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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Erscheint wöchentlich. Abonnement halbjährlich Fr. 1.25; bei der Post bestellt 10 Cts. mehr; aV Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts. Redaktion: Frau Ellse Schröter. Verlag von Erhard Richter, Zürich I, Seidengasse 10.
1905. 22. Okt. Inhalt: Unsere Fenster.  Weibliche Handarbeiten.  Das Düchtherteschuhserum.  Kraule Kartoffeln.  Für die Küche.  Haus- und Zimmergarten.  Vermischtes.  Etnmachkunst.  Kochrezepte.  Briefwechsel der Abonnenten unter sich.  Kleine Rundschau.  Inserate.
Ansere Jenfter.
Es ist drollig, wenn etwas verkehrt eingerichtet ist: wenn aber zwei einander ähnliche Dinge so eingerichtet sind, daß das eine fast gerade die Gestaltung trägt, die dem anderen gebührte, und das andere die, welche dem einen gehörte, so ist das nicht doppelt, sondern vierfach drollig. Daß der Vorhang im Theater sich von der Mitte nach der Seite, also wagerecht, öffnen sollte, scheint selbstverständlich zu sein; allein es bedürfte erst der hart-köpfigkvit Richard Wagners, um eine so einfache Sache gegen die ausschließliche Gewohnheit der bisherigen Bühnen durchzuführen. Fast überall ist die Bewegung des Vorhangs von unten nach oben und zurück von oben nach unten; also zuerst die Füße, zuletzt das Gesicht der Schauspieler sichtbar, und dann wiederum beim Fallen des Vorhangs ihre Füße der letzte Abschiedsgruß, oen ste uns zuwinken. Gelacht hat man genug darüber; gemacht hat man's nicht besser. Warum nicht? Aus keinem anderen Grund als dem der Gewohnheit, der aber keiner ist. Außer in Bayreuth findet sich die natürliche Auf-und Zudeckung der Bühne, die nach der horizontalen Richtung, nur auf dieser oder jener besonderen Bühne, die, wie die Oberammer-gauer, aus dem alltäglichen "Schlendrian" der gewöhnlichen Theater heraustritt.
Ein Oeffnungs- und Verschlußgegenstand, der sich Hinwider in der Tat von der Mitte nach links und rechts, wagerecht, öffnet, ist unser gebräuchliches Fenster. Es ist der würdige Bruder des Theatervorhangs. Wie viele haben sich nicht schon darüber geärgert! Einmal will man das Fenster öffnen, tann es aber nur schwer, weil das Fensterbrett und etwa noch ein Tisch davor mit allerhand belegt sind, was einem Mühe macht, es zu entfernen; da läßt man das Zimmer trotz schlechter Luft ungelüftet. Ein andermal will man das Fenster schließen, hat aber damit seine liebe Plage, weil ebenfalls wieder das
Brett und vielleicht noch anderes als Träger von Hindernissen dazwischen liegt. Manch einer hätte gern Blumentöpfe auf dem Fenster oder seinem Tisch am Fenster stehen, gönnt sich aber diesen Borteil nicht, weil sonst die hygienisch notwendige Beweglichkeit des Fensters gehemmt wäre. Ein drittesmal wollen wir lüften: aber da stößt uns ein solcher Wind mit einer Staubladung entgegen, daß wir schleunigst wieder schließen. Wieder ein andermal, wann sich das Fenster öffnen soll, dringt eine solche Kälte auf unseren Unterleib und unsere Füße ein, daß ein Entrüstungsschrei der Zimmerinsassen uns schnell wieder von unserem Vorhaben abstehen läßt. Ein fünftesmal ist es uns darum zu tun, nicht ganz zu lüften und auch nicht ganz zuzuschließen; doch dies ist bei unseren Fenstern allzuschwer möglich, und wir sehnen uns vergeblich nach einem Regulierfenster, wie wir schon sehr häufig unsere Regulieröfen haben. Zum sechstenmal ärgern wir uns, wenn wir vor dem Schlafengehen das Maß der frischen Luft durch geschicktes Teilöffnen des Fensters bestimmen wollen und nun gezwungen sind, entweder alles zuzustopfen oder uns zu einem niedrigen Luftstrom, der unsere Bettlage und Empfindlichkeit nicht zusagt, auch noch die Blicke 'des Gegenübers gefallen zu lassen.
Indessen scheint auch da nicht alles so schlimm. Manche Fenster lassen die unteren zwei Drittel für sich und das obere Drittel auch wieder für sich öffnen. Damit ist schon etwas erreicht. Bekanntlich dringt in einen warmen Raum von einem kalten her die kältere Luft als die schwerere in der unteren Gegend ein, während der warme Raum seine Luft oben hinausläßt. Wollen wir also "lüften", ohne uns eine zu große Kälte auf- oder vielmehr unterzuladen, so machen wir im oberen Teil unseres Zimmers eine mehr oder minder große Oeffnung. Das für sich bewegliche obere Drittel des Fensters kommt diesem Bedürfnis im allgemeinen entgegen. Allein matt sehe nur in Wohnungen, die sich