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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; bei der Post bestellt 10 Cts. mehr; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile25 Cts.
Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.
1904. 1. Oktober. Inhalt: HerLstluft und Atmungswerkzeuge.  Klelne Plauderei über gesellschaftliche Mahlzeiten.  Das Kochbuch.  Gin Speisezettel für Blutarme.  Schnelles Löschen von kleinen Bränden in geschlossenen Räumen.  Teebrett.  Die Schönheitspflege.  Hausmittel und Nezeftte.  Haarpflege.  Wäsche.  Kochrezepte.  Poetisches Küchenrezept.  Briefwechsel der Abonnenten unter sich.  Zur gefl. Notiz.  Reklame.
Keröstluft und Atmungswerkzeuge.
Von vi-. O. Wellmer.
(Nachdruck verboten.)
Mit dem Nahen des Herbstes beschleicht zahlreiche Personen eine bange Sorge. Sie wissen es aus Erfahrung, daß, wenn das naßkalte Herbstwetter seinen Einzug hält, bei ihnen auch Schnupfen, Husten und Luftröhrenkatarrhe Einkehr halten.
Sie wissen, daß eine jede Erkältung, sei sie auf diese oder jene Ursache zurückzuführen, in dem Wiederauftreten des alten Leidens zum Ausdruck gelangt, und daß, wenn es sich erst einmal von neuem eingenistet hat, es nur unvollständig oder sehr schwer zu vertreiben ist. Man packt und wickelt sich demgemäß frühzeitig wie eine zerbrechliche NippeZfigur weich und dick ein. Was erreicht man dadurch? Man erzielt zwar auf diese Weise eine starke Erwärmung, zugleich aber auch noch unerwünschte und unbeabsichtigte Nebenwirkungen verschiedener Art. Eine Haut, die fortdauernd einer höheren Temperatur ausgesetzt ist, verzärtelt, d. h. sie verliert die natürliche Fähigkeit, die glatte Muskulatur der Blutgefäße zusammenzuziehen oder zu erweitern und die Höhe der Blutzufuhr zu ihr je nach dem Stande und Wechsel der Lufttemperatur zu regeln. Eine gesunde Haut erweitert bei einer hohen Außentemperatur ihre zahllosen kleinen Blutgefäße, um den Körper vor Ueberhitzung zu bewahren, und sie verengt, was im Herbst und Winter von Wert ist, die winzigen Blutbahnen bei niedrigeren Temperaturen, um eine stärkere Abkühlung des Blutes und eine hieraus entspringende Unterkühlung des Gesamtkörpers oder einzelner empfindlicher Organe zu verhindern. Aber die Vorbedingung für diese ausgleichende und schützende Selbstregulierung ist die, daß die Haut in Uebung bleibt. Denn auch hier macht Uebung den Meister. Nehmen wir der Haut, indem wir als wandelnde Betten einherschreiten, die Uebung, so wird sie modern und streikt gerade dann, wenn ihre Arbeit am dringlichsten ist.
Aber neben der Verzärtelung bringt die Übermäßige Kleidereinpackung noch einen andern Uebelstand mit sich, die Beförderung der Schweißabsonderung. Schon die Wärme regt die Haut dazu an. Stärker aber wird die Schweißabsonderung noch, wenn wir uns bewegen, denn die Muskeltätigkeit wird zu einer neuen Wärmequelle. Wer bei 9, 10, 11 Grad Celsius Wärme einen schweren Ueberzieher mit sich herumschleppt, kann sich nicht wundern, wenn er in kurzem in Schweiß gerät. Das Ergebnis der eskimohaften Einhüllung im Herbst ist außerdem, daß man schwitzt, wo zweckmäßig gekleidete Menschen davon noch nicht die leiseste Spur wahrnehmen. Nun wäre ja der Schweißausbruch in den Wechfel-fällen des Lebens die erschütterndste Erscheinung nicht, wenn nicht zwei Umstände eine erwägende Beobachtung verdienten. Es ist eine sichere Tatsache, daß, je mehr den Schweißdrüsen der Haut Gelegenheit gegeben wird, ihre Absonderung vorzunehmen, sie allmählich desto leichter und reichlicher dazu schreiten. Auch hier handelt es sich um eine Art Uebung. Und ebenso ausgemacht ist es, daß gerade bei schweißbedeckter Haut, zumal wenn sie ihre Blutversorgung nicht angemessen zu regeln vermag, eine Erkältung besonders leicht eintritt.
Die einfache Nutzanwendung dieser Darlegung ist die, die Kleidung im Herbst nicht zu warm zu wählen. Wer bei einem Spaziergang schwitzt, der kann überzeugt sein, daß seine Kleidung zu schwer und zu dick ist. Es kommt nur darauf an, daß wir uns im Herbst zur Abwehr der niedrigeren Temperatur mit einer zweiten Luftschicht umgeben, und dazu genügt ein leichter Mantel, wie er in der Form der Havelocks sich schon vielfach eingebürgert hat. Ein mantelartiges Kleidungsstück ist dem Ueberzieher, und fei es auch der sogenannte Sommerüberzieher, entschieden vorzuziehen. Er hat ein geringeres Gewicht, reicht weiter bis zu den Füßen hinab, liegt der Kleidung nicht eng an, sondern umschließt eine umfangreiche Luftschicht.
Einen zweiten Fehler begehen zu Ertrankungen der Atmungswerkzeuge neigende Perso-