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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bandannos - Bande noire

ahmung der berühmten ostind. Bandanastücher bezweckende Verfahren dadurch, daß weiße oder hellfarbige Muster auf dunklem, meist türkischrotem Grunde durch stellenweise Zerstörung des Farbstoffs mittels bleichend wirkender Agentien hervorgebracht werden. Gewöhnlich wird der Stoff in 10-14facher Lage zwischen zwei genau sich deckende Bleiplatten gelegt, die an bestimmten Stellen, den farblosen Stellen des Musters entsprechend, mit Punkten oder Linien durchbohrt oder durchschnitten sind. Man preßt die Platten unter einer hydraulischen Presse stark gegeneinander und läßt dann eine mit Schwefelsäure angesäuerte Lösung von Chlorkalk hindurchsickern, wodurch der Farbstoff in den freiliegenden Partien zerstört und ein scharf abgegrenztes weißes Muster erzeugt wird. Behandelt man die weißen Stellen mit Schwefelsäure uud salpetersaurem Blei, so entsteht schwefelsaures Blei, das durch chromsaures Kalium orangene, gelbe und grüne Nuancen liefert.

Bandannos, s. Foulards. In der ursprünglichen Bedeutung bezeichnet das Wort ostindische farbig gemusterte Gewebe aus Bastfasergespinsten oder Baumwolle.

Banda-Oriental, s. Uruguay.

Bandaseife, veraltete Bezeichnung der von den Banda-Inseln importierten Muskatbutter (s. d.).

Bandbremse, s. Bremsen.

Bande, s. Banden und Komplott.

Bande (frz., spr. bangd), in der Heraldik, s. Balken.

Bandeisen, (Flacheisen, Reifeisen), eine Gattung der verschiedenen, von den Walzwerken gelieferten Walzeisen (s. d.), mit rechteckigem Querschnitt, findet seiner Form entsprechende Verwendung bei Eisenkonstruktionen (Brücken, Dächer), im Waggonbau, Schiffbau, in der Böttcherei (als Faßreifen), der Schlosserei u. s. w. Das Material ist zähes Schweißeisen (s. d.), seltener Schweißstahl; im letztern Falle heißt das Fabrikat Bandstahl.

Bandel, Ernst von, Bildhauer, geb. 17. Mai 1800 zu Ansbach, besuchte die Kunstakademie zu München. Nachdem er hierauf mehrere Jahre in Nürnberg und Rom gearbeitet, kehrte er nach München zurück, wo er sich hauptsächlich mit Porträtbüsten beschäftigte. B. wandte sich 1831 nach Berlin und noch in demselben Jahre nach Hannover, wo er, außer verschiedenen Arbeiten zur Ausschmückung des königl. Schlosses und für Kirchen, das Gipsmodell zur Statue König Wilhelms IV. (für Göttingen) und das zu einer Kolossalstatue Hermanns des Cheruskers fertigte. Anfang 1838 siedelte er nach Detmold über und arbeitete dort an dem Unterbau zu dem letztgenannten Denkmal. Mehr als 20 Jahre betrieb der Künstler nun in Hannover vergeblich die Aufrichtung der Statue selbst, so daß ihm schließlich nichts übrig blieb, als die Arbeit selbst mit Aufopferung seines Vermögens weiter fortzuführen, bis ihm 1871 aus Reichsmitteln 10000 Thlr. bewilligt wurden. Am 16. Aug. 1875 erfolgte die Enthüllung des Hermannsdenkmals (s. d.); als Belohnung erhielt B. vom Kaiser Wilhelm I. ein Jahrgehalt von 12000 M. Von seinen übrigen Werken, welche er in Detmold und Hannover ausführte, sind noch zu nennen: Amor und Psyche, Venus, Thusnelda, ein Taufstein für die Petrikirche in Hamburg und die Standbilder von Shakespeare und Goldoni für das Theater zu Hannover. B. starb 25. Sept. 1876 zu Neudegg bei Donauwörth.

Vgl. Herm. Schmidt, Ernst von B. (Hannov. 1892).

