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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei des 16. Jahrhunderts

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Die Malerei des 16. Jahrhunderts.

als Grünewald, dem er sonst in der Farbenbehandlung folgt. Hervorragendes leistete er auch in Bildnissen und in Holzschnitten, in welchen er eine hohe schöpferische Einbildungskraft bekundet.

Die anderen deutschen Schulen. Mit den Genannten ist die Reihe jener Meister, welche auf die Entwicklung der deutschen Malkunst mehr oder minder bestimmend einwirkten, so ziemlich erschöpft und es erübrigt nur noch, kurz der Zustände in den anderen örtlichen Kreisen oder Schulen zu gedenken.

Im Allgemeinen zeigt sich auch in diesen ein Fortschreiten von der Gebundenheit des 15. Jahrhunderts zu einer freieren, auch mehr malerischen Kunstweise; also eine Erhebung des durchschnittlichen Mittelmaßes, ohne daß jedoch einer der Meister zu einer maßgebenden Bedeutung gelangte.

In Ulm, das seine Bedeutung als Kunststätte verloren hatte, ist Martin Schaffner zu nennen, der mit Erfolg sich der neuen Richtung widmete. Unter den Augsburger Malern verdient noch Ulrich Apt der Aeltere Erwähnung, der neben Holbein dem Aelteren und Burgkmair sich ehrenvoll behauptete und eine gewisse Selbständigkeit, wenigstens gegenüber diesen Landsleuten, bewahrte. Mehr war dies noch der Fall bei Bernhard Strigel in Memmingen, welcher seine Kunstweise auch im neuen Geiste weiter bildete, obwohl er seinem Alter nach (geb. 1464) mehr dem 15. Jahrhundert noch angehörte. Er leistete Treffliches, namentlich in Bildnissen, die ausdrucksvoll sind und selbst neben jenen Dürers bestehen können (Fig. 582). Am Rhein machte sich der niederländische Einfluß stark geltend, so daß man hier zu keiner rechten Selbständigkeit gelangte. Dies war selbst in Köln der Fall, wo ein Unbekannter, der sogen. "Meister des Todes Maria", und Barthel Bruyn als die bedeutendsten Künstler dieser Zeit erscheinen. Namentlich der Erstere zeichnet sich durch eine große Zartheit und Lieblichkeit in der Formgebung aus, welche noch mehr an den Ueberlieferungen der altkölnischen Schule festhält als dem niederländischen Zug nach Naturtreue folgt.

Auf dem Boden Westfalens sehen wir ebenfalls eine Verschmelzung der älteren Kunstweise mit der niederländischen sich vollziehen; hier verdient Heinrich Aldegrever in Soest als tüchtiger Bildnismaler Erwähnung, der in seinen Werken den Ausdruck der Lebenswahrheit mit großer zeichnerischer Sicherheit wiederzugeben verstand.

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Niederländische Malerei. Die tonangebende Stellung, welche die niederländische Malkunst im 15. Jahrhundert durch die Eycks, Rogier van Weiden und Dirk Bouts sich errungen hatte, würde erwarten lassen, daß auch im 16. Jahrhundert ihr eine für die allgemeine Entwicklung bedeutsame Rolle zukommen sollte. In der That war dies aber nicht der Fall. Wohl übte die niederländische Kunstweise mit ihrem Grundzug von derbkräftiger Lebenstreue, wie vorhin erwähnt wurde, auf die rheinisch-westfälischen Kreise bis tief ins

^[Abb.: Fig. 585. Mabuse: Danae.

München. Pinakothek.]