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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Zeit der "Renaissance"

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Die Zeit der "Renaissance".

italienischen, als vielmehr mit der deutschen; weil sie eben mit dieser die Grundlage des gotischen Schmuckstils gemeinsam hatte.

Kirchenbauten. Namentlich in den Kirchenbauten, die auch in Frankreich in dieser Zeit nicht sehr zahlreich waren, tritt dies zu Tage. Die gotische Baufügung und Grundanlage werden beibehalten, in den Einzelheiten und insbesondere im Schmuckwerke aber die Grundzüge und Formen der Renaissance mit jenen der Gotik vermengt und verschmolzen. Wir sehen daher bei diesen Kirchen, die seit 1520 entstanden - S. Pierre in Caën, S. Nicolas in Troyes, St. Eustache in Paris u. a. - die mehrschiffige Anlage, den vieleckigen Chorschluß, die Strebepfeiler und Strebebögen u. s. w.; diese Bauformen sind jedoch mit "antikem" Schmuckwerk bedeckt. Man fügt Wandpfeiler mit korinthischen Kapitälen ein, ersetzt die Fialen durch zierliche, leuchterartige Aufsätze mit schwungvollen Umrißlinien, führt statt der spitzbogigen die rundbogigen Fenster ein, greift überhaupt auf die Kreisformen zurück und bedeckt alle Flächen mit reichstem bildnerischen Zierwerk. Es ergiebt sich daraus ein seltsamer, aber dabei doch höchst anmutender und vor allem wirkungsvoller Mischstil, in welchem sich Erfindungsgabe und Geschmack geistvoll bethätigten.

^[Abb.: Fig. 494. Schloß Chambord.]

^[Abb.: Fig. 495. Schloß Fontainebleau.]