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Xibaro – Xylidin
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'X für ein U machen'
deutete aber 10; schrieb daher jemand X statt U auf die Rechnung, so schrieb er das Doppelte an.
Xibaro (spr. chi-), Mischrasse, s. Farbige.
Xicalanca (spr. chi-), mezik. Urvolk, s. Olmeca.
Ximenes (spr. chi-), Francesco, span. Staatsmann und Kardinal, geb. 1436
zu Torrelaguna in Altcastilien, studierte in Salamanca, reiste hierauf nach Rom und brachte eine päpstl. Bulle mit, welche ihm die
erste offene Pfründe in Spanien zusicherte. X. erhielt darauf vom Erzbischof von Toledo eine geistliche Pfründe im Kirchsprengel
Siguença, dessen Bischof, Kardinal Gonzalez Mendoza, ihn zu seinem Großvikar ernannte. Nachher trat er in den
Franziskanerorden und wurde Beichtvater der Königin Isabella von Castilien. 1495 zum Erzbischof von Toledo ernannt, war er,
vom Papst zum Kardinal und Großinquisitor erhoben, kirchlich und politisch die maßgebendste Persönlichkeit in den vereinigten
Königreichen. 1508 gründete er die Universität Alcalá de Henares, auch veranlaßte er die berühmte Complutensische Bibel
(s. Polyglotte). Vorzüglich beschäftigte ihn die Bekehrung der Mauren; im Mai 1509 landete er an der Küste
von Afrika und unter seiner Führung wurden die Mauren in der Nähe von Oran besiegt und die Festung erobert. X. kehrte dann
nach Spanien zurück, wo ihn Ferdinand feierlich empfing. Als dieser 1516 starb und sein Enkel Karl noch minderjährig war, wurde
T. Regent von Spanien. T. starb 8. Nov. 1517, von Karl V. mit Undank belohnt. – Vgl. Fléchier,
Histoire du Cardinal X. (2 Bde., Amsterd. 1700; deutsch von Fritz, Bd. 1, Würzb. 1828);
Hefele, Der Kardinal X. und die kirchlichen Zustände Spaniens am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrh. (2. Aufl., Tüb. 1851);
Havemann, Francesco X. (Gött. 1848); Prescott, Ferdinand und Isabella, die Katholischen (Lpz. 1842);
Cartas Cardenal Don Fray Francisco Jimenez de Cisneros (Madr. 1867); Gams, Zur
Geschichte der span. Staatsinquisition (Regensb. 1878).
Xingu (spr. schingú), südl. Nebenfluß des Amazonenstroms, entspringt auf
der Hochebene des brasil. Staates Mato-Grosso, nahe dem 15.° südl. Br., mit mehrern Quellarmen, die sich 11°
55,5’ südl. Br. zu dem etwa 500 m breiten Hauptstrom vereinigen. Die Hauptarme sind der
Ronuro im W. und die weniger bedeutenden Kuluene im O. und Batovy in der Mitte. Der Mittellauf ist reich an gefährlichen
Stromschnellen und Katarakten, und erst unterhalb der sog. Volta, die eine Kette von Wasserfällen darstellt, erhält der A. ruhiges
Fahrwasser und wird Dampfern zugänglich. Hier liegen auf dem rechten Ufer Souzel und nahe der Mündung Porto de Moz, kleine
von Gummihändlern bewohnte Ortschaften. Von Nebenflüssen ist der nahe dem 4. Breitengrade links einmündende Guiriri
erwähnenswert. Im Endstück seines Laufs erreicht der X. eine Breite von 7 bis 8 km. Zum erstenmal in seiner ganzen Länge
befahren wurde der X. 1884 von Dr. Karl von den Steinen (s. d.) und seinen Begleitern
Dr.. O. Clauß und Wilh. von den Steinen. Auf der zweiten 1887–88 ausgeführten Xingu-Expedition konnten von den Steinen,
Vogel und Ehrenreich nur von Kuliseu befahren. Erst Hermann Meyer gelang es 1896 den Ronuro und Kuluene zu erforschen. –
Vgl. Clauß, Die Schingu-Expedition (in Petermanns «Mitteilungen», Gotha 1886); von den Steinen, Durch Centralbrasilien
(Lpz. 1886); ders., Unter den Naturvölkern Centralbrasiliens (Berl. 1893; 2. Aufl. 1897); Meyer, Meine Reise nach Brasilien
(in den ↔ «Verhandlungen der deutschen Kolonialgesellschaft», Berl. 1896/97).
