Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

905
Geschoß
lung, in der sich ein schmiedeeisernes Hütchen (Treib-
spiegel, culot) befindet. (S. Erpansion.) Das Ex-
pansionsgeschoß des Miniegewehrs (s. d.) zeigt
Fig. ll. Ähnliche G., jedoch ohne Hütchen, sind die
von Neßler (Fig. 12) und Podewils (Fig. 13).
Als Typus des Systems der Geschoß st a u ch u n g
verdient das österreichische O. von Lorenz (Fig. 14)
Fig. l(".
Fig. 11.
Fiq. 12.
Erwähnung', dasselbe wird durch den Druck der
Pulvergase gegen seine Bodenfläche verbreitert und
damit in die Züge getrieben. Die Einkerbungen
(Kannelierungen) dienten zur Erleichterung deo
hintern Teils, zur Verminderung der Reibung im
Lauf und zur Aufuahme der Fettung. Besondere
Formen zeigen noch das G. von Wbitwortd
(Fig. 15) für die Seele von sechseckigem Querschnitt
und das eichelförmige
G. des preuh. Zünd-
nadelgewehrs, das sog.
Langblei (Fig. 1l>),
welches mittels einc^
Papierspiegels in der
Seele geführt wurde.
Die G. Fig. 10-15 ge-
hören den Vorderlader
gewehren an. Die bei
Hinterladern vom Kali-
ber 11 mm üblichen G. sind von Weichblei oder Hart-
blei lBtei mit Zusatz von Antimon), ungefähr 25 3
schwer, cylindioogival, 2^/..-3 Kaliber lang und in
der Regel ganz glatt. Auf dem cvli ndrischen Teil
sind sie mit Papier umwickelt, um die Verbleiung
des Laufs zu mindern; an der Spitze meist ge-
fettet (Fig. 1 <).
Bei den neuen Kalibern von 6,5 bis 8 mm sind die
G. 10-15 3 schwer und besitzen infolge dieser Er-
Fig. i::
Fig. 14.
,5 lg.
Fig. 16.
Fig. 17. Fig. 13.
leichtcrung gegenüber den G. größerer Kaliber ein
geringeres Beharrungsvermögen. Aus diesem und
einem sofort zu entwickelnden Grund macht sich
stärkerer Drall notwendig. Wegen der damit ver-
bundenen gewaltigen Reibung im Lauf sind Vlei-
geschosse nicht mehr verwendbar; man ging deshalb
zu Mantelgeschossen (Fig. 18) über, die auch
Compound-, Verbund- oder gepanzerte G. genannt
werben. Der Mantel besteht aus emer papierstarken
Hant von Kupfer-, Nickel-, Stahl- oder vernickeltem
Stahlblech. Mit Vermehrung der Anfangsgeschwin-
digkeit und Verminderung des Geschoßgewichts
nimmt der Luftwiderstand zu. Damit aber die Ge-
schoßgeschwinoigkeit nicht zu rasch abnimmt, muß
der Geschohquerschnitt möglichst hoch belastet werden,
d. h. das kleintalibrige G. muß möglichst lang sein
(3-4 Kaliberlängen). Solchen G. kann die nötige
Rotationsfestigkeit, also ein sicherer Flug, nur durch
einen starken Drall gegeben werden. G. aus Stahl
oder Mefsing haben wegen ihres geringen specifi-
schen Gewichtes nickt befriedigt. Ein bedeutendes
specifisches Gewicht besitzt Wolfram; seine Verwen-
dung zu G. der Handfeuerwaffen ist, abgeseben von
andernNnzuträglichkeiten,vorlällfig durcb den hohen
Preis ausgeschlossen. Neuerdings sollen in Deutsch-
land Alumiuiumgeschosse im Versuch sein, die
nur auf nahe Entfernung einen Menschen zu ver-
letzen vermögen. Die Verwendung ist für Wacht-
posten, Gefangenenbegleitung u.s. w. beabsichtigt,
weil die normalen G. des Gewehrs eine solche Durch-
schlagskraft besitzen, daß beim Gebrauch der Schuß-
waffe seitens der Posten innerhalb der Straßen einer
Stadt Passanten auf erhebliche Entfernung be-
schädigt werden können.
Über Erpl 0 si 0 nsgesch 0 sse und Gewehrraketen
s. die Einzelartikel.
Mit der Übertragung der Züge auf die Ge-
schütze, die mit Erfolg etwa von 1857 anhebt, wird
auch für diese die Gestalt des länglichen G. maß-
gebend (die man auch bei glatten Geschützen, indes
ohne dauernden Erfolg, verfucht hatte). Man unter-
scheidet bei den Langgeschossen der Geschütze den eiser-
nen Hauptkörper des G., auch Eisenkern genannt, und
das Führungsmittel, welches ein weicheres Metall,
z. B. Blei, Zink, Kupfer u. s. w., erfordert. Im gan-
zen bat das Langgeschoß der
Gesckütze gleichfalls die cylin-
droogioale Gestalt. Als die
wichtigsten durch die Füh-
rungsart bedingten Verschie-
denheiten sind hervorzuheben:
G. mit Ailetten, mit Leisten,
mit Expansion, mit Bleiman-
tel, mit Kupferringen und end-
lich solche von polygonalen:
Querschnitt, die keines Füb-
rungsmittels bedürfen. Die
G. mit Ailetten (Fig. 10,
franz. Granate von 1858)
haben auf dem cylindrischen
oder Fübrungsteil ringsum
in gleichen Abstanden meh- ^g. 19.
rere schräg gestellte Paare von
Zapfen, welche den obigen Namen von dem franz.
aile (Flügel) tragen und aus Messing oder Let-
ternmetatl bestehen. Jedes Ailettenpaar (bei obigen
! G. sind es sechs) entspricht wieder einem Zuge des
Geschützrohrs. Die miteinander übereinstimmende
schräge Stellung der Ailetten und die schrauben-
! sörmige Windung der Züge haben die Drehung
^ des G. um seine Längenachse zur Folge. Dasselbe
^ wird beim G. des österr. Vorderladers von 1863
durch die leisten- oder flügclförmigen Vor-
sprünge eines um den Führungsteil des G. her-
! umgegossenen Mantels aus Zinnlegierung erreicht
(Fig. 20). Fig. 21 zeigt das schweizerische G. des
Vorderladers mit Expansionsring8am hintern