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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

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Die Malerei des 16. Jahrhunderts.

liche, die "Seele" wird vielmehr lebendig vor uns. Wie in der Wirklichkeit bei einem geistvollen Menschen das Spiel der Gedanken in jenem der Mienen ersichtlich wird, so geschieht dies auch hier, die ausdrucksvollen Augen, der zum leisen Lächeln geöffnete Mund, nicht zum mindesten aber auch die Hände "sprechen". Die Bedeutung der Hände für das Persönliche hat vor Lionardo niemand in gleichem Maße erfaßt. Man kannte wohl "Geberden", die Hände in lebhafter Bewegung, daß sie aber auch in anscheinender Ruhe für die persönliche Eigenart kennzeichnend sind, war eine neue Offenbarung und wirkte auch als eine solche. Seither "sehen" die Maler auch auf die Hände und auf ihre lebensvolle Wiedergabe wird von manchem nicht weniger Sorgfalt verwendet, als auf jene der Züge. Auch die Landschaft mit ihrem zarten Dufthauch ist zu dem Bilde "gestimmt", kurz, jede Einzelheit hat ihre bedeutungsvolle Rolle, um die Gesamtwirkung hervorzubringen: die Persönlichkeit in Leib und Seele lebendig zu machen.

^[Abb.: Fig. 509. Lionardo: Bildnis der Mona Lisa.

Paris, Louvre.]