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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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gestatten und die deshalb unbedingt auf einen sehr großen Absatz rechnen können, umsomehr, als fte für eine Ausbeutung durch die Großindustrie erfreulicherweise ungeeignet sind.
In den beiden folgenden Artikeln wollen wir auf einige der verschiedenen Techniken etwas näher eingehen; sie ausführlich zu besprechen oder überhaupt sie alle zu schildern, ist im Rahmen unserer Artikel eine Unmöglichkeit. Wer sich besonders für die Sache interessiert, bestelle sich für 1.30 Mk. franko direkt von der Firma "Geschäftsstelle des Hausfleiß" in Leipzig deren reichillustriertes Werkchen "170 Liebhaberkünste und Dilettanten-Arbeiten" (auch von jeder beliebigen Buchhandlung zu beziehen), welches auch die nötigen Bezugsquellen enthält, und er wird geradezu erstaunt sein von der Mannigfaltigkeit des Gebotenen.
Per Meiynachts» oder Gßriststollen.
(Sächsische Stollen.)
Weit über die Grenzen Sachsens ist die Güte der daselbst gebackenen Weihnachtsstollen bekannt und von Jahr zu Jahr wächst der Versandt nach den benachbarten Provinzen. Bedeutende Bäckereien z. B. in Dresden errichten um die Weihnachtszeit eigene Versandt-Abteilungen für ihre Stollenbäckerei, um den immer mehr steigenden Verkehr und namentlich den verschiedensten Ansprüchen des Publikums gerecht zu werden. Aber nicht nur bei dem Bäcker, sondern auch bei jeder Hausfrau in Sachsen beginnen kurz vor Weihnachten die Sorgen des Stollenbackens, denn eine Weihnachten ohne Stollen ist in Sachsen fast undenkbar. Ja selbst der Almosenempfänger wird hier bei öffentlichen Christbescherungen immer mit einem Stollen bedacht, wenn er auch nur von geringerer Qualität ist.
Die Herstellung eines guten Weihnachtsstollen, also erster Qualität, ist nun gar nicht so einfach und gehört schon mehrjährige Erfahrung und vor allem das richtige Rezept dazu. Selbst der Bäcker mutz die Gewohnheiten seiner Kundinnen kennen, um dieselben mit Zufriedenheit bedienen zu können, denn ein mißratener Stollen verdirbt die ganze Weihnachtsfreude im Haushalt.
Vor allen Dingen benutze die Hausfrau nur gute Zutaten, namentlich: das beste Weizenmehl, frische Butter, sowie reinen Zucker. Nachstehende Quantitäten sind für zwei ziemlich große Mandelstollen bester Qualität berechnet: 2 Kg. Weizenmehl, 185 Gramm süße und 30 Gramm bittere Mandeln, 150 Gr. frische Hefe, 710 Gr. frische Butter, 115 Gr. feingeschnittenes Zitronat, schwach Via Liter echten Rum, 315 Gr. Zucker und 1 Liter Milch, sowie je nach Bedarf ein reichlicher Eßlöffel voll Salz.
Die Milchzugabe kann bei wenig besserem Mehl verringert werden und ebenso ist die
Menge des Citronats nicht für die Güte des Stollens maßgebend, sondern dieselbe erhält den Stollen bei längerer Aufbewahrung die angenehme Feuchtigkeit. Die Mandeln werden vor dem Gebrauch gebrüht und fein gemahlen, das Zitronat fein geschnitten. Milch und Butter werden leicht angewärmt, ebenso müssen die andern Zutaten bis zur Verwendung einen warmen Standort haben und selbst der Backraum hat eine entsprechende Temperatur aufzuweisen, da der Teig ziemlich schwer ist.
Nachdem das Hefenstückchen (Hefe eingerührt mit erwärmter Milch und Mehl) nach einer reichlichen Stunde aufgegangen, wird angemengt. Der Teig wird dann so lange geschlagen oder geknetet, bis sich die Teigmasse leicht von der Hand löst. Die weiche Butter knetet man zuletzt roh in den Teig. Soll der Teig richtig gelungen sein, so muß er ziemlich fest sein, aber dennoch Leben zeigen, dann kann man denselben an einem warmen Ort zugedeckt stehen lassen, bis sich mit dem Finger hervorgerufene Eindrücke sofort heben und langsam wieder füllen. Die Vorbereitung des Teiges ist nun soweit beendet und wirkt man jetzt den Teig aus und formt die Stollen in die zu bestimmende Größe. Nachdem dieselben nochmals warm gestellt wurden und dann aufgegangen find, bestreicht man sie mit zerlassener Butter und bäckt sie, bis zu einer schönen dunkelbraunen Farbe, im Backofen gar. Wenn der Stollen gar, also ausgebacken ist, bleibt an dem Strohhalm oder der Spicknadel, welche zur Probe hineingesteckt wurde, kein Teig mehr haften. Kommen nun die fertigen Stollen aus dem Ofen, so sind dieselben nochmals mit zerlassener Butter zu überstreichen und dick mit Zucker zu überstreuen.
Sollen Rosinenstollen gebacken werden, so verfährt man ebenso wie bei der Herstellung der Mandelstollen, nur mit dem Unterschied, daß man entsprechend weniger Zucker und Mandeln verwendet und dafür zuletzt dem Teig 415 Gr. Sultanrosinen und 165 Gr. Korinthen zusetzt. Die Rosinen sind vor dem Gebrauch auszulesen und zu waschen.
Die auf diese Art und Weise hergestellten Christstollen halten sich sehr gut, sind selbst nach vielen Wochen noch als gutes Kaffeegebäck zu verwenden und wird mit Bedauern die Hausfrau den letzten dieser Christstollen anschneiden. Die Haltbarkeit der Stollen wird namentlich dadurch verlängert, daß man dieselben einige Zeit (814 Tage) nach dem Backen, in Leinen geschlagen, in eine gut schließende Kiste trocken aufbewahrt. A. R.
Kinderspielzeug.
Gegen Beruhigungsmittel in Gestalt von Spielzeug ist nichts einzuwenden. Die allerersten Spielfachen des Kindes sind ja schon wegen des geringen Verständnisses, das man bei Säug-