Schnellsuche:

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

227

diente Forscher des Tuberkulosegiftes, hat nachgewiesen, daß die Tuberkulose des Rindviehs (Perlsucht) nicht direkt übertragbar ist auf den Menschen. Damit fällt einer der Hauptvorwürfe, welche man dem Genusse ungekochter frischer Milch bis jetzt hartnäckig gemacht hat, dahin. Immerhin können in der rohen Milch noch andere pathogene Bakterien vorhanden sein, wie die Bazillen des Typhus, Scharlach, Diphtherie. Es ist unter allen Umständen gut, wenn man weiß, aus welchem Stalle die Milch stammt, aber schließlich genügt für diese Gifte einmaliges Aufkochen der Milch.

Solche Kinder erhalten gewöhnlich auch Obst nur in gekochter Form und wenn sie wirklich einmal einen frischen roten Apfel bekommen, dann ist er geschält und fein säuberlich ausgeputzt. So wird die Arbeitsleistung des Verdauungskanals auf das mindeste Maß beschränkt, das wohlbehütete Organ ist dann nur zu oft irgendwelchen ungewöhnlichen Zumutungen nicht gewachsen. Das sind dann die Kinder, welche in der Sommerfrische nach dem Genusse von selbstgefundenem, unreifem Obst prompt erkranken, während ihre Spielgenossen, die Bauernkinder, ungestraft ihrer Beute sich erfreuen können. (Fortsetzung folgt.)

Zur Winterfütterung der Vögel.

Die Vögel vor Hunger schützen

heißt dem Obstbau nützen.

Ein jeder Mensch sollte es sich angelegen sein lassen, im Winter die hungernden Vögel zu füttern, denn er ist ja auf die Mithilfe der kleinen, gefiederten Insektenvertilger angewiesen - ohne dieselben wäre es um die guten Ernten in Feld und Gärten bald geschehen.

Ein gemeinsamer Futterplatz für alle unsere gefiederten Wintergäste ist ein Unding. Es müssen vielmehr für die einzelnen Gruppen verschiedene Plätze, z. B. Hoch-, Feld-, Straßen-, Garten- und Gelegenheitsplätze angelegt und es muß auch das geeignete Futter ausgewählt werden. Hiezu diene die nachfolgende Zusammenstellung:

Allesfresser (gekochtes Fleisch, wenn andere, namentlich Singvögel, nicht Zutritt haben, auch Kartoffeln und Brot): Star, Dohle, Rabenkrähe, Saatkrähe, Elster, Eichelhäher, Tannenhäher.

Körnerfresser (mehlige und ölige Sämereien gemischt): Heckenbraunelle, Haubenlerche, Feldlerche, Alpenlerche, Grauammer, Goldammer, Lerchensporner, Schneesporner, Schneefink, Buchfink, Bergfink, Berghänfling, Erlenzeisig, Leinfink, Stieglitz, Hänfling, Gimpel, Hakengimpel.

Insekten- und Körnerfresser (mehlige und ölige, grobe Sämereien, Speck, gekochtes Fleisch): Großer, mittlerer und kleiner Buntspecht, Spechtmeise, Sumpfmeise, Tannenmeise, Haubenmeise, Kohlmeise, Schwanzmeise, Blaumeise.

Insekten- und Beerenfresser (geriebene Möhre, gekochtes Fleisch, Aepfel- und Zwetschgenstückchen): Seidenschwanz, Schwarzamsel, Ringamsel, Ziemer, Schnarrdrossel, Zippdrossel, Weindrossel, Feldlerche.

Insektenfresser (Mehlwürmer, Ameisenpuppen, Fleisch): Eisvogel, Grünspecht, Grauspecht, Schwarzspecht, Baumläufer, Heckenbraunelle, Zaunkönig, Buchamsel, Wintergoldhähnchen, Bergstelze, Bachstelze.

Sehr lehrreich für jeden Vogelfreund ist die mit vielen Abbildungen versehene Schrift "Futterplätze für Vögel im Winter" von Dr. Liebe-Kleinschmidt. Der Umstand, daß das prächtige Büchlein bereits in 15. Auflage erschienen ist, beweist wohl am besten die große Nützlichkeit desselben. Preis 25 Rp., 10 Stück 2 Fr., 25 Exemplare 3 Fr. zur Massenverbreitung in Schule und Haus.*)

Die hauptsächlichste Vogelfütterung findet von den Fenstern der menschlichen Wohnstätten aus statt. Zu diesem Zwecke dürfen die von der Gartenbaufirma Ernst Meier, Rüti-Zürich, in den Handel gebrachten Futterhäuschen "Automat" und "Meisenstängli" als Ideal-Futterhäuschen bezeichnet werden. Die Häuschen "Automat" nehmen eine größere Menge Futter auf, wodurch das "Tischlein immer gedeckt" ist. Der Glasabschluß vorne läßt nur soviel Futter durch, als von

^[*) Zu beziehen von Ernst Meier, Verlag des "Pflanzenfreund", Rüti-Zürich.]