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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Giovinazzo; Giovine Italia; Giovini; Giovio; Giozza; Gipfeldürre; Gipfelhöhe; Gips

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Giovinazzo – Gips

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Giovibahn'

Novi-Genua über den der Riviera des Golfs von Genua zugewendeten Teil der Apenninen, 1. Juni 1889 eröffnet. Die alte Linie des Giovipasses zwischen Rivarolo und Ronco, 1846 begonnen und 1854 vollendet, dient nunmehr lediglich dem örtlichen Verkehr. Bei ihren äußerst ungünstigen Steigungsverhältnissen konnten im besten Falle während 24 Stunden höchstens 800 Güterwagen auf die Paßhöhe geschafft werden. Die weitere Bedeutung, die die Verbindung zwischen Turin und Genua mit der Vollendung der Gotthardbahn (s. d.) erhielt, veranlaßte die Regierung, den schon in dem Eisenbahngesetz vom 29. Juli 1879 (s. Italienische Eisenbahnen) geplanten Bau einer leistungsfähigern Parallelstrecke zu beschleunigen. Die Linie besitzt 18 Tunnels (12,37 km Gesamtlänge) von 95 bis zu fast 8300 m Ausdehnung und eine große Zahl von Viadukten, von denen der Viadotto del Verde bei Pontedecino (431,30 m lang, bis 55,73 m hoch) mit 18 Öffnungen und über 40 m hohen Pfeilern allein 2 ½ Mill. M. gekostet hat. Die gesamten Baukosten betrugen 64,8 Mill. M.

Giovinazzo (spr. dschow-), Stadt in der ital. Provinz und dem Kreis Bari am Adriatischen Meere, an der Linie Barletta-Bari des Adriatischen Netzes, seit 951 Bischofsfitz, hat (1881) 9797 E., ein Gymnasium, eine technische Schule; Fabrikation von Hanf- und Baumwollzeug sowie Steinbrüche.

Giovĭne Italĭa (ital., spr. dschow-), Junges Italien (s. d.).

Giovini, Aurelio Bianchi, ital. Publizist, s. Bianchi-Giovini.

Giovio (spr. dschowio), Paolo, ital. Geschichtschreiber, geb. 19. April 1483 in Como, wurde von seinem ältern Bruder Benedetto G., dem Geschichtschreiber Comos, sorgfältig erzogen und studierte zu Padua Philosophie und in Pavia Medizin, ließ sich in Como, darauf in Mailand als praktischer Arzt nieder. Um 1517 ging er nach Rom, gab aber seinen Beruf auf, um der Geschichtschreiber seiner Zeit zu werden. Seine unter dem Namen Paulus Jovius herausgegebenen «Historiarum sui temporis libri XLV» (2 Bde., Flor. 1550–52, auch Bas. 1560 u. ö.; italienisch von Domenichi, 2 Bde., Flor. 1551–53 u. ö.) behandeln die Geschichte von 1494 bis 1547. Hadrian VI. verlieh ihm ein Kanonikat an der Kathedrale von Como und Clemens VII. ernannte ihn 1528 zum Bischof von Nocera. 1543 ging er nach Como und 1550 nach Florenz, wo er 11. Dez. 1552 starb und in San Lorenzo beigesetzt ward. Er schrieb noch Biographien «Vitae vivorum illustrium» (italienisch von Domenichi, 7 Bde., Flor. 1549–57), «Elogia vivorum doctorum», «Elogia vivorum bellica virtute illustrium» (italienisch von Domenichi, ebd. 1554 u. ö.), «De vita Leonis X libri IV» (ebd. 1549), «Ragionamento sulle imprese» (Mail. 1863) u. a. m. Seine ital. Briefe gab Domenichi («Lettere volgari di P. G.», Vened. 1560) heraus.

