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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tripunthora - Tristan

Tripunthora, ind. Vasallenstaat, s. Kotschi.

Tripura, engl. Tippera, Distrikt und Vasallenstaat in der indobrit. Lieutenant-Gouverneurschaft Bengalen (s. Karte: Ostindien I. Vorderindien). Der Distrikt, nach seiner Hauptstadt auch wohl Tripura-Kumilla (engl. Tippera-Comilla) genannt, in der Division Tschittagong gelegen, hat (1891) auf 6451,5 km 1782935 E. (darunter 1224336 Mohammedaner). Der Hauptort Kumilla, am Gumtifluß, hat (1891) 14680 E. Der Vasallenstaat Berg-Tripura (engl. Hill Tippera), östlich vom Distrikt T., ist ein von einem Radscha beherrschter Staat mit 10572 qkm und (1891) 137442 E. (darunter 91665 Hindu).

Tripus (grch.), Dreifuß.

Triqueball (frz., spr. trikball), frühere Bezeichnung für Schleppwagen (s. d.).

Triquetra (lat.), mystische Figur, s. Dreischenkel.

Triquetrum (lat.), parallaktisches Lineal, ein schon von Ptolemäus beschriebenes, aber selbst noch von Kopernikus angewandtes Instrument zum Messen der Zenithdistanz von Gestirnen. Es besteht aus einem vertikal gestellten Stab, um dessen oberes Ende sich ein gleich langer zweiter zum Visieren nach dem Stern bestimmter Stab dreht. Durch einen dritten mit einer Längsteilung versehenen Stab wird der jeweilige Abstand der freien Enden beider Stäbe und damit der von ihnen miteinander gebildete Winkel bestimmt. Mit dem T. konnten Winkel bis auf 5' genau gemessen werden.

Triremen, Ruderschiffe, s. Trieren.

Trisektion (lat.), die Dreiteilung eines Winkels, eine Aufgabe, mit der sich ebenso wie mit der Quadratur des Kreises (s. Kreis) sehr viele Leute beschäftigen, obwohl sie ebenfalls, wenigstens bei einem beliebigen Winkel, mit Zirkel und Lineal nicht lösbar ist. Ist α der gegebene Winkel, so kommt die Aufgabe auf die Auflösung der Gleichung dritten Grades hinaus: 4x<sup>3</sup> - 3x = cos α, und diese läßt sich bei beliebigem α nicht durch Quadratwurzeln bewerkstelligen; hierin liegt der Grund für die Unlösbarkeit der Aufgabe mit Zirkel und Lineal.

Trisettspiel, soviel wie Tresettspiel (s. d.).

Trishagion (grch., Trishagium, "das Dreimalheilig"), der aus Jes. 6, 3 entnommene, in lat. Sprache zur kath. Meßliturgie gehörige Lobgesang: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!" Derselbe ist auch in den luth. Liturgien beibehalten worden. Er wird auch Hymnus angelicus, cherubicus, triumphalis oder nach dem lat. Anfangswort einfach das Sanctus genannt. In der griech. Kirche heißt T. die Formel: "Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher, erbarme dich unser!"

Trisilikate, s. Schlacke.

Trismegistus (grch.), s. Hermes Trismegistus.

Trismus (grch.), s. Starrkrampf.

