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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Zu den Zwangsbewegungen, die selbstredend zu den Zwangsideen in naher Beziehung stehen, und nur einzelne Muskelgruppen oder den ganzen Muskelapparat des Körpers betreffen, gehört das nervöse Augenblinzeln, das sinnlose Hin- und Herwerfen des Kopfes, Zähneknirschen im Schlaf,, oft auch Nagelkauen, Hautabbeißen an den Fingern, veitstanzartiges Hin- und Herschleudern der Gliedmaßen, allgemeine körperliche Unruhe zu Hause oder in der Schule. Die Lebhaftigkeit intelligenter Kinder im Denken und Fühlen überträgt sich bei beginnender Nervosität in maßlosem Grade auf deren Muskelnerven und führt zu Zappeligkeit zu Hause und im Unterricht. Durch Ermahnungen, eventuell Strafen eingeschüchtert, vermag das Kind anfangs durch Energie seine Nerven im Zaum zu halten; allmählich aber erlischt diese Fähigkeit, der Schüler kann infolge seiner Zerstreutheit und Unaufmerksamkeit dem Gedankengang des Lehrers nicht folgen, die gestellten Fragen nicht beantworten, macht keine Fortschritte, wird von den guten Mitschülern vernachlässigt, eventuell verspottet, bekommt schlechte Schulzeugnisse etc. etc., kommt damit in ein immer gefährlicheres Fahrwasser hinein. Ein solches unrichtig beurteiltes Kind, auch wenn von Natur aus fröhlich konstituiert, läßt zusehends mehr wie eine unrichtig gepflegte Blume den Kopf hangen, seine frühere schalkhaft blitzenden Augen sind umflort, sie scheinen nach Hülfe und besserem Verständnis zu flehen, eine früher nicht gekannte Traurigkeit, Neigung zum Weinen läßt die Eltern an ein bevorstehendes, schweres körperliches Leiden denken, doch macht sie gelegentliches Aufblitzen des früheren Frohsinns wieder stutzig, daß sie das häufig wechselnde seelische Verhalten doch mehr als Ausdruck von Launenhaftigkeit betrachten, wiederkehrende Gemütsverstimmung als Verstellung, Heuchelei, Hinterlist, Lügenhaftigkeit u.s.f. Ist in solchen Fällen ernster Tadel, vielleicht Strafe nicht unter Umständen ganz verkehrt und wirkt verschlimmernd statt heilend, weil sie der Ursache nicht angepaßt ist?

(Schluß folgt.)

Das Bett.

Wie man sich bettet, so schläft man. (Sprichwort.)

Das Bett ist das Symbol des Lebens. Der berühmte französische Dichter sagte: "Es ist die Tür, die alles abschließt, nachdem sie diejenige gewesen, welche die Welt öffnet." Dort wird man geboren, dort stirbt man. Das Bett ist unser Vertrauter; es weiß unsere Freuden, unsere Leiden; es ist das erste und auch das letzte Möbel unserer Wohnung. Das Gesetz schützt und respektiert es, und der Gerichtsvollzieher ergreift alles, nur das Bett nicht.