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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

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Schmidt.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Schmidt'

Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 1)

berg, machte seine Studien an der polytechnischen Schule in Stuttgart unter Mauch und Breymann, war 1841 und 1842 mit der Aufnahme der Liebfrauenkirche in Eßlingen beschäftigt und weckte dadurch seinen Sinn für mittelalterliche, insbesondere gotische, Formen. Zugleich erlernte er praktisch das Steinmetzhandwerk, was für seine spätere Thätigkeit nicht ohne Einfluß blieb. Mit 18 Jahren trat er in den Verband der Kölner Dombauhütte, wurde dort 1848 Steinmetzmeister und legte 1856 in Berlin das Staatsexamen als Baumeister ab. Nachdem er bereits mehrere gotische Kirchen gebaut hatte, konkurrierte er auch für den Bau der Wiener Votivkirche und erhielt für sein Projekt des Berliner Rathauses (1859) den ersten Preis. 1857 folgte er von Wien aus einem Ruf als Professor der Akademie in Mailand, trat aber, als die Lombardei den Österreichern entrissen wurde, trotz der glänzenden Anerbietungen der italienischen Regierung von dieser Stellung zurück und vertauschte sie mit einer Professur an der Akademie in Wien, wo sich ihm sowohl als Kunstlehrer wie als Monumentalarchitekt ein fruchtbares, weites Feld eröffnete. Unter seinen zahlreichen Schülern führte er jene Kunstreisen ein, deren Zeichenmappen jetzt einen kostbaren Schatz im Archiv der Wiener Bauhütte bilden, und trachtete in seiner Lehrmethode vor allem dahin, aus dem Schüler einen selbständig schaffenden Künstler zu bilden. Als Monumentalarchitekt errichtete er 1860-62 in eigentümlich schmucklosem gotischen Stil die Lazaristenkirche, die durch ihre Anlage und ihre Detailbehandlung höchst interessante Fünfhauser Kirche, ebenfalls gotisch (1867-75), die frühgotische Weißgerberkirche (1866-73) und die Pfarrkirche desselben Stils in der Brigittenau. Dazu kommen seine Thätigkeit als Baumeister des Stephansdoms (seit 1862), dessen Turm er 1864 vollendete, die Errichtung des weniger beifällig aufgenommenen akademischen Gymnasiums und als sein bedeutendstes Meisterwerk das 1872 begonnene neue Rathaus italienisch-gotischen Stils, ein Rechteck von ↔ 154 m Länge und 124 m Breite mit majestätischem Turmbau. Vor kurzem erhielt er vom Baron Wrangel in Südrußland den Auftrag, bei Kiew ein Schloß im mittelalterlichen Stil zu erbauen. Er ist Oberbaurat, Mitglied vieler Akademien und erhielt 1880 zu seinen zahlreichen Auszeichnungen auch den Orden pour le mérite. - Auch sein Sohn und Schüler Heinrich S. hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht durch die trefflich durchgeführte Restauration der Pfarrkirche in Gelnhausen und durch die Leitung der Restauration der Katharinenkirche zu Oppenheim.

2) Hermann, Landschaftsmaler, geb. 1819 zu Magdeburg, kam 1837 nach Berlin auf die Akademie, mußte aber seine dortigen Studien aus Mangel an Mitteln bald wieder aufgeben. Dann lebte er von 1845 an einige Jahre in Hamburg der Porträt- und Landschaftsmalerei, kehrte nach Berlin zurück, widmete sich ganz der Landschaftsmalerei und bereiste zu diesem Zweck die Alpengegenden Österreichs. Seine recht gediegenen, sehr einfachen Stimmungsbilder geben den Charakter der Gegend treu wieder.

3) Karl Christian, Historienmaler, geb. 1808 zu Stuttgart, war dort anfangs Schüler von Joh. Gotth. v. Müller, ging 1827 nach München, wo er bis 1830 Schüler von Cornelius war, und später nach Paris, wo er sich unter Ingres weiterbildete. Anfangs malte er vorzugsweise wohlgelungene Porträte und trat dann 1839 mit seinem ersten Historienbild, der Erscheinung der Engel bei den Hirten, auf. Unter seinen bis zur Mitte der 60er Jahre gemalten religiösen Historienbildern von trefflichem Kolorit, aber bisweilen ohne Wärme des Gefühls, nennen wir: Maria und Johannes am Grab Christi (1844), Abschied des jungen Tobias, Christus am Kreuz, die Verurteilung Christi (1861, Museum in Stuttgart) und, wohl sein bestes Bild, die Auferstehung Christi (1864, Altarbild in Rottenburg). Er ist Professor an der Kunstschule in Stuttgart und schrieb auch ein Werk über die Proportionen des menschlichen Körpers (Stuttg. 1849).

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 472.