Giozza (spr. dscho-), Pier Giacinto, ital. Schriftsteller, geb. 24. April 1846 in Turin, studierte daselbst Philosophie und Litteratur und ist gegenwärtig Professor der ital. Litteratur am Lyceum zu Alessandria. Er schrieb: «Le pergamene Arboresi» (Tur. 1869), «Le metamorfosi del pensiero poetico di G. Leopardi e carattere del suo scetticismo» (Benevent 1875), «Eleonora da Toledo», histor. Drama in Versen (ebd. 1876), «Il ventiquattro febbraio» (Tragödie, Übersetzung des Stückes von Zach. Werner, ebd. 1876), ↔ «Notizie sulla vita e sugli scritti di Angelo Costanze e di Galeazzo di Tarsia» (ebd. 1877), «Excelsior» (Cremona 1878), «Curiose indagini sopra il poema di Dante: Il soriso di Beatrice» (ebd. 1879), «La leggenda dell’ Inferno» (ebd. 1880), «Iddio e Satana nel poema di Dante» (Palermo 1885), «Saggio di metodo per l’insegnamento liceale di lettere italiane» (Novara 1888).

Gipfeldürre, Krankheitserscheinung der Holzgewächse, deren oberste Partien allmählich dürr werden, ihre Blätter abwerfen und schließlich absterben. Meist wird G. durch ungünstige Ernährungsverhältnisse, hauptsächlich durch Mangel an Wasser hervorgerufen; jedoch auch eine teilweise Zerstörung der Wurzeln durch parasitische Pilze, welche die Wurzelfäule (s. d.) u. dgl. bewirken, oder auch von Tieren herrührende Verwundungen der Wurzeln können die G. veranlassen. Kiefern leiden nicht selten an G. infolge der Kienkrankheit (s. d.). Alte Eichen werden oft gipfeldürre, wenn sie als Überhalter (s. d.) aus dem geschlossenen Stand frei gestellt werden. Sehr alte Laubhölzer, namentlich Eichen und Buchen, aber auch andere Bäume zeigen nicht selten G. als den ersten Anfang eines allmählichen Absterbens.

Gipfelhöhe, mittlere, s. Gebirge.

Gips (Gyps), ein aus wasserhaltigem schwefelsaurem Kalk (CaSO4+2aq, mit 32,54 Kalk, 46,51 Schwefelsäure und 20,95 Proz. Wasser) bestehendes Mineral, das aber auch zugleich als Gestein auftritt. Der G. krystallisiert im monoklinen System; beistehende Fig. 1 zeigt eine der gewöhnlichsten Krystallformen, die von den vertikalen Prismenflächen, rechts und links von dem Klinopinakoid, oben und unten von der negativen Hemipyramide begrenzt ist; bisweilen sind die Flächen der letztern lang und breit ausgedehnt.


Figur 1, 2:

Bei den aufgewachsenen Krystallen erscheinen die Individuen vielfach verzwillingt, indem zwei derselben mit ihren vordern Querflächen, wie Fig. 2 angiebt, zusammengewachsen sind, wodurch dann an dem einen Ende des Zwillings ein einspringender Winkel entsteht, die «Schwalbenschwanzzwillinge». Bei den eingewachsenen Krystallen kommt ein anderes Zwillingsgesetz vor (s. Gipslinsen). Eine sehr vollkommene Spaltbarkeit folgt dem Klinopinakoid, auf welchem Perlmutterglanz hervortritt, eine viel weniger gute der Hemipyramide. Der G. hat nur die Härte 1,5 bis 2 (er läßt sich mit dem Fingernagel ritzen) und das spec. Gewicht 2,3. Im reinen Zustande ist er farblos und oft wasserhell, auch schneeweiß, eine Beimengung von Thon, bituminöser Materie oder Eisenoxyd färbt ihn aber oft grau, dunkelgrau, gelblich oder rötlich. Bei der Erhitzung giebt er Wasser ab, wird trübe und weiß, blättert sich auf und schmilzt zu weißem Email. Er löst sich in 360–480 Teilen Wasser, weshalb aus Gipslagern kommende Quellen damit beladen sind, in Säuren nicht viel besser.

Formen, in denen der G. auftritt, sind:

  • 1) Gipskrystalle, isolierte oder aggregierte große Individuen, rundum ausgebildet, bisweilen linsenförmig abgerundet, eingewachsen in Thonen und Mergeln, oder aufgewachsen in Hohlräumen der Gips- und Salzgebirge. Solche Gipskrystalle bilden sich noch immerfort, wie man sie denn in Höhlungen von Hüttenschlacken, auf Grubenholz, in

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 12.