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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

Eine dritte Gruppe bilden die nach dem dreißigjährigen Kriege entstandenen Ordenskirchen, welche sich durch eine große Einfachheit der Stirnseiten, klare aber auch nüchterne Gliederung der Massen und eine bewußte, wenn auch nicht immer verständnisvolle Annäherung an die Antike kennzeichnen. Das Aeußere erscheint daher meist ärmlich und nüchtern, nur im Innern entfaltet sich der Prunk. Beispiele dieser Gattung sind die Jesuitenkirchen in Wien (das Innere wurde später von Pozzo umgestaltet), Linz, Klattau u. a.

Viele der damals entstandenen Bauten sind inzwischen wieder verschwunden und wurden durch geschmackvollere ersetzt. In diese "klassische" Richtung wurde der Orden nicht nur durch seine Gelehrsamkeit gedrängt, sondern auch dadurch, daß seine Kunstweise im Volksthum kein rechtes Verständnis gefunden hatte und daher keine befruchtenden Wechselbeziehungen zwischen Kunst und Volk bestanden. Man darf eben nicht vergessen, daß bis zur Gegenreformation die weitaus überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes, selbst in den Alpenländern, protestantisch war und der Katholizismus sich auch im Süden das Gebiet

^[Abb.: Fig. 615. Inneres der St. Johanniskirche.

München.]