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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Glätten – Glatz

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glatteis'

Erstarrung unter den Eispunkt abgekühlt, so kann G. auch bei Temperaturen über Nullgrad und auf nicht gefrorenem Erdboden sich bilden.

Glätten, ein Appreturverfahren (s. Appretur) bei Garnen, Geweben und Papieren. G. wird auch in der Bedeutung von Polieren (s. d.) gebraucht.

Glatthafer, s. Arrhenatherum.

Glatthai (Mustelus laevis Risso), ein bis 1 m lang werdender, namentlich im Mittelmeer nicht seltener Hai von grauer, manchmal schwarz gesprenkelter Farbe, zeichnet sich dadurch aus, daß seine Jungen nicht bloß lebendig geboren werden, sondern auch als Embryonen mittels einer Art Mutterkuchen, wie Aristoteles schon wußte, mit ihrer Mutter verbunden sind. Auf der Eihaut nämlich entwickeln sich zahlreiche kleine Zotten, die in Vertiefungen der Eileiterwand eingreifen.

Glatt hereinnehmen. Glatt hereingeben, s. Deport.

Glattnasen (Gymnorhina), diejenige Gruppe der echten Fledermäuse, deren Nase ohne Blattanhänge oder Hautaufsätze ist. Zu ihr gehören die bekanntesten unserer einheimischen Fledermäuse; die Ohrenfledermaus (Plecotus auritus L.), s. Tafel: Fledermäuse II, Fig. 2) mit ungeheuern, häutigen Ohren, welche in der Ruhe zusammengefaltet werden, in ganz Europa bis an den Kaukasus verbreitet. Die Mopsfledermaus (Synotus barbastellus Keys. u. Blas., s. Taf. I, Fig. 1), die in Südeuropa und Afrika vorkommende langflügelige Fledermaus (Miniopteris Schreibersii Keys. u. Blas., s. Tafel II, Fig. 2) sowie die frühfliegende Fledermaus (Vesperugo noctula Keys. u. Blas., s. Taf. II, Fig. 4). Die letztere erscheint bei uns als erste am Abend und zeichnet sich durch ihren gewandten und schönen schwalbenartigen Flug aus. Die kleinste Form ist die Zwergfledermaus (Vesperugo pipistrellus Daub.). Endlich gehört hierher auch die gemeine Fledermaus (Vespertilio murinus Schreb., s. Taf. I, Fig. 3) oder Speckmaus, welche in Kaminen und Rauchkammern, wie auf Speichern und unter Dächern warme und trockne Verstecke aufsucht, woselbst sie auch, oft zu großen Gesellschaften vereinigt, ihren Winterschlaf hält. Alle diese Arten sind äußerst nützlich durch Vertilgung schädlicher Insekten. Daß sie unsere Speisekammern plündern, ist ein Aberglaube.

Glattpflug, s. Pflug.

Glättpresse, s. Buchdruckerkunst (Bd. 3, S. 664a).

Glattputz, s. Abputz.

Glattrochen, s. Rochen.

Glattschupper, s. Schuppen.

Glättstein, s. Lederfabrikation.

Glattwale (Leiobalaenida), s. Walfische.

Glattwalze, s. Ackerwalze.

Glättzahn, Werkzeug für Buchbinder, s. Buchbinderei (Bd. 3, S. 650b).