Xions, Stadt im Kreis Schrimm des preuß. Reg.-Bez. Posen, hat (1895) 968 E., darunter 250
Evangelische und 118 Israeliten, Post, Telegraph, kath. und evang. Kirche, Synagoge und zwei Volksbanken. Hier fand 29. April
1848 ein Gefecht zwischen Preußen und Polen statt.
Xisuthros, griech. Form des babylon. Noah, vielleicht zusammenzustellen mit dem in der
Gilgamischlegende (s. Babylonien, Litteratur und
Sintflut) vorkommenden
Chasis-atra oder Atra-chasis, einem Beinamen des
keilinschriftlichen Noah.
Xochimilca (spr. chotschi-), mexik. Volk, s. Nahua.
X. P., in der internationalen Telegraphie Abkürzung für
express payé (frz., d. h. Eilbote bezahlt).
Xuthos, Sohn des Hellen und der Orseïs, Enkel des Deukalion (s. d.), Bruder des
Doros und Aiolos (s. d.), galt als Vater von Achaios und Ion (s. d.) für den mythischen
Stammvater der Achäer und Ionier. Seine Gattin war Kreusa, des Erechtheus Tochter.
Xylander (gräcisiert aus Holtzmann), Wilh., Gelebrter, geb. 26.
Dez. 1532 zu Augsburg, studierte in Tübingen und erhielt 1558 die Professur der griech. Sprache zu Heidelberg, wo er 10. Febr.
1576 starbt Er übersetzte den Cassius Dio (Bas. 1558), die Werke des Plutarch (ebd. 1560–70), die Geographie des Strabo
(ebd. 1571) und mehrere mathem. Schriften aus dem Griechischen ins Lateinische; von seinen Ausgaben griech. Prosaiker ist
die der philos. Schriften des Marcus Antoninus (Zür. 1559) als editio princeps wichtig; sein «Stephanos von Byzanz» erschien
Basel 1568.
Xylarĭa Hill.,
Holzpilz, Fingerpilz, Pilzgattung aus der Familie der
Pyrenomyceten (s. d.) mit etwa 60 meist in den wärmern Gegenden wachsenden Arten, ziemlich große
fingerförmige oder strauchartig verzweigte Pilze, deren Perithecien oft in besonders ausgebildeten keulenförmigen Zweigen
eingesenkt sind. Sie wachsen zumeist auf altem vermoderndem Holze, seltener auf Erde. Eine der gemeinsten in Deutschland
vorkommenden Arten ist X. hypoxylon Fr.
(s. Tafel: Pilze IV, Fig. 2).
Xylem (grch).), in der botan. Histologie die Gewebepartien, die in den Stämmen und Wurzeln der
Dikotyledonen und Gymnospermen zwischen dem Cambiumring und dem Mark liegen. Das X. enthält in der Regel Gefäße,
Tracheïden, Holzparenchymzellen, Markstrahlen, bastähnliche Zellen (sog. Libriform), welch letztere zu den Stereïden zu rechnen
sind. Was man im gewöhnlichen Leben als Holz bezeichnet, stimmt im wesentlichen mit
dem wissenschaftlichen Begriff X. überein. Ebenso wie die Bezeichnung Phloëm (s. d.)
ist auch X. nur auf die Lagerung der Gewebe zum Cambiumring anzuwenden; doch nennen einige Botaniker auch häufig die sog.
Gefäßteile in den Leitbündeln der Monokotyledonen und Gefäßkryptogamen, in denen ähnliche Zellformen vorkommen, X.
Xylidin, Amidoxylol, Bezeichnung für die aromatischen Basen
von der Formel
C6H3(CH3)NH2 = C8H11N,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 890.