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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Schraudolph; Schreiner

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Schraudolph - Schreiner.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Schrader'

haltenen Reisestipendiums ein dreijähriger Aufenthalt in Italien folgte. Nach seiner Rückkehr in die Vaterstadt wurde er 1848 Professor der Malerei an der Akademie und Mitglied derselben. Schon in seinem ersten Bild: der Aufrührer Cencius vor dem gefangenen Papst Gregor VII. (1844, Museum in Danzig), rühmte man die anspruchslose Einfachheit der Komposition, die energische Charakteristik der Gestalten und das markige Kolorit. Nach dem Bild: Vergiftungsversuch an Kaiser Friedrich II. brachte er dann das erste den Einfluß der belgischen Koloristen Gallait und Bièfve verratende Bild: Übergabe von Calais an Eduard III. von England (1847 in Rom gemalt, Nationalgallerie in Berlin). Auf dies noch ziemlich düster gestimmte Bild folgten allmählich Werke von heiterer Palette, ausgezeichnet durch Farbenreiz wie durch geschichtlichen Inhalt, so einige italienische Genrebilder und namentlich das Historienbild: Friedrich d. Gr. nach der Schlacht bei Kollin (1849, Museum in Leipzig), der, auf eine helle Farbenskala gestimmt, (neben Adolf Menzel) den volkstümlichen Typus des großen Königs schuf. Die bedeutendsten der spätern, die ihn von einem Erfolg zum andern führten, sind: Wallenstein und Seni bei ihren astrologischen Studien (1850), die Tochter Jephthas, der besonders bewunderte Tod Leonardo da Vincis in den Armen Franz' I. (1851), Milton und seine Töchter, der die Höhe seiner Meisterschaft bekundende Abschied Karls I. von seinen Kindern (1855, Nationalgallerie) und Cromwell am Sterbelager seines Lieblingskinds, der Lady Claypole (1859, Museum in Köln). Zwischen diese beiden inhaltlich zusammengehörenden fallen (1856) Esther vor Ahasverus (Nationalgallerie), das koloristisch alle seine übrigen Schöpfungen übertrifft, und die Wandmalereien in der neuen Schloßkapelle (die zwölf ersten christlichen Monarchen von Karl d. Gr. bis auf Gottfried von Bouillon), denen sich als spätere Wandmalerei in der südlichen Kuppel des Neuen Museums die Einweihung der Sophienkirche in Konstantinopel anschloß. Aus der überaus reichen Zahl seiner Bilder der letzten 20 Jahre nennen wir nur: Lady ↔ Macbeth schlafwandelnd (1860), Philippine Welser vor König Ferdinand, Heinrich IV. und die Pute (1868), Elisabeth das Todesurteil der Maria Stuart unterzeichnend, Maria Stuarts letzte Augenblicke, Shakespeare als Wilddieb vor dem Friedensrichter (Museum in Stuttgart) und 1874 das große Historienbild der Huldigung der Städte Berlin und Kölln 1415 (Nationalgallerie), welches den Beweis lieferte, daß des Meisters Schöpferkraft noch keineswegs erlahmt ist, und neben allen diesen Schöpfungen noch eine große Zahl meisterhafter Bildnisse, unter denen z. B. als bekannte Persönlichkeiten der Konsul Wagner (1856), Alexander v. Humboldt, Leopold v. Ranke, Cornelius, sein Selbstporträt, der Bildhauer Albert Wolff und der Graf Moltke. Er ist Inhaber zahlreicher Medaillen, Ritter mehrerer Orden und Mitglied der Akademien von Berlin, Wien und Dresden.

Schraudolph, Claudius, Historien- und Genremaler, geb. 1813 zu Oberstdorf im Algäu, jüngerer Bruder des 1879 verstorbenen bekanntern Historienmalers Johann S., war dessen Schüler und besuchte die Akademie in München unter Heinr. Heß. Mit Ernst Förster reiste er nach Italien, um die von diesem untersuchten Fresken alter italienischen Meister zu zeichnen; dann beteiligte er sich bei Heinr. Heß' Fresken in der Allerheiligenkirche und in der Basilika zu München, ebenso bei seines Bruders Fresken im Dom zu Speier. Nach 1848 gab er aus Gesundheitsrücksichten die Malerei eine Zeitlang auf, brachte aber später noch einige sehr poetische Genrebilder, zum Teil in Nachahmung des altdeutschen Stils, z. B.: Mädchen am Klavier, Faust unter der Linde (1874) und Dolce far niente (1879).

Schreiner, Friedrich Wilhelm, Landschaftsmaler, geb. 1836 zu Köln, war in Düsseldorf Schüler von W. Lindlar und machte dann Studienreisen in Deutschland, der Schweiz und in Italien. Unter seinen zum Teil sehr ansprechenden Veduten und Waldlandschaften nennen wir: Ansicht von Monaco, die Waldkapelle, Mühle, Motiv aus dem Odenwald, Eichenwald etc.