Bandelier (frz. bandoulière), ein breites, ledernes Wehrgehänge, an dem im 15. und 16. Jahrh. Pulvertasche, Lunte, Kraut und Lot getragen wurden. Später wurden eine Anzahl Patronen in besondern Hülsen am B. befestigt, wie es bei verschiedenen orient. Völkern noch jetzt Brauch ist; seit Ende des 16. Jahrh. legte man die Patronen in einen am B. befestigten ledernen Kasten, Cartouche genannt. Im allgemeinen wird das einfache B. von der linken Schulter nach der rechten Hüfte getragen. Von Beginn des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrh. wurde von der Infanterie das doppelte oder Kreuzbandelier getragen, an dem Patronentasche und Seitengewehr befestigt waren; diese, die Brust des Mannes beengende Tragweise wurde jedoch allmählich durch die neuere Form des Lederzeuges ersetzt.

Bandelierreiter, s. Arkebusiere.

Bandelkand, s. Bundelkhand.

Bandello, Matteo, ital. Novellendichter, geb. gegen 1480 zu Castelnuovo in Piemont, trat in den Dominikanerorden und gehörte dem Kloster Sta. Maria delle Grazie in Mailand an, lebte aber an verschiedenen Höfen, so bei Pirro Gonzaga in Gazzuolo, dessen Tochter Lucrezia er unterrichtete. 1525 verbrannten die Spanier sein Haus in Mailand; er floh und folgte Cesare Fregoso nach Frankreich. 1550 machte ihn Heinrich II. zum Bischof von Agen (bis 1555). 1561 lebte er noch. Drei Bände «Novelle», viel früher abgefaßt, erschienen Lucca 1551; ein vierter folgte Lyon 1573. Im ganzen sind es 214 Geschichten. Nachlässig in der Sprache, erzählt B. breit, oft seicht uud schlüpfrig. Wo er wirtliche Vorkommnisse, besonders kurz vergangene darstellt, entwirft er lebendige Schilderungen der laxen Sitten jener Zeit. Er wurde vielfach die Quelle für Novellisten (besonders französische und deutsche des 16. und 17. Jahrh.) und Dramatiker, mittelbar auch für Shakespeare. Nach mehrern verstümmelten erschienen vollständige Ausgaben (4 Bde., Lond. 1740; 9 Bde., ebd. 1791-93; 9 Bde., Mail. 1813-14; 4 Bde., Turin 1853). Die Verdeutschung von Adrian (3 Bde., Frankf. 1818-19) giebt nur das Unanstößige; eine Auswahl deutsch in A. Kellers «Ital. Novellenschatz», Bd. 3 u. 4. B. schrieb auch «Canti delle lodi della S. Lucrezia Gonzaga» (1545), heute selten, «Rime» (hg. von Costa, Turin 1816) und eine Nachahmung von Euripides' «Hekabe» (hg. Von Manzi, Rom 1813).

Banden, im Mittelalter Haufen von Mietstruppen, die für jede Sache fochten und bei Nichtbezahlung das Land plündernd und sengend durchzogen. Sie traten zuerst während der engl.-franz. Kriege im 12. Jahrh. auf, erschienen aber auch in Italien und Deutschland. Diese B. waren eine Geißel Italiens und namentlich Frankreichs im 14. und 15. Jahrh. Erst Karl VII. von Frankreich brach die Macht der B. (S. Armagnaken.)

Banden, in der Reitkunst die Wände geschlossener oder auch die gedachte Begrenzung offener Reitbahnen. Die B. geschlossener Bahnen sind mit Brettern belegt und nach außen geneigt, um das Andrücken des Reiters an die Wand zu vermeiden. - über die B. beim Billard s. d.

Bande noire (spr. bangd noahr), d. i. schwarze Bande, in der ersten Französischen Revolution und während der Restauration Gesellschaften von Kapitalisten und Bauunternehmern, welche die als Nationaleigentum in Beschlag genommenen geistlichen Güter, die Besitzungen der Emigrierten sowie die durch Aufhebung der Fideikommisse und Majo-^[folgende Seite]