Trissino, Giovanni Giorgio, ital. Dichter und Gelehrter, geb. 8. Juli 1478 zu Vicenza, widmete sich erst spät den Wissenschaften. Außer mit Litteratur befaßte er sich eifrig mit Mathematik, Physik und Architektur. Leo X. bezeigte ihm besonderes Wohlwollen und sandte ihn 1515 als Nuntius an Kaiser Maximilian. Clemens VII. verwendete ihn 1524 und 1526 als Gesandten in Venedig; Karl V. machte ihn zum Comes palatinus. Später lebte T. meist auf der Insel Murano bei Venedig, dann in Rom. Nach nochmaliger Reise nach Deutschland 1550 starb er 8. Dez. 1550 in Rom. T., der sich auf allen Gebieten der Dichtkunst versuchte, erwarb den Ruhm, seinem Vaterlande in der "Sofonisba" (geschrieben 1515, gedruckt 1524 u. ö.; neue Ausg., Mail. 1864; deutsch von P. Veit, Lübeck 1888) die erste nach den Regeln des Aristoteles abgefaßte Tragödie gegeben zu haben. T. hat in dieser Tragödie den reimlosen elfsilbigen Vers (verso sciolto) zuerst für ein umfangreiches Werk angewendet. Einen unangemessenen Gebrauch von diesem Verse machte er in dem Plautus nachgeahmten Lustspiel "I simillimi" (Vened. 1547). Sein Epos "Italia liberata da' Goti" (1547-48) ist eine sklavische Nachahmung Homers ohne poet. Wert. Glücklicher war T. als Lyriker. Auch verfaßte er eine "Poetik", die von gründlichen Kenntnissen zeugt, wie überhaupt sein Ruf als Gelehrter höher steht als sein dichterischer. Seine Werke gab Scipione Maffei gesammelt heraus: "Tutte le opere di G. G. T." (2 Bde., Verona 1729). - Vgl. Morsolin, G. G. T. (Vicenza 1878).

Trist (lat. tristis), traurig, öde.

Tristan heißt der Held einer ihrem Kerne nach kelt. Sage, die merkwürdige Anklänge an die Theseussage enthält; ihre volle Ausgestaltung hat sie, wie so viele kelt. Sagen, erst in Frankreich bekommen. Mit Artus und seiner Tafelrunde hängt sie ursprünglich nicht zusammen und ist erst durch die Kunstdichtung in eine äußerliche und lose Verbindung mit ihr gebracht worden. Ihr Thema ist die durch einen Zaubertrank bewirkte sündige Liebe T.s zu Isolde, der Gemahlin seines Oheims, des Königs Marke von Cornwallis. Eben diese Liebe mit ihrer wunderbaren Entstehung, ihrer bedenklichen Stellung zwischen natürlichem Recht und sittlichem Unrecht, ihrer verstohlenen Beharrlichkeit, die stets neue Fährlichkeiten überwand, machten T. und Isolde zu dem gefeiertsten Liebespaare des Mittelalters und verbreiteten die Sage über ganz Europa; ihre Liebe wurde geradezu vorbildlich für die Liebe des höfischen Minnedienstes, der auch dem modischen Schema nach der Gattin eines andern gilt. Aus kelt. Lais ging der Stoff zunächst in nordfranz. und anglonormann. Spielmannsdichtungen; sie lagen den größern zusammenfassenden Bearbeitungen des Beroul (um 1150) und des kunstvollern Thomas (um 1170) zu Grunde, die ihrerseits in sehr mannigfachen Redaktionen umliefen; von beiden sind nur Fragmente erhalten (hg. von Michel, "Tristan's poetical romance in French", 3 Bde., Lond. 1835-39; eine Ausgabe des "Beroul") von W. Meyer und Muret steht bevor); der "Tristan" des Chrétien de Troyes ist verloren. Von hier fand die Sage den Weg in die span., ital., deutsche, skandinav., slaw. und sogar in die griech. Litteratur. In die deutsche verpflanzte sie zuerst um 1170 Eilhard von Oberge (s. d.), dessen Beroul nahestehendes Gedicht leider in der ursprünglichen Gestalt bis auf wenige Bruchstücke verloren ist; das Ganze gab nach einer Überarbeitung heraus Lichtenstein (Straßb. 1878), aus einer noch spätern Prosaauflösung (gedruckt 1484 u. ö.) ging es in Simrocks "Deutsche Volksbücher" über. Die höchste Kunstvollendung gab T.s Geschichte um 1210 Gottfried (s. d.) von Straßburg, dessen der Thomasversion angehörige Quelle mit dem engl. Sir Tristrem und einer nordischen Sage (beides hg. von Kölbing, "Die nordische und die engl. Version der Tristansage", 2 Bde., Heilbr. 1878 u. 1883) nahe verwandt war; er folgte der Quelle sehr genau, hat das Gedicht aber nicht vollendet. Den mangelnden Schluß