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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

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Die Malerei des 16. Jahrhunderts.

(1485-1547) war ein Venetianer und Schüler Bellinis; 1511 kam er nach Rom, um an der Ausschmückung der Villa Farnesina sich zu beteiligen, wurde jedoch entlassen, als Raphael (durch die Galathea) seine künstlerische Ueberlegenheit erwies. Sebastiano ging daher zu Michelangelo über, um die mitgebrachte venetianische Farbenkunst durch Verbindung mit der kraftvollen Formensprache Michelangelos zu verstärken. Bei seiner unleugbar hohen Begabung hätte er wohl besser gethan, ganz seine eigenen Wege zu gehen, anstatt zwischen verschiedenen Richtungen hin und her zu schwanken und fremden Einflüssen nachzugeben. Es scheint jedoch die Kunst ihm nicht ganz Herzenssache gewesen zu sein, denn als er 1531 das Amt eines Bewahrers der Bullensiegel erhielt, gab er das Malen auf. In der Malfertigkeit hatte er es zu einer hohen Vollendung gebracht, und diese mehr äußerliche Beherrschung der Kunstmittel tritt namentlich bei den religiösen Bildern hervor, die eine tiefere Auffassung vermissen lassen. Seine Meisterschaft auch in der Wiedergabe des Innerlichen bekundet er dagegen in den Bildnissen, die zu den besten Werken der damaligen Zeit gehören. Den höchsten Reiz von Anmut und "idealer" Schönheit erreichte er in dem Bildnisse der sogenannten "Fornarina", welches bis in die Neuzeit für ein Werk Raphaels galt. (Daher rührt auch die Bezeichnung, weil man in der Unbekannten die Freundin Raphaels, die schöne Bäckerstochter, sah). An einzelnen Gemälden Sebastianos soll Michelangelo mitgearbeitet oder doch wenigstens die Zeichnung für dieselben geliefert haben, so daß also nur die Farbenausführung jenem zuzurechnen wäre, die jedoch immerhin verdienstlich und auch selbständig genug ist, um den Künstler bedeutend erscheinen zu lassen.

Daniele da Volterra. Dieser Mithilfe des Meisters erfreute sich auch Daniele Ricciarelli da Volterra (1509-1566), einer der getreuesten Anhänger Michelangelos, den

^[Abb.: Fig. 554. Tizian: Venus und junge Bacchantin.

München, Pinakothek. (Nach Photographie von Bruckmann.)]