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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Möbeln das Pfarrhaus noch putzte. Und wenn ich hörte, datz sie noch nach China oder Samoa gekommen, würde ich mich auch nicht wundern. Behaglich machte sie es auch dort geWitz um sich. Aus jeder Landschaft, darin sie gelebt, hatte sie sich etwas angeeignet, was sie für sich und Andere mit Vorteil benutzte. "Leben ist Wandern", pflegte sie zu sagen und nahm die verschiedensten Stationen mit Gemütsruhe, Fügsamkeit und einem gewissen Humor, der ihr half, anmutig von ihren Erlebmssen zu erzählen, das Unbequeme zu vergessen und niemals zu klagen über das Umziehen.
Wem kannst du Isreude machen?
Hie und da schleicht sich der Wunsch in unser Herz, jemand etwas Liebes, Gutes erweisen zu können; besonders dann wird der Wunsch rege, wenn uns selbst eine Freude geworden ist.
Mit dem Ueberlegen kommt uns sicher meist bald die Einsicht, wen wir beglücken könnten. Hat man eine Putzfrau, die daheim ein Schärlein Kinder zu versorgen hat, so ist man sicher, ihr und der Kinderschar eine große Freude zu machen, wenn wir ibr etwas Eßbares, seien es Maggirollen. Maccaroni 2c. abends mitgeben, damit ein Sonntagsschmaus bereitet werden kann. Ich rede nicht von Resten aller Art, sondern von etwas, das man vielleicht sonst nicht mitgeben würde. Oder deine Schneiderin hat dich mit der Arbeit sehr befriedigt; sie ist vor Tagesschluß fertig geworden! Wie groß wird ihre Freude sein. wenn ihr der volle Taglohn in die Hand gedrückt wird, mit ein paar freundlichen anerkennenden Worten und dem Bedeuten, sie möge nun den frühen Feierabend für sich benutzen! Hier haft du sicher Freude bereitet.
Im Hause, wo man wohnt, sind vielleicht Kinder, deren Eltern dem Verdienst nachgehen. Wie wär's, wenn die Kleinen mit dir und den Deinen einen Spaziergang in den Wald oder über Feld machen dürften? Mit glänzenden Augen, fröhlich plaudernd, werden sie der Einladung folgen, und dankbar werden die müde von der Arbeit heimkehrenden Eltern dir die Hand drücken, daß du ein Herz für ihre Kleinen hattest, ihnen Freude bereitetest!
Findiger im Eifreuen ist und bleibt eine Frau mit Kindern; sie hat das Verständnis für Kindersinn und Kinderart und wird Mittel und Wege genug finden, mit Wenigem Freude zu bereiten.
Wir haben aber auch so viel Einzelstehende, die dahin leben, wie  die Lilien aus dem Felde,  aber meist nicht so stramm und aufrecht dastehen! Mit ihrer Kleinlichkeit, ihrer steten Sorge um ihr liebes Ich, ihren Toiletten, ihren Hüten, kurz um alles Aeußerliche, werden sie fast znr Plage für die andern Mitmenschen.
Sie können einer Schneiderin stundenlang die Zeit stehlen, beratend und besinnend, wie die neue Rode oder Blouse angefertigt werden soll. Sie bringen der Modistin zwei- und dreimal den neuen Hut zurück, damit sie da und dort noch etwas ändere. Datz sie andere um die Zeit bestehlen, ihres lieben Ichs wegen, merken sie oft nicht einmal.
Unter den Mitbewohnern entdeckt man sicher bald eine freudenarme Seele, die arbeitfreudiger mit einer kleinen Aufmerksamkeit gemacht werden könnte. Und btetet die allernächste Umgebung keine Gelegenheit zum Freudebereiten, so ist bald ein Menschenlind entdeckt, dem wir einen Sonnenstrahl Freude spenden können.
Unsere Krippen z. B. machen an die Lene-rinnen enorme Ansprüche und vielleicht würde die Einladung zu einem Spaziergang oder einer Plauderstunde für eine Krippenfchwester eine große Freude sein.
In unsern Krankenhäusern liegen verlassene, einsame Kranke, ihre Angehörigen können sich den Luxus nicht letsten, oft nach der Anstalt zu gehen, um sie zu besuchen, sie müßten den so notwendigen Verdienst opfern. Da ist für die Einzelstehende wieder ein reiches Feld, das Ich zu vergessen, um einer armen Kranken em bischen Freude mit Blumen, einem Buche, einem Besuche zu machen.
An Gelegenheit, zu erfreuen, fehlt es sicher nicht, möchten nur mehr Herzen sich für die kleinen Leiden, die stillen Sorgen öffnen, um oft nur mit ganz Wenigem grotze Freude und frischen Mut wachzurufen. Gs.
Geistige Orzieyung des Säuglings.
Die mannigfachen Untersuchungen über das geistige Erwachen, über die Seele des Kindes, haben zu dem Ergebnisse geführt, daß die Sinne in nachstehender Reihenfolge sich entwickeln. Zuerst tritt der Taft sinn auf. aber zunächst nur an den Lippen, welche die Mutterbrust oder die Saugflasche fuchen; dana erwacht der Gesichtssinn, dessen erste Spuren schon nach wenigen Tagen wahrgenommen werden; später folgt das Gehör, dann der Geschmack, zuletzt der Geruch und der Taftsinn an den Händen und der übrigen Hautoberfläche. Schon im zweiten Monat, ausnahmsweise auch früher, beginnt das Kind zu lächeln, im dritten zu weinen (weinen mit Tränen, wohl zu unterscheiden vom bloßen Schreien!), und erst im fünften oder sechsten Monat lacht und jubelt das Kind laut auf. Zur gleichen Zeit beginnt es freundliche und unfreundliche Mienen seiner Umgebung zu unterscheiden und seine Luft und Unlust auszudrücken. Zwischen dem siebenten und achten Monat begmnt cs selbst zu spielen und gleichzeitig durch unartikulierte Laute Gegenstände zu bezeichnen, während die weitere Ausbildung der Sprache erst später