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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

XIII. Band. Nr. 31

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.

Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12. Zürich.

1904. 30. Januar. Ueber Kinderernährung in kranken Tagen. (Schluß.) - Sollen unsere Töchter das Schneidern erlernen? (Schluß.) - Italienische Küche. (Schluß.) - Für die Küche. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Ueber Kinderernährung in kranken Tagen.

(Schluß.)

Ein ganz anderes Bild bietet das kranke Kind. Folgen Sie mir in ein Kinderkrankenhaus, um die Mienen und Geberden ^[richtig: Gebärden] kranker Kinder kennen zu lernen, möge die Vorsehung alle Eltern davor bewahren, sie im eigenen Heim beobachten zu müssen. In diesem Bettchen liegt ein schwer kranker Säugling, er weint nicht, wimmert bloß, seine Augen sind matt, dunkel beschattet, liegen tief in ihren Höhlen, das Gesichtchen sieht greisenhaft aus, die Haut des kleinen Körpers erscheint mumienhaft trocken. Er leidet an schwerem Magendarmkatarrh. Auf jenem Lager ruht ein größeres Kind, bewegungslos, die Lippen fest aufeinander gepreßt, der Gesichtsausdruck ist starr, ernst, andachtsvoll, die Augenbrauen sind gerunzelt. Man sagt von solchen Kindern etwa, "sie spielen mit den Engeln". Nach einer oder mehreren Wochen vertauscht das arme Kind in der Tat auch sein irdisches mit dem himmlischen Vaterhause, denn es leidet au der Unheil bringenden tuberkulösen Hirnhautentzündung. Nun kommen wir zu einem andern schwer fiebernden Patientchen, mag es von einer Lungen-, von einer Bauchfellentzündung oder von einer andern mit schwerem Fieber verbundenen Erkrankung heimgesucht sein. Der ganze Körper fühlt sich heiß an, die Augen glänzen mit fieberhaftem, mattem Glanz, das Gesichtchen ist gerötet, das Kind verlangt Wasser, trinkt das Glas gierig aus, um hernach schwer in die Kissen zurückzusinken; die Mundhöhle ist trocken, die Zunge und Lippen sind borkig. Daneben treten die einzelnen Symptome der örtlichen Organerkrankungen in den Vordergrund, sei es offenbar schmerzhafter Husten bei Lungen- und Brustfellentzündung oder heftiger Schmerz im Unterleib infolge Bauchfellentzündung, denn das gequälte Patientchen verzieht in jedem Fall sehr häufig kläglich das Gesicht und mit dem Ausdruck augenscheinlich großer Angst, die Augen hin und her bewegend, sieht es kommenden Schmerzen entgegen.

Als nahrhafte, reizlose Getränke für Fiebernde dürfen wir bezeichnen die Milch, Schleimsuppen, fettarme, gewürzarme, aber angenehm schmeckende Fleischbrühe mit, eventuell ohne Ei, Eigelb mit Malaga, Chocolade mit Milch und Wasser, Mandelmilch etc. Selbstverständlich kommt es aber sehr auf die Art der Erkrankung an. Bei fieberhaften Magen- und Unterleibsentzündungen (Bauchfell, Blinddarm) halte man sich besonders streng an die Anordnungen des Arztes. Sind keine krankhaften Unterleibserscheinungen vorhanden, so wird dieser gern abwechselnd mit anderer Krankendiät etwas kaltes, angenehm erfrischendes gekochtes Obst gestatten, so gekochte Birnen, Aepfel oder Zwetschgen, als durstmilderndes Getränk mäßig Limonade, Obstgallerten und Fruchtsäfte mit reichlich Wasser gemischt.

Man soll jedem schwerer Kranken in regelmäßigen Zwischenräumen, alle Viertel- oder halbe Stunden, eine kleine Menge Flüßigkeit, am besten Eßlöffelweise, einflößen, soll auch die Nachtzeit für die Ernährung desselben verwerten. Allerdings ist der Schlaf auch der beste Freund des Kranken und soll letzterer nicht durch Ernährungsversuche gestört oder verkürzt werden. Jeder Fiebernde erwacht indessen hin und wieder aus seinem durch schwere Träume beeinträchtigten Schlummer und diese Augenblicke sind für Darreichung von flüssiger Nahrung zu benutzen. Neben nährenden Flüßigkeiten begehrt der Fiebernde gelegentlich reines, frisches Wasser, sei es für sich allein oder mit Eisstückchen darin, mit etwas Wein vermischt etc.

Um noch mit einem Wort der Ernährung eines fiebernden Säuglings zu gedenken, so kann ich mich kurz fassen. Auch er ist von Durst gepeinigt. Wir dürfen daher nicht etwa in Verwechslung von Durst und Hunger den verhängnisvollen Fehler begehen, seinen Magen mit reichlichen Mengen konzentrierter Nahrung vollzustopfen. Denken wir an früher gegebene Erläuterungen dieses Werkleins, daß man unter