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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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schlanker geformte, schmale und breite Muffe; manche haben geschweifte Ausbiegungen, andere einen Stoffeinsatz aus prächtig gemustertem Samt, und das alles atmet eine große Freude an diesem neuen, eben aufgekommenen Toilettenstück.
Das 17. Jahrhundert, die Zeit des Barocks, ist die Blütezeit des Muffs. Die damalige Kunst, der damalige Geschmack liebte das Rauhige und Dichte des Pelzes überhaupt, man trug alte Gewänder, selbst Schlafröcke und Negligejacken, mit dichtem Pelzbesatz verbrämt, wie die Bilder der holländischen Maler beweisen, und die großen bauschigeu füllen um die Hände paßten zu dem Wulstigen, Ausladenden der Kleidung, zu den übertriebenen Rundungen in dem Formgefühl der Zeit. Man trug Muffe damals nicht nur im Winter und auf der Straße, sondern auch im Hause und in Gesellschaften. Ein Kostümbild des Jakob Gole vom Jahre 1694 zeigt eine Dame in großer Gesellschaftstoilette mit schwer gesticktem Unterkleid, einem Ueberwurf mit breiten Troddeln, einer großen Fon-tange, dem turmhohen Kopfputz und einem schweren Umhang. Iu dieser etwas überladenden Tracht paßt denn auch der große runde Muff, der mit einer lang hinunterwallenden Schleife und Fransen verziert ist und eine kostbare Agraffe in der Mitte der Schleife trägt. Die walzenförmigen Muffe, die man am Kose Ludwigs XIV. trug, hatten außer den kleinen Händen der schönen Trägerin auch noch gewöhnlich dem Schoßhunde der Dame ein Heim zu gewähren; sie waren häufig ganz gewaltig groß. Noch ausgedehnter aber waren die Dimensionen, die der Muff in den Händen der Männer einnahm. Um 1680 trugen auch die Herren Muffe und zwar solche aus Leopardenfell mit ganz riesigen Taschen an ganz dicken Ketten. Alle Variationen in der Form des Muffes sind schon im 17. Jahrhundert abgewandelt worden. Sie wurden ganz lang und ganz schmal, sie schwollen zu dicken Kugeln an, sie bekamen die Form eines Hundes oder einer Katze. Am Anfang des 18. Jahrhundert mußte der Muff die Größe einer kleinen Biertonne mindestens erreichen. Man steckte ihn in eine solche Tpnne, und ging er ohne Mühe herein, so war er für eine elegante Dame unbrauchbar. Im Rokoko wurde der Muff dem zierlichen, koketten und kapriziösen Geiste jener Mode eingeordnet. Die dicken Pelzungetüme verschwanden. Der Muff wurde jetzt aus Seide oder Samt hergestellt und verschwenderisch mit Schleifchen, Quasten und Bommeln überschüttet. Ganz helle Farben gaben ihm ein luftiges, leichtes Aussehen. Die Pclzmacher sollen damals beim Papst eine Petition eingereicht haben, er möchte das Tragen solcher Stossmuffen verbieten, und als diese Bitte nicht erfüllt'wurde,
hätten sie die Henker bestochen, bei ieder Hinrichtung einen Stoffmuss zu tragen. Da hätten die Frauen sich wieder zum Pelzmuff bekehrt. Nun jedenfalls gewann der Pelzmuff allmählich wieder die Oberhand. Der Pelz wurde möglichst leicht verarbeitet, helle Färbungen, wie weiß, ja blau, rosa und grün, gaben ihm die Farbenauffassung der Zeit. Im Anfang des 19. Jahrhunderts war der Muff wieder höchst beliebt; man trug unmäßig große, mit einer rosa Bandschleife geschmückte Muffe aus weißem Angorafell; auch die Herren, die damals ihre feminine Eleganz in der Kleidung zeigten, trugen zu den großen, auf Taille gearbeiteten Pelzmänteln große Muffe. Bis in die 60er Jahre war der große Muss modern, dann kamen kleine Muffe auf, die man nun, wie bekannt, vorzieht.
B. P. T.
Isürs Kaus.
Gegen Schimmelbildung und Faulen der Korke wendet man folgende Mittel an:
Das Ueberziehen des Kopfes der verkorkten Flasche mit einer dünnen Paraffinschicht, welches entweder durch Anwendung eines Pinsels zum Bestreichen der sichtbaren Korkscheibe oder durch Eintauchen des Flaschenkopfes in geschmolzenes, in jeder Drogerie käufliches Paraffin geschieht. In diesem Zwecke werden auch runde, mit Paraffin oder Oel getränkte Papierscheiben anfgelegt und dann die Kapsel überzogen. Ferner gibt es flüssigen Flaschenlack, welcher den Zutritt der Luft und das Durchsickern des Weines verhütet. Man kann auch die Korkscheibe mit einer Lösung von Borax oder sonstigen Fäulnis verhindernden Stoffen, welche jedoch keinen starken Geruch haben dürfen, bestrerchen. Nicht allein die nach außen gekehrte Seite der Korke ist derart zu präparieren, sondern auch die Korke selbst und dient hierzu der Korken-Sterilisierappa-rat, welcher die Korke entsprechend weich und alle anhaftenden unreinen Stoffe unschädlich macht. Ein weiterer Vorteil desselben ist, daß dcW Korkinnere nicht mit Wasser getränkt und dadurch ein schnelles Faulen verhütet wird.
Beim Verkorken ist darauf zu sehen, daß wel>er zu holzige, noch zu löcherige oder eckige Korke verwendet werden, weshalb man jeden Kork für gute Flaschenweine auswählen soll. Jeder, auch der beste Kork, verliert seine Elastizität innerhalb eines gewissen Zeitraumes und macht dies dann eine neue Verkorkung erforderlich, am ehesten jedoch in Zu feuchten Kellern. In allzu nassen Kellern sollte man überhaupt keine Weine lagern.
Gut ist es, wenn wir die gefüllten, noch nicht verkapselten Flaschen einige Tage in Gestellen, alle mit dem Kopfe nach vorne gelegt, ruhen, um prüfen zu können, ob Flaschen undicht verkorkt sind. Die verkapselten und -