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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ferdinand

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Ferdinand (Neapel und Sizilien).

und Kurfürsten von Köln, zugleich zum Bischof von Lüttich, Münster und Hildesheim, 1618 auch von Paderborn erwählt. Mit glühendem Eifer betrieb er die Ausrottung der Ketzerei in seinen Stiftern und den Nachbarländern, beförderte die Missionen der Jesuiten und hoffte durch Erhebung seines Bruders Maximilian zum Kaiser der katholischen Kirche und dem bayrischen Haus in Deutschland zugleich zum Sieg zu verhelfen; doch lehnte Maximilian die Kaiserkrone ab. Nach Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs 1618 schloß sich F. der Liga an. Mit Hilfe Spaniens sicherte er längere Zeit sein Stift vor Kriegsgefahr, von der es aber seit Ankunft der Schweden in Deutschland auch hart betroffen wurde; bis zum Ende des Kriegs war das Stift der Tummelplatz schwedischer, französischer, kaiserlicher und spanischer Kriegshaufen. F. starb 13. Sept. 1650 in Arnsberg.

[Neapel und Sizilien.] 10) F. I., König von Neapel, natürlicher Sohn Alfons' V. von Aragonien, welcher sich, von der Königin Johanna adoptiert, 1421 des Throns von Neapel u. Sizilien bemächtigt hatte, wurde 1443 zum Prinzen von Kalabrien und Thronfolger in Neapel erklärt u. vom Papst als solcher bestätigt. Seit 1445 mit Isabella von Chiaramonte, der Tochter des Grafen Tristan von Copertino, vermählt, besetzte er nach dem Tod seines Vaters (1458) Neapel und wurde vom Papst Pius II. mit diesem Königreich belehnt, hatte aber mehrere Jahre gegen den Prätendenten, den Herzog Johann von Kalabrien, Sohn Renés von Anjou, zu kämpfen. Doch gelangte er 1465 in den Besitz des Reichs, in welchem er sich dadurch befestigte, daß er seine natürliche Tochter mit dem Neffen des Papstes Sixtus IV., Leonhard de la Rovere, und seinen Sohn Alfons mit der Tochter des Herzogs von Mailand vermählte. F. war ein staatskluger und energischer Fürst, der die Königsmacht besonders durch Schwächung des Adels stärkte und selbst dem Papst gegenüber seine Selbständigkeit wahrte. Auch für die materiellen Interessen (namentlich die Seidenzucht) sorgte er sehr eifrig, ebenso für die Wissenschaften, besonders die Jurisprudenz. Kurz vor seinem Tod verband sich, aufgereizt von dem mißvergnügten Adel, Herzog Lodovico Moro von Mailand mit Karl VIII. von Frankreich zur Geltendmachung der Rechte des Hauses Anjou auf den neapolitanischen Thron. Unter seinen Bemühungen, dies Bündnis wieder zu lösen, starb F. 25. Jan. 1494 in Genua.

11) F. II., König von Neapel, älterer Sohn Alfons' II. und Enkel des vorigen, geb. 26. Juli 1469, folgte 1495 seinem Vater, welcher, von Karl VIII. von Frankreich bedroht, die Krone niedergelegt hatte. Karl VIII. setzte sich zwar 1495 mit Hilfe des neapolitanischen Adels rasch in den Besitz des Reichs und wurde 12. Mai in Neapel gekrönt, während F. nach Sizilien flüchtete; aber nach dem Abzug Karls kehrte F. schon 1495 zurück. Er wurde zwar zuerst bei Seminara von d'Aubigny geschlagen, zwang aber, namentlich mit Hilfe des "großen Kapitäns" Gonsalvo de Cordova, den Vizekönig, Herzog von Montpensier, 1496 zur Kapitulation von Atella, welche das Reich wieder in die Gewalt Ferdinands brachte. Doch starb er kurz darauf 7. Sept. 1496, ein sehr begabter, energischer, dabei aber harter Fürst.

12) F. III., s. Ferdinand 29).

13) F. I., König beider Sizilien, dritter Sohn Karls III., Königs von Spanien, und der Prinzessin Amalie von Sachsen, geb. 12. Jan. 1751, wuchs ohne jegliche Geistesbildung auf, widmete sich aber um so eifriger gymnastischen Übungen, worin er, durch außerordentliche Körperkräfte unterstützt, sich auszeichnete, und gab sich als Jüngling den niedrigsten Vergnügungen hin. Als sein Vater 1759 den spanischen Thron bestieg, folgte er demselben als F. IV. auf dem von Neapel, wo ihm während seiner Minderjährigkeit ein Regentschaftsrat unter dem Vorsitz des Marchese Tanucci beigegeben war. Letzterer behielt auch, nachdem F. volljährig geworden (12. Jan. 1767), einen entscheidenden Einfluß und regierte im Geiste der Aufklärung. Nach Tanuccis Rücktritt 1777 führte Ferdinands schöne und geistreiche Gemahlin Karoline Marie, Tochter der Kaiserin Maria Theresia, die Zügel der Regierung, welche 1784 Acton zum ersten Minister berief und aus Haß gegen die französische Revolution ein strenges Polizeiregiment errichtete, alle Liberalen mit scharfen Strafen verfolgte und 1793 der Koalition gegen Frankreich beitrat. Durch das siegreiche Vordringen der republikanischen Armee in Italien genötigt, 1796 mit der Republik Frieden zu schließen, setzte F. dennoch seine Rüstungen fort, verbündete sich 1798 mit Österreich, Rußland und England und drang bis Rom vor. Die Folge war das Einrücken eines französischen Heers unter dem General Championnet in Neapel und, nachdem der König schon 24. Dez. 1798 nach Palermo geflohen war, die Proklamation der Parthenopeischen Republik 23. Jan. 1799. Indessen erhoben sich die neapolitanischen Provinzen für den legitimen Regenten, und die Hauptstadt selbst fiel 21. Juni 1799 wieder in die Gewalt des Royalistenheers unter dem Kardinal Ruffo, worauf im Januar 1800 der Hof nach Neapel zurückkehrte und ein blutiges Strafgericht über alle Abtrünnigen verhängte. Obwohl die Integrität des Königreichs Neapel in einem Vertrag zwischen Spanien und dem Ersten Konsul festgestellt worden war, mußte F. im Frieden von Florenz mit Frankreich vom 18. März 1801 den Stato degli Presidi abtreten und französische Truppen in seine Staaten aufnehmen, auch in dem Neutralitätsvertrag von 1805 versprechen, den Truppen der gegen Frankreich kriegführenden Mächte die Landung zu verweigern. Als nun dennoch im November 1805 ein englisch-russisches Heer in Neapel landete, dekretierte Napoleon 27. Dez. 1805 die Absetzung der Dynastie der Bourbonen in Neapel, und F. mußte im Januar 1806 abermals nach Sizilien flüchten. Während darauf Joseph Bonaparte zum König beider Sizilien erhoben ward, behauptete sich F. mit Hilfe der Engländer zwar in Sizilien, übergab jedoch, als 1811 zwischen der Königin und dem englischen Kabinett, das mit der brutalen, verschwenderischen Mißregierung unzufrieden war, Spaltungen eingetreten waren, auf Verlangen Englands 1812 seinem Sohn Franz die Regierung. Durch den Wiener Kongreß in alle seine Rechte wieder eingesetzt, hob er sofort die 1812 gegebene sizilische Konstitution aus, zog nach Murats Flucht 17. Juni 1815 wieder in Neapel ein, vereinigte hierauf durch Dekret vom 8. Dez. 1816 seine Staaten diesseit und jenseit der Merenge ^[richtig: Meerenge] in ein Königreich beider Sizilien und nannte sich nun F. I. Er schloß 16. Febr. 1818 ein Konkordat mit dem römischen Stuhl. Infolge der Revolution von 1820 mußte er die spanische Konstitution von 1812 feierlichst beschwören, begab sich jedoch 1821 nach Laibach und erbat die bewaffnete Hilfe der Mächte gegen die von ihm eingesetzte Regierung, die dann auch durch österreichische Bajonette gestürzt wurde. Über die Liberalen wurden furchtbare Strafgerichte verhängt. F. starb 4. Jan. 1825, seinen Sohn Franz I. als Nachfolger hinterlassend. Seine Gemahlin war 8. Sept.