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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

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Die Malerei des 16. Jahrhunderts.

die Kunstweise des Meisters Hans Sueß von Kulmbach, der in seinen Bildern die Dürersche Formenbildung sehr getreu nachahmt. Das Hauptverdienst dieser beiden liegt wohl darin, daß sie die deutsche Kunst nach Polen brachten, wo sie als Hofmaler (in Krakau) längere Zeit wirkten. Der bedeutendste unter den Gehilfen war Hans Leonhard Schäuffelin (1480-1540), der (bis 1515) an verschiedenen Werken Dürers stark als Mitarbeiter beteiligt war, und es bis zu einer gewissen Selbständigkeit brachte. Außerordentlich fleißig und fruchtbar schuf er zahlreiche Altarwerke, bei welchen jedoch mehr seine gediegene Handfertigkeit als die geistige Auffassung anzuerkennen ist. - Unter den späteren Nachfolgern sind noch zu nennen Bartel Beham (1500-1550), der in Bildnissen und im Kupferstich Gediegenes leistete, aber schon stark italienischen Einflüssen unterworfen war. Mit einer lebhaften Einbildungskraft begabt, zeichnet er sich namentlich durch reizvolle und zierliche Darstellung von Vorgängen aus der Fabelwelt der Antike aus. Seit 1530 als Hofmaler in München thätig, begründete er hier eine Schule, welche seine Art fortsetzte.

Nach Dürers Tode behauptete in Nürnberg die erste Stelle Jörg Pencz (+ 1550), der 1532 zum Ratsmaler ernannt worden war. Auch dieser huldigt schon der italienischen Richtung, wenigstens in den kirchlichen Werken; während er in den Bildnissen noch Dürer folgt und Treffliches leistet. Seine Kunstweise blieb in Nürnberg ziemlich lange in Geltung, da sie von den schwachen Schülern leichter aufzufassen war, als jene des Altmeisters.

Hans Burgkmair. Die "schwäbische Schule", deren Hauptsitz in Augsburg war, hatte in Hans Holbein dem Aelteren einen Meister aufzuweisen, der bereits den Uebergang von der überlieferten befangenen Malweise zu einer freieren Auffassung und feineren Farbengebung einleitete. Weit mehr als dieser huldigt der neuen Richtung jedoch Hans Burgkmair (1473-1531), welcher als der erste schwäbische Meister der "Renaissance" betrachtet werden darf. Auch Burgkmair hatte sich bei Martin Schongauer in Kolmar ausgebildet und war dann nach Italien gegangen, wo er lebhafte Anregungen empfing, die jedoch mehr von den neuen Bauformen als von der Malerei ausgingen. Wenigstens sehen wir in seinen früheren Bildern erstere mit Vorliebe verwertet, während er in der Farbengebung noch Holbein folgte. Erst nach einem zweiten Aufenthalte in Italien scheint sich der Einfluß Bellinis bei ihm stärker geltend gemacht zu haben, denn wir begegnen in den Madonnenbildern Burgkmairs, sowohl hinsichtlich der Anordnung, wie in der Durchbildung der Köpfe, starker Anklänge an die venetianische Auffassung. Die vorwiegende Beschäftigung

^[Abb.: Fig. 576. Cranach: Madonna.

Innsbruck. Pfarrkirche.]