutsche Renaissance auf den Backsteinbau angewendet erscheint und zwar in künstlerisch vollendeter Weise. Auch hier finden wir edle Verhältnisse, schöne Gliederung der Flächen durch Wandpfeiler und Friese, die mit Flachbildwerken versehen sind, namentlich aber ungemein malerisch behandelte (dreiteilige) Fenster. Für Norddeutschland ist dieser Bau ebenso bedeutsam, als "feinstes" Werk deutscher Renaissance, wie der Otto Heinrichsbau für Süddeutschland (Fig. 477).

Niederlande und Dänemark. Zur "deutschen Gruppe" gehören in diesem Zeitraume auch die Niederlande und Dänemark, obwohl man in den ersteren mehr als in Deutschland die italienischen Vorbilder studierte. Immerhin verwertete man sie im heimischen Geiste unter starker Betonung des Malerischen. Das bedeutendste Werk des 16. Jahrhunderts ist das Rathaus zu Antwerpen.

^[Abb.: Fig. 478. Syrlin: Chorstühle im Münster zu Ulm.]