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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Sauberkeit - Gesundheit!

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus, XIII. Band. Nr. 12

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts. Verlag von Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.

1903. 19. Septbr. Inhalt: Sauberkeit - Gesundheit. - Knarrende Stiefel. - Wie man Obst pflückt. - Rosenzucht. - Vermischtes. - Kosmetik. - Haus- und Zimmergarten. - Für die Küche. - Gesundheitspflege. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Sauberkeit - Gesundheit!

Das Kapitel, dem wir uns heute zuwenden wollen, umfaßt allerhand Lebensgewohnheiten und Mißbräuche, die untereinander wenig zusammenhängen, die aber von nicht geringem Einfluß auf die Gesundheit sind.

Dahin gehört zunächst die Reinigung unseres eigenen Körpers und unserer Umgebung. Viele Menschen würden es sehr übel nehmen, wenn man ihnen sagte, sie seien unsauber, und doch sind nur die wenigsten im hygienischen Sinne reinlich. Liebig hat mit Recht gesagt, daß man die Kultur eines Volkes nach der Menge der von ihm verbrauchten Seife beurteilen könne.

Die Reinigung des äußeren Körpers hat den Zweck, die Poren der Haut offen zu erhalten und alle schädigenden und reizenden Staubteile zu entfernen. Im Laufe des Tages setzt sich so viel Staub an den Körper an, trotz des Schutzes der Kleidung, daß eine einmalige Reinigung des gesamten Körpers vom Kopf bis zu den Füßen täglich vorgenommen werden muß. Bringt der Beruf eines Menschen eine besondere Verunreinigung mit sich, so muß der Körper mehrmals täglich gereinigt werden. Bei dieser Reinigung muß auch ganz besonders der behaarte Kopf und der Bart berücksichtigt werden. Frauen, bei denen man nicht verlangen kann, daß sie sich ihres Haarschmuckes berauben, müssen eine besondere Aufmerksamkeit auf die Reinigung des Kopfes verwenden. Für diese sind die Haarwasser am Platz, während bei allen kurzgeschnittenen Haaren Seife und Wasser durch nichts zu ersetzen sind. Das einfache Abspülen des Körpers mit Wasser genügt nicht, da Wasser allein die fetthaltigen Abscheidungen des Körpers nicht entfernt. Die Poren bleiben dann verschlossen und es bilden sich kleine rauhe Knötchen in der Haut, die vielfach fälschlich als Gänsehaut bezeichnet werden. Diese Rauhigkeiten verschwinden bei gründlichem Waschen mit Seife, während die echte "Gänsehaut" durch die Einwirkung von Kälte auf die Haut zustande kommt und bei der Erwärmung wieder verschwindet. Diese körnige Haut, die an den Oberarmen, am Rücken, an den Beinen von 100 Menschen mindestens 90 haben, ist eine Folge mangelhafter Reinlichkeit. Das wissen die wenigsten Menschen und halten sich für sehr sauber, obgleich sie es in Wirklichkeit noch nicht genügend sind. Ist die Unreinlichkeit stärker, so daß sie nun deutlicher in Erscheinung tritt, so bilden sich krankhafte Veränderungen der Haut, verschiedene Formen von Ausschlag, die durch hinzutretendes Ungeziefer noch verstärkt werden. Jeder Mensch kann einmal irgendwo einen Floh bekommen oder Krätze, oder selbst Läuse. Aber diese Tiere vertragen nicht die Unruhe der Reinlichkeit, sie verschwinden wieder. Die Krätze kann man mit Erfolg behandeln. Wenn aber das Ungeziefer sich bei einem Menschen festsetzt, so ist das stets ein Zeichen äußerster Unsauberkeit. Die Haut nimmt bald eine bräunliche Farbe an, die zwar von Schmutz herrührt, aber doch so fest in die Poren eingedrungen ist, daß sie auch mit Bürste und Seife nicht zu entfernen ist. Das nennt man die Vagabundenfärbung der Haut. Ausschlag, eitrige Pusteln, Entzündungen der Augen u. s. w. sind die unmittelbaren Folgen. Auch der sogenannte Weichselzopf, der im Aberglauben des Volkes eine so große Rolle gespielt hat, ist nichts weiter als das durch Unreinlichkeit verfilzte Haar.

Ganz besondere Sorgfalt ist auf die Reinigung der Hände zu legen, da man damit die Nahrungsmittel berührt und so Schmutz, Bakterien und Gifte in den Mund bringen kann. In England hat sich zum Beispiel herausgestellt, daß diejenigen Bleiarbeiter, die weit entfernt von ihrer Arbeitsstätte wohnten, deshalb an Bleivergiftung erkrankten, weil ihnen das Essen gebracht wurde und sie sich die Hände vor dem Essen nicht gründlich reinigten; während diejenigen, die in der Nähe wohnten, gesund blieben, weil sie sich, bevor sie vom Essen nach Hause gingen, die Hände reinigten. Jeder Mensch sollte es sich zur Regel machen, sich vor jeder Mahlzeit die Hände zu waschen und besonders muß