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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

sondern auch Maler, Dichter, Musiker und Anatom war. Der Palazzo Non-Finito (d. h. unvollendeter Palast), an dem beide beteiligt waren, läßt die Eigenart des florentinischen Kunstkreises erkennen (Fig. 599).

Die Anregungen, welche von demselben ausgingen, beeinflußten nicht nur Oberitalien sondern auch Rom; und der bereits erwähnte Pietro da Cortona vermittelte eine Verschmelzung der Grundzüge beider Schulen, des mehr bildnerischen der römischen mit dem malerischen der Florentiner.

Aus Buontalentis Kreise ging auch Baccio di Bartolomeo Bianco (1604-1656) hervor, der in Genua die Barockkunst einbürgerte und hier eine Reihe geschmackvoller und ansprechender Werke schuf, unter denen besonders die Villa Paradiso und das Jesuitenkollegium, jetzt Universität, durch reizvolle Durchbildung der Formen und schöne Gliederung der Massen hervorzuheben sind (Fig. 600).

Venezianische Schule. Während in Rom die religiös-kirchliche Stimmung für die Kunst den Ausschlag gab, bewahrte Venedig seine sinnlich-weltliche Richtung. Die ernste Feierlichkeit der Palladianischen Kirchen behagte den genußfrohen Venetianern wenig, welche an Farbenpracht und Glanz gewöhnt waren. Die Art Sansovinos mit ihren lebendig bewegten Formen und ihrem bildnerischen Schmuckreichtum sagte ihnen mehr zu. Auch die Feinheit in der Bildung der Gesimse, wie Sanmicheli sie ausgebildet hatte, entsprach den Verhältnissen der engräumigen Stadt besser, als die wuchtige Formenbildung der Römer, welche auf Fernwirkung berechnet war.

Es ist daher begreiflich, daß die Schule der beiden vorgenannten Meister hier zunächst das Feld behauptete.

Scamozzi. Longhena. Erst mit Vincenzo Scamozzi (1552-1616) kam gegenüber dieser leichten, malerisch freien Richtung eine auf strengere Beachtung der Antike und deren Regeln abzielende auf. Scamozzi versuchte aber auch, selbständig die Formensprache der Antike weiterzubilden und erfand dazu eine "sechste Säulen-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 604. Inneres des Domes in Salzburg.]