Glatz. 1) Grafschaft in Schlesien, zum preuß. Reg.-Bez. Breslau gehörig, umfaßt die Kreise G., Habelschwerdt und Neurode mit 1636 qkm und (1890) 172433 E., darunter 164501 Katholiken, 7472 Evangelische, 154 andere Christen und 306 Israeliten. Das Land, ringsum von Gebirgszügen umgeben und nur im Innern von niedrigen Hügeln durchzogen, bildet wie Böhmen einen an Naturschönheiten reichen Gebirgskessel (s. Glatzer Gebirge). Derselbe gehört zum mittlern Teil der Sudeten. Der höchste Teil der umgebenden Ketten ist das Glatzer Schneegebirge mit dem Großen Schneeberge (1427 m) ↔ am Südrand der Grafschaft; es bildet eine berühmte Wasserscheide; auf ihm entspringt die Glatzer Neisse (Ostsee), die die Grafschaft von S. nach N. durchzieht, und die March (Schwarzes Meer). Das Land ist reich an Mineralquellen (Reinerz, Cudova, Langenau,Alt-Haide, Landeck). Die Bewohner sind Deutsche, nur im westl. Teil an der böhm. Grenze in Brzesowie, Schlaney, Tscherbeney (Straussenei) leben etwa 4000 Czechen. Die Hauptbeschäftigung ist Landwirtschaft und Viehzucht. Umfassend ist auch die Leinen- und Baumwollweberei in den höher gelegenen Bergdörfern, die Tuchweberei und der Kohlenbergbau im Kreis Neurode, die Holznägel-, Holzdraht-, Streichholz- und Zündhölzer- und Apothekerschachtelfabrikation in den Kreisen Habelschwerdt und G., die Glaswaren-, Zucker-, Papier-, Cigarren- und Maschinenfabrikation, die Handschuh- und Gamaschenfabrikation, der Betrieb der Mehl- und Sägemühlen, der Kalk- und Sandsteinbrüche und endlich die Cementfabrikation. Der Handel ist nicht unbedeutend und wird durch die Eisenbahnen Breslau-Mittelwalde, Dittersbach-G., G.-Halbstadt und G.-Rückers gefördert. – Die Grafschaft hat ihren Namen von der Stadt G. Zur souveränen Grafschaft wurde das Gebiet durch Podiebrad von Böhmen erhoben und verblieb als selbständiges Ganze bis 1742 bei Böhmen. Doch wurde es oft an fremde Fürsten verpfändet. 1742 wurde die Grafschaft G. zugleich mit Schlesien von Friedrich II. von Preußen erobert und wurde im Frieden zu Breslau und dann 1763 an Preußen abgetreten. Kirchlich gehört das Land noch jetzt zum Sprengel des Fürst-Erzbischofs von Prag. –

2) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Breslau (s. d.), hat 527,91 qkm, (1890) 62956 (29999 männl., 32957 weibl.) E., 3 Städte, 82 Landgemeinden und 54 Gutsbezirke. –


Textfigur:

3) G., czech. Kladsko, Hauptstadt der Grafschaft G. und Kreisstadt im Kreis G., liegt 79 km im SSW. von Breslau, an der Neisse, zwischen den Mündungen der Biele und Steine, in 294 m Höhe, an den Linien Breslau–Mittelwalde, G.-Rückers-Reinerz (20 km) und Dittersbach-G. (51 km) der Preuß. Staatsbahnen, ist Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Breslau) mit 11 Amtsgerichten (Frankenstein, G., Habelschwerdt, Landeck, Lewin, Mittelwalde, Münsterberg, Neurode, Reichenstein, Reinerz, Wünschelburg), eines Amtsgerichts, Zoll- und Steueramtes, Artilleriedepots, Proviantamtes, einer Kreisbauinspektion, Fortifikation sowie der Betriebsbauinspektion der Oberschlesischen Eisenbahn und hat (1890) 13501 (7095 männl., 6406 weibl.) E., darunter 2357 Evangelische und 1221 Israeliten, in Garnison (1407 Mann) das 1. und 3. Bataillon des 38. Füsilierregiments Generalfeldmarschall Graf Moltke und die 3. und 4. Compagnie des 6. Fußartillerieregiments von Dieskau; Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph. Seit Aushebung der Stadtbefestigung und der Außenwerke (1878) beschränken sich die Festungswerke auf die Haupt- oder alte Festung, unmittelbar über der Stadt, in die Felsen eingesprengt, mit dem die Stadt um 90 m überragenden Donjon und der Statue des heil. Nepomuk, und auf die kleine Festung am rechten Neisseufer, Schäferberg genannt. Die Festung ist als befestigter Waffenplatz bestimmt, die Verkehrsstraßen und be-